Topos

Text

von  Akzidenz

Das Odium ist eine Klage ins Nichts;
wenn wir nicht w ü s s t e n, dass sie existieren -
wir würden selbst dafür zu Kreuze kriechen . .



Dass das Reisen, das Einkehren, das Riechen der Städe - denn Stadt ist Geruch - insbesondere nur ein Gegenteile der Usance voraussetzt, um zu erfreuen; man sieht es jenen Einheimischen an, die am Reiseziel entseelten Blickes heimwärtsgehen, Häuser der Mysterien, Altane der Kindheit, Arkaden des Findens aufsuchen; derlei Gebäude, die wir spätestens an Orten wie der Piazza Venezia in Rom mit Anmut befinden. Das Reisen überdauert die Einsicht, nur an einem Ort der Vorstellung zu sein. Man entgegnet den Menschen wie neuen Geschöpfen, und nicht nur den Menschen, sondern auch Orten der Umwertung, Horonymen der Leere, Campanilen, die zum Aufstiege einladen. Alles scheint freudig versunken unter den Ränken der Fremde und jährender Straßen, und wer nicht achtgibt, der stolpert blindlings ins Nichts einiger exotischer Bänke und Tavernen. So sind jene Städte, die man bereist, durchsucht, mit sich verwundet, Gemeinden und Weiler von Borgo a Mozzano bis nach Paris, geräuchert, die Ausstrahlung heimlichster Versammlung und vornehmer Bekanntschaft zu gewahren. Welche fertige Welt! Ich kenne keine Hyperbel, keinen Vergleich, den man mir dagegenhalten könnte; man ist (ganz) arglos vor Leben. Wer nicht allzu lange bleibt, wird sich umso weniger bekannt vorkommen. Die einzige Rettung, die wenige Bedrängnis, die mich aus den saftigen Gassen Bérauds, aus den tollen Pilastern St Genevièves, aus der Anmut Lutetias in meinen deutschriechenden Abgrund zurückverschleppen könnte, wäre nur ein Verdacht, nur eine Uhr, ein entöltes Auge
. . wär ein Verbrechen.

. . dass wir durch Städte reisen hat zu bedeuten,
dass wir durch amnestische Städte reisen: 
man weiß, wer man ist - nur w e r die Stadt ist, weiß man nicht.

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