Über das Warentrennhölzchen

Parabel zum Thema Abgrund

von  Dieter_Rotmund

Das Warentrennhölzchen, ein etwa 30cm langes Objekt aus Kunststoff, oft mit Tabakwerbung bebildert oder einem schnöden „nächster Kunde“ beschriftet, besser gesagt der Einsatz desselben, um das es einmal in Köln eine kleine, überflüssige Namensdebatte gegeben hat, bei der rausgekommen ist, es solle von nun an "Trennerle" heissen, was an phonetischer Anmaßung gegenüber allen eingeborenen Mitbürgern in Südwestdeutschland kaum noch zu überbieten ist, da es gleichgesetzt werden könnte mit der Aufforderung an die Rheinländer, Karneval von nun an nur noch und ausschliesslich in Düsseldorf abzuhalten, ist keine Form modernen Blockwarttums, wie den mutigen Lobbyisten des Warentrennhölzchens gerne schnell unterstellt wird, sondern dessen korrekter Gebrauch ist eine Form des Anstands, eine moderne Tugend, wie sie heute und ganz besonders im immer prolliger werdenden Rheinland mehr denn je dringend benötigt wird und der außerdem ein Zugeständnis an die meisten kittelgeschürzten Damen an den Supermarktkassen ist, die zu blöd sind, Andrea Spatzek alias Gabi Zenker aus der „Lindenstraße“ zu erkennen, und sich zu allem Überfluss an Ignoranz damit rausreden wollen, sie sässen noch nicht so lange hier, so geschehen am 15. November 2002 um 18:25 Uhr an Kasse 15 des „real,-“ im Einkaufszentrum von Hürth und die zu blöd sind, das Warenförderband richtig zu bedienen und immer alles aufeinander schieben lassen bis es nicht mehr geht und dann beim besten Willen nicht mehr zu unterscheiden ist, welche Waren zu welchem Kunden gehören und am Besten ist es, wenn die sorgfältig vorsortierten, nämlich die schweren, zuerst auf das Band gelegten Artikel, die man natürlich zuunterst in der Tasche haben will, tatsächlich dann aber doch durch plötzlich erwachendes Geschick der meist pummeligen Kassiererin und meist im fortgeschrittenen, „besten“ genannten Alter, in umgekehrter Reihenfolge kommen und man so die Raviolidose AUF den Tomaten hat und damit die letztgenannten, zu Hause angekommen, nicht mehr zu gebrauchen sind, von diesen Kassiererinnen man allerdings unbedingt die heldenhaften Angestellten des „aldi“(ohne „,-“) ausnehmen muss, deren Arbeit an weitreichender Übersicht und freundlicher Gelassenheit, gepaart mit der Behändigkeit eines Eichhörnchens und der Schnelligkeit eines Panthers, kurz gesagt an Professionalität kaum noch zu übertreffen ist, dieser korrekte Gebrauch des Warentrennhölzchens, dass nämlich jeder Kunde seine Artikel, seien sie nun vorsortiert oder nicht, am WarenENDE nach HINTEN abgrenzt, womit er sogleich elegant signalisieren kann, dass nun sein Nachfolger ebenfalls seine Sachen auf das Förderband legen kann, ist leider vielen Menschen, auch wenn sie aus einer guten Kinderstube kommen, offenbar unbekannt,
ein bedauernswerter Zustand, den dieser kurze Aufsatz ein klein wenig zu beheben trachtet - überflüssig zu sagen, dass kommende Generationen davon berichten werden können, dass das Unwissen um den korrekten Gebrauch des Warentrennhölzchens, erstes Anzeichen des gesellschaftlich-moralischen Verfalls, den Untergang des Abendlandes eingeläutet hat.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (06.12.10)
Ein lehrreicher und interessanter Satz, Dieter, der vorüberzieht wie der Arbeitsalltag an einer Supermarkt-Kassiererin: Man erkennt zwar Details wie ein nicht umetikettieres Sondergebot (bzw. ein ss statt ß in "säßen") oder eine Tüte Äpfel, die auf der SB-Waage als Birnen abgewogen wurden (bzw. ein ALDI, das fälschlicherweise klein geschrieben wurde), verliert jedoch das große Ganze ein wenig aus dem Blick.
Trotz alledem stimmt das Ergebnis und man weiß nach dem Lesen, wie diese Dinger, die man fast täglich in der Hand hat, eigentlich heißen (obwohl ich die Bezeichnungen "Warentrenner" oder "Warentrennstab" für zeitgemäßer halte) und wie man korrekt mit ihnen umgeht. Des weiteren haben wir Männer durch diesen dreidimensionalen, länglichen Gegenstand einen konkreten Anhaltspunkt dafür, was dreißig Zentimeter eigentlich sind.
Beste Grüße, Dirk

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 08.12.10:
Ersteinmal Danke für die Emepfehlung!

Was säßen/sässen betrifft, so muss ich zugeben, da bin ich rechtschreibschwach, liest man dieses konjunktive Form doch recht selten. "ALDI" nur in Majuskeln? Stimmt wohl...

Die Alternative "Warentrennstab" wurde mir schon früher genannt ("Über das Warentrennhölzchen" ist ein alter Text), aber das klingt nach einer Mischung von StarWars und Ordnungsamt Bayerisch Zell.

Das Weitschweifige ist zwar Absicht, aber dennoch sollte man in der Tat mehr oder weniger immer am Thema dranbleiben in einem guten Text ...äh Satz.
eilika (33)
(23.12.10)
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 Roger-Bôtan (03.02.11)
Endlich weiß die Gesamtheit der fortschrittlichen Mitglieder der Erdweltmenschengemeinschaft, wie dieses Ding heißt, schade nur, dass man es in andere Sprachen nicht so einfach übertragen kann, obwohl das gottverdammte Dings-Bums weltweit eingesetzt wird, was nicht automatisch heißen soll, man fände das entsprechende Lexem in Wörterbüchern und Enzyklopädien, sodass ich eigentlich mich für überglücklich schätzen darf, da ich bis jetzt keinen Text mit dem Scheiß-Ding habe übersetzen müssen, sonst wäre das eine absolute Pleite gewesen und man würde meinen, dass ich nicht einmal was studiert habe.
Wellblecheisenbahn (39)
(27.02.11)
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janna (66)
(05.08.14)
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 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 06.08.14:
Nein.
janna (66) schrieb daraufhin am 06.08.14:
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 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 06.08.14:
Achso. Ich dachte, das würde nicht so eng gesehen werden...

Dann schmeiß' es ruhig raus, ich bin nicht beleidigt!
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