Cantilenam eandem canis (Erasmus von Rotterdam, ~1467 bis 1536; Adagia - Sammlung antiker Sprichworte und Redewendungen, hier zitiert nach Terenz, 2. Jh. v. Chr.). Du singst dasselbe alte Lied. Oder: Du singst immer die alte Leier.
Man darf es wörtlich nehmen. Wer hat nicht schon Text und Melodie vor sich hin gesummt (im Keller auch posaunt) und kam nicht über den Anfangsvers hinaus? Heute, im Zeitalter der beliebigen Wiederholbarkeit von Lieblingsliedern im weltweiten Netz, wird dieser Habitus seltener.
Von Carl Friedrich Zelter (1758 bis 1832), jenem von Goethe hoch geschätzten (leicht überschätzten) Komponisten und Dirigenten, ist folgende Anekdote überliefert: Zelter überquert die Berliner Schlossbrücke. Vor ihm plärrt ein Steppke den neuesten Gassenhauer aus Webers Freischütz (auch: Schreifritz): "Wir winden dir den Jungfernkranz ..." Weiter schafft er´s nicht. Und weil´s so schön war, setzt er von neuem an, wieder und wieder. Bis es dem alten Zelter zu bunt wird und er mit Bassstimme nachsetzt: "... mit veilchenblauer Seide." Der Knilch hält inne, dreht sich um und blafft zurück: "Wenn er sich den Jungfernkranz singen will, kann er sich ihn ja wohl ooch alleene anfangen!" Dem Kapellmeister verschlägt es die Sprache.
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.
Kommentare zu diesem Text
Graeculus (69)
(02.11.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.