Matti Kincaid
Roman zum Thema Verlorenheit
von Mutter
„Du machst Witze! Wo seid ihr?“
„Das ist ein altes Haus der Eisenbahner, direkt beim Ostkreuz. Steht nicht weit von den Schienen, Richtung Treptower Park. Sagt dir das was?“ Sie redet mit flacher Stimme, ohne viel Emotion. Ich konzentriere mich aufs Zuhören. „Ja, ich glaube schon. Ziemlich groß und komplett freistehend, richtig?“
„Ja, genau. Komm entweder vom Wasser oder vom Ostkreuz. Beeil dich – Tiger geht es nicht gut.“ Ich will noch etwas sagen, weiß aber nicht was. Also sage ich ihr, dass ich mich beeile und lege auf. In dem Moment kommt Dirty auf mich zu. „Ist sie hier?“
Das Handy immer noch in der Hand, starre ich ihn an. „Sie hat Tiger gefunden. In einem Haus am Ostkreuz.“
„Ist das gut oder schlecht?“ Er zieht die Augenbrauen zusammen, beobachtet mich besorgt.
„Ganz ehrlich – ich habe keine Ahnung.“
„Dann nichts wie los, oder? Bleibst du auf dem Bock? Ich nehm weiter den Wagen?“
Mit einem Nicken gehe ich rüber zum Motorrad. Beschreibe ihm unterdessen mit kurzen, knappen Sätzen, wie er zu dem Gebäude hinkommt. Ich habe keine Ahnung, wie gut das mit dem Clio geht – ich weiß, dass ich zur Not einfach über die Wiese und die Schienen brettern kann.
Erneut trennen wir uns – ich brettere den Weg zurück Richtung Kreuzberg, fahre über die Oberbaumbrücke nach Friedrichshain und dann rüber zum Ostkreuz. Drüber hinaus, durch die Baustellen- und Industriebrache, die hier seit Jahren darauf wartet, dass es endlich vorwärts geht. Hier eine neue urbane Oase entsteht. Einmal fahre ich falsch, biege hintern Ostkreuz falsch ab und merke erst nach ein paar hundert Metern, dass ich mich geirrt habe. Mit hochgedrehtem Motor reiße ich die Kiste rum, jage zurück. Komme kurz darauf an die Stelle, wo ich das Haus sehen kann – aber dazwischen liegen mehrere Stränge Schienen und viel grünes Gras. Mit einem Blick über die Schulter checke ich, ob irgendwelche Bullen in der Nähe sind und gehe runter von der Straße, rauf auf den Grünstreifen. Durch die Wiese, über Schotter und wuchte die Maschine mit vollem Schwung über das erste Paar Schienen. Luisa hat nie verstanden, warum ich unbedingt ein Off-Road-Motorrad fahren muss. Ich hatte ihr immer versucht, das mit dem Fahrgefühl zu erklären. Jetzt weiß ich wirklich, warum.
Noch zweimal über weitere stillgelegte Bahnschwellen, dann nur noch saftige Wiese. Hier ist niemand unterwegs, niemand, auf den ich acht geben müsste. Das alte Haus türmt sich immer weiter vor mir auf. Die Türen stehen dunkel und offen wie Zahnlücken, die Fenster sind eingeschlagen und rissig. Wie bei allen diesen leerstehenden Häusern kommt irgendwann abends jemand vorbei und schmeißt mit großer Ausdauer Scheiben ein.
Auf den letzten zweihundert Metern beschleunige ich noch mal ordentlich, schraube die Drehzahl ordentlich hoch, um dann aggressiv wieder abzubremsen. Die Tür auf dieser Seite des Gebäudes liegt im Hochparterre – die Treppe dorthin schiebt sich seitlich an der Außenmauer hoch. Das ganze Gebäude ist eine Mischung aus altem Backstein, schmutzigem Beton und bunten Farben. Immer wieder haben sich einzelne Sprayer, manche mehr, manche weniger talentiert, hier verewigt. Es gibt kein Gesamtkunstwerk, kein übergreifendes System, sondern nur von Treibgas herausgeschleuderte Anarchie.
Ich parke das Bike direkt neben der Treppe und mache mir nicht die Mühe, zu ihrem Ende zu gehen, sondern ziehe mich gleich auf das erhöhte Podest vor dem Türeingang. Betrete das Gebäude und stehe in einer leeren Halle – nur die dicken Säulen, die die oberen Geschosse tragen, sind noch geblieben. Meine scharrenden Schritte über Mörtel, Staub und Stücke von Ziegelsteinen klingen merkwürdig hallend. Ich verspanne mich, als ich Geräusche höre: Eine andere Person kommt auf mich zu, auf die Tür am gegenüberliegenden Ende der Halle zu. Es ist Manu.
Wir laufen beide aufeinander zu. Ich will sie umarmen, aber sie hält sich an meinen Oberarmen fest und mich damit auf Abstand. Ihr Gesicht sieht besorgt aus, ihr kleben ein paar Locken an der Stirn.
„Wo ist Tiger?“
Sie deutet nach hinten. „Er ist oben im ersten Stock. Ich habe dich kommen gehört und bin runter, um dich zu holen.“ Als sie sich wegdreht, um zurückzugehen, hake ich mich in ihrem Arm ein und folge ihr dichtauf. „Wie hast du ihn gefunden?“, will ich wissen, während wir die Halle durchqueren.
Abwesend sagt sie: „Einer von den Jungs aus dem ‚Strebergarten‘ hat mich hierher geschickt.“
„Du warst da? Heute Morgen?“
Sie schüttelt den Kopf, geht sich fahrig mit der Hand durch die Haare. Wir haben die Tür fast erreicht. „Ich bin gestern tagsüber schon mal vorbeigefahren, aber da war niemand da, der mir weiterhelfen konnte. Die sind keine völlig verschworene Gemeinschaft – da machen viele einfach ihr Ding.“ Sie sieht mich mit einem kurzen Seitenblick an, während wir durch einen großen Flur auf eine Treppe zugehen. Sie ist aus rohem Beton und sieht, im Gegensatz zu einem Großteil des restlichen Gebäudes, stabil aus. „So ein Typ, mit dem ich dort gesprochen hatte, Heiko, meinte ich solle später noch mal vorbeikommen. Um mit den Leuten zu sprechen, die was mit Matti Kincaid zu tun hatten.“
„Mit Martina Hauptmann?“
„Genau. Die Sprayer – gibt da eine kleine Gruppe in der Wagenburg. Aber die meisten Bewohner wissen halt nix davon. Jedenfalls hatte mir Heiko auch eine Handynummer von sich gegeben.“
Bei der Bemerkung verspüre ich einen absurden Stich der Eifersucht. „Und den hast du heute Morgen angerufen?“
„Ja – nachdem du verschwunden bist.“ Sie legt keinerlei Vorwurf in den Satz oder ihre Stimme. Braucht sie auch nicht. „Der hat mich an Typen weitergereicht, der viel mit Matti gesprüht hat. Sie haben die meisten Projekte gemeinsam gemacht. Aber halt nicht alle.“ Während wir nebeneinander die Treppe in den ersten Stock hochgehen, wirft sie mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
„Was heißt das genau?“, frage ich. Weil ich das Gefühl habe, dass sie das erwartet.
„Das hier ist ein Projekt, was sie alleine gemacht. Wo sie wahnsinnig viel Zeit verbracht hat.“
„Was, hier?“
Statt zu antworten deutet sie auf die rechte Wand, die oben im ersten Stock sichtbar wird. Die gesprühten Bilder dort erinnern mich an die ‚Hall of Fame‘ oder die Graffitis, die wir auf den Waggons in Paris gesehen haben: Kunstvolle, bunte Bilder, deren Motive ineinander übergehen, sich verschlungen aufeinander beziehen und einen fast erschlagen.
Wir erreichen das Ende der Treppe, stehen in einem langgezogenen Gang, von dem zu beiden Seiten leere Türöffnungen abgehen. Jeder Quadratzentimeter alten Putzes und Backsteins ist von Lack bedeckt. Ich komme mir vor an dem Eingang zu einem psychedelischen Labyrinth. Aber es gibt einen krassen Unterschied zu den Wandbildern, die ich und Dirty zuvor gesehen haben: Diese sind aus einem Guss. Sie sehen alle so aus, als seien sie von dem gleichen Künstler gesprayed worden.
„Das hier war Martina Hauptmann?“, frage ich ungläubig. „Die Bilder sind ja unglaublich. Das ist der Hammer.“
„Matti Kincaid. Ja, das war sie. Sie und Tiger.“
„Was?“ Ich fahre herum, starre sie an.
„So wie es aussieht, ist das hier ein Projekt, an dem Matti Kincaid und Tiger zusammen gearbeitet haben. Alle diese Bilder hier und in den anderen Räumen haben sie gemeinsam gestaltet.“
„Die beiden kannten sich? Haben gemeinsam gearbeitet?“
Manu sieht zur Seite, verzieht leicht verlegen das Gesicht. Schaut mich dann wieder an und antwortet mit gedämpfter Stimme: „Inzwischen würde ich sogar sagen, dass die beiden ein Paar waren. Aber vielleicht fragst du das Tiger besser selbst.“ Sie geht ein paar Meter den Gang entlang und bleibt an der zweiten Tür auf der linken Seite stehen. Macht eine auffordernde Handbewegung. Zögernd folge ich ihr. Werfe dabei noch einen Blick links und rechts in die Räume: Diese sind genauso leer, heruntergekommen und abgewrackt wie der Rest, aber so kunstvoll besprüht wie der Gang, in dem ich stehe.
Sie macht mir Platz im Türrahmen und deutet in den Raum. Dieser hier ist erst zur Hälfte fertiggestellt – der hintere Teil des Raumes zeigt noch den schmutzig-gelben Putz, an vielen Stellen abgeplatzt. Dort befindet sich in einer der Ecken ein Haufen rostiges Werkzeug und Altmetall – Überbleibsel eines Bau- oder Renovierungsvorhabens. In der anderen Ecke befindet sich eine Art Obdachlosen-Lager – alte Schlafsäcke, eine fleckige Matratze und anderes unordentliches Zeug. Und zusammengekrümmt auf der Seite liegt dort in eine verblichene blaue Decke gehüllt Tiger.
„Das ist ein altes Haus der Eisenbahner, direkt beim Ostkreuz. Steht nicht weit von den Schienen, Richtung Treptower Park. Sagt dir das was?“ Sie redet mit flacher Stimme, ohne viel Emotion. Ich konzentriere mich aufs Zuhören. „Ja, ich glaube schon. Ziemlich groß und komplett freistehend, richtig?“
„Ja, genau. Komm entweder vom Wasser oder vom Ostkreuz. Beeil dich – Tiger geht es nicht gut.“ Ich will noch etwas sagen, weiß aber nicht was. Also sage ich ihr, dass ich mich beeile und lege auf. In dem Moment kommt Dirty auf mich zu. „Ist sie hier?“
Das Handy immer noch in der Hand, starre ich ihn an. „Sie hat Tiger gefunden. In einem Haus am Ostkreuz.“
„Ist das gut oder schlecht?“ Er zieht die Augenbrauen zusammen, beobachtet mich besorgt.
„Ganz ehrlich – ich habe keine Ahnung.“
„Dann nichts wie los, oder? Bleibst du auf dem Bock? Ich nehm weiter den Wagen?“
Mit einem Nicken gehe ich rüber zum Motorrad. Beschreibe ihm unterdessen mit kurzen, knappen Sätzen, wie er zu dem Gebäude hinkommt. Ich habe keine Ahnung, wie gut das mit dem Clio geht – ich weiß, dass ich zur Not einfach über die Wiese und die Schienen brettern kann.
Erneut trennen wir uns – ich brettere den Weg zurück Richtung Kreuzberg, fahre über die Oberbaumbrücke nach Friedrichshain und dann rüber zum Ostkreuz. Drüber hinaus, durch die Baustellen- und Industriebrache, die hier seit Jahren darauf wartet, dass es endlich vorwärts geht. Hier eine neue urbane Oase entsteht. Einmal fahre ich falsch, biege hintern Ostkreuz falsch ab und merke erst nach ein paar hundert Metern, dass ich mich geirrt habe. Mit hochgedrehtem Motor reiße ich die Kiste rum, jage zurück. Komme kurz darauf an die Stelle, wo ich das Haus sehen kann – aber dazwischen liegen mehrere Stränge Schienen und viel grünes Gras. Mit einem Blick über die Schulter checke ich, ob irgendwelche Bullen in der Nähe sind und gehe runter von der Straße, rauf auf den Grünstreifen. Durch die Wiese, über Schotter und wuchte die Maschine mit vollem Schwung über das erste Paar Schienen. Luisa hat nie verstanden, warum ich unbedingt ein Off-Road-Motorrad fahren muss. Ich hatte ihr immer versucht, das mit dem Fahrgefühl zu erklären. Jetzt weiß ich wirklich, warum.
Noch zweimal über weitere stillgelegte Bahnschwellen, dann nur noch saftige Wiese. Hier ist niemand unterwegs, niemand, auf den ich acht geben müsste. Das alte Haus türmt sich immer weiter vor mir auf. Die Türen stehen dunkel und offen wie Zahnlücken, die Fenster sind eingeschlagen und rissig. Wie bei allen diesen leerstehenden Häusern kommt irgendwann abends jemand vorbei und schmeißt mit großer Ausdauer Scheiben ein.
Auf den letzten zweihundert Metern beschleunige ich noch mal ordentlich, schraube die Drehzahl ordentlich hoch, um dann aggressiv wieder abzubremsen. Die Tür auf dieser Seite des Gebäudes liegt im Hochparterre – die Treppe dorthin schiebt sich seitlich an der Außenmauer hoch. Das ganze Gebäude ist eine Mischung aus altem Backstein, schmutzigem Beton und bunten Farben. Immer wieder haben sich einzelne Sprayer, manche mehr, manche weniger talentiert, hier verewigt. Es gibt kein Gesamtkunstwerk, kein übergreifendes System, sondern nur von Treibgas herausgeschleuderte Anarchie.
Ich parke das Bike direkt neben der Treppe und mache mir nicht die Mühe, zu ihrem Ende zu gehen, sondern ziehe mich gleich auf das erhöhte Podest vor dem Türeingang. Betrete das Gebäude und stehe in einer leeren Halle – nur die dicken Säulen, die die oberen Geschosse tragen, sind noch geblieben. Meine scharrenden Schritte über Mörtel, Staub und Stücke von Ziegelsteinen klingen merkwürdig hallend. Ich verspanne mich, als ich Geräusche höre: Eine andere Person kommt auf mich zu, auf die Tür am gegenüberliegenden Ende der Halle zu. Es ist Manu.
Wir laufen beide aufeinander zu. Ich will sie umarmen, aber sie hält sich an meinen Oberarmen fest und mich damit auf Abstand. Ihr Gesicht sieht besorgt aus, ihr kleben ein paar Locken an der Stirn.
„Wo ist Tiger?“
Sie deutet nach hinten. „Er ist oben im ersten Stock. Ich habe dich kommen gehört und bin runter, um dich zu holen.“ Als sie sich wegdreht, um zurückzugehen, hake ich mich in ihrem Arm ein und folge ihr dichtauf. „Wie hast du ihn gefunden?“, will ich wissen, während wir die Halle durchqueren.
Abwesend sagt sie: „Einer von den Jungs aus dem ‚Strebergarten‘ hat mich hierher geschickt.“
„Du warst da? Heute Morgen?“
Sie schüttelt den Kopf, geht sich fahrig mit der Hand durch die Haare. Wir haben die Tür fast erreicht. „Ich bin gestern tagsüber schon mal vorbeigefahren, aber da war niemand da, der mir weiterhelfen konnte. Die sind keine völlig verschworene Gemeinschaft – da machen viele einfach ihr Ding.“ Sie sieht mich mit einem kurzen Seitenblick an, während wir durch einen großen Flur auf eine Treppe zugehen. Sie ist aus rohem Beton und sieht, im Gegensatz zu einem Großteil des restlichen Gebäudes, stabil aus. „So ein Typ, mit dem ich dort gesprochen hatte, Heiko, meinte ich solle später noch mal vorbeikommen. Um mit den Leuten zu sprechen, die was mit Matti Kincaid zu tun hatten.“
„Mit Martina Hauptmann?“
„Genau. Die Sprayer – gibt da eine kleine Gruppe in der Wagenburg. Aber die meisten Bewohner wissen halt nix davon. Jedenfalls hatte mir Heiko auch eine Handynummer von sich gegeben.“
Bei der Bemerkung verspüre ich einen absurden Stich der Eifersucht. „Und den hast du heute Morgen angerufen?“
„Ja – nachdem du verschwunden bist.“ Sie legt keinerlei Vorwurf in den Satz oder ihre Stimme. Braucht sie auch nicht. „Der hat mich an Typen weitergereicht, der viel mit Matti gesprüht hat. Sie haben die meisten Projekte gemeinsam gemacht. Aber halt nicht alle.“ Während wir nebeneinander die Treppe in den ersten Stock hochgehen, wirft sie mir einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
„Was heißt das genau?“, frage ich. Weil ich das Gefühl habe, dass sie das erwartet.
„Das hier ist ein Projekt, was sie alleine gemacht. Wo sie wahnsinnig viel Zeit verbracht hat.“
„Was, hier?“
Statt zu antworten deutet sie auf die rechte Wand, die oben im ersten Stock sichtbar wird. Die gesprühten Bilder dort erinnern mich an die ‚Hall of Fame‘ oder die Graffitis, die wir auf den Waggons in Paris gesehen haben: Kunstvolle, bunte Bilder, deren Motive ineinander übergehen, sich verschlungen aufeinander beziehen und einen fast erschlagen.
Wir erreichen das Ende der Treppe, stehen in einem langgezogenen Gang, von dem zu beiden Seiten leere Türöffnungen abgehen. Jeder Quadratzentimeter alten Putzes und Backsteins ist von Lack bedeckt. Ich komme mir vor an dem Eingang zu einem psychedelischen Labyrinth. Aber es gibt einen krassen Unterschied zu den Wandbildern, die ich und Dirty zuvor gesehen haben: Diese sind aus einem Guss. Sie sehen alle so aus, als seien sie von dem gleichen Künstler gesprayed worden.
„Das hier war Martina Hauptmann?“, frage ich ungläubig. „Die Bilder sind ja unglaublich. Das ist der Hammer.“
„Matti Kincaid. Ja, das war sie. Sie und Tiger.“
„Was?“ Ich fahre herum, starre sie an.
„So wie es aussieht, ist das hier ein Projekt, an dem Matti Kincaid und Tiger zusammen gearbeitet haben. Alle diese Bilder hier und in den anderen Räumen haben sie gemeinsam gestaltet.“
„Die beiden kannten sich? Haben gemeinsam gearbeitet?“
Manu sieht zur Seite, verzieht leicht verlegen das Gesicht. Schaut mich dann wieder an und antwortet mit gedämpfter Stimme: „Inzwischen würde ich sogar sagen, dass die beiden ein Paar waren. Aber vielleicht fragst du das Tiger besser selbst.“ Sie geht ein paar Meter den Gang entlang und bleibt an der zweiten Tür auf der linken Seite stehen. Macht eine auffordernde Handbewegung. Zögernd folge ich ihr. Werfe dabei noch einen Blick links und rechts in die Räume: Diese sind genauso leer, heruntergekommen und abgewrackt wie der Rest, aber so kunstvoll besprüht wie der Gang, in dem ich stehe.
Sie macht mir Platz im Türrahmen und deutet in den Raum. Dieser hier ist erst zur Hälfte fertiggestellt – der hintere Teil des Raumes zeigt noch den schmutzig-gelben Putz, an vielen Stellen abgeplatzt. Dort befindet sich in einer der Ecken ein Haufen rostiges Werkzeug und Altmetall – Überbleibsel eines Bau- oder Renovierungsvorhabens. In der anderen Ecke befindet sich eine Art Obdachlosen-Lager – alte Schlafsäcke, eine fleckige Matratze und anderes unordentliches Zeug. Und zusammengekrümmt auf der Seite liegt dort in eine verblichene blaue Decke gehüllt Tiger.