Weltenwanderer - Teil 2

Kurzgeschichte

von  MrDurden

Auf einem Fluss aus Sternenstaub trug mich mein Papierraumschiff durch die Dunkelheit des Weltraums. Um mich herum Lichtjahre der Stille. Hier draußen gab es kein Leben. Und ich war allein. Fast eine Ewigkeit war vergangen, als ich in der Ferne einen dunklen Planeten erkannte.

Diese Welt machte einen unheimlichen Eindruck auf mich. Aber irgendwo musste ich meine Suche schließlich beginnen. Der Bug meines Schiffs durchbrach die Atmosphäre und ich landete sicher und unbeschadet auf der Planetenoberfläche. Eine trockene Steppe ohne Bäume und ohne Wasser umgab mich. Nur rissiger und steiniger Boden, der seit unendlich langer Zeit von der Sonne aufgeheizt worden war. Hätte Mom mich und die Erde für eine solch kahle Wüste verlassen? Unwahrscheinlich. Dennoch machte ich mich auf den Weg, diese dürre Welt zu erforschen.

Niemand begleitete mich. Niemand leistete mir Gesellschaft. Ich wanderte so weit mich meine Füße trugen. Und als Kraft und Wasser sich ihrem Ende neigten, stieß ich auf ein kleines Dorf. Unzählige kleine Hütten aus Lehm und Stroh. Kein Anzeichen von Leben in all den schmalen Gassen. Doch in der Ferne war Musik und Gesang zu hören und im Dorfzentrum traf ich auf die Einwohner. Sie hatten sich um ein kleines Feuer versammelt, aßen von flachen Holztellern und tranken aus kleinen Steinkrügen. Anscheinend feierten sie etwas, doch als sie mich in meinem Raumanzug sahen, verstummte die Musik für einen Augenblick.

Zum Gruß hob ich meine Hand und ging vor Erschöpfung zu Boden. Einige von ihnen kamen, um mich zu stützen. Ihre Haut war dunkler als eine sternenlose Nacht und ihre Kleider bestanden aus getrockneten und geflochtenen Gräsern. Wieder erklang ihre Musik. Wieder sangen, aßen und tranken sie und boten mir einen Platz in ihren Reihen an. Ich war durstig und sie gaben mir Wasser. Ich war hungrig und sie gaben mir Brot. So feierten wir gemeinsam bis in die Nacht hinein. Und als sich die Sterne am Nachthimmel zeigten, erinnerte ich mich an den eigentlichen Grund meiner Reise.

„Ich bin auf der Suche nach einer Frau. Sie hat goldenes Haar und graubraune Augen. Könnt ihr mir sagen, ob sie hier vorbeigekommen ist?“

Keiner der Dorfbewohner verstand meine Sprache. Also malte ich mit dem Zeigefinger Moms Gesicht auf den Sandboden. Doch niemand schien sie gesehen zu haben. Die Tage auf diesem dunklen Planeten mochten heiß gewesen sein, aber die Nächte waren eisig kalt. Und mir wurde klar, dass ich meine Mom hier nicht finden würde. Egal, wie nett diese Menschen waren, so musste ich doch weiterziehen. Sie versammelten sich um mein Papierraumschiff, als ich wieder an Bord ging. Und sie hießen mich für alle Zeit in ihrer Welt willkommen.

So verlies ich diesen Ort und machte mich auf meinen einsamen Weg über ein unendliches Sternenmeer. Es fällt schwer, von Freunden Abschied zu nehmen. Doch ich war Weltenwanderer und musste finden, wonach ich suchte.

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