In saeculo

Text

von  Akzidenz

[..] Nicht vom Licht werden wir wach, vom Dämmern.

Die Alten wissen mit einem Schwarmgeist anständiger handzuhaben, ihn niederzuhalten, besser als die Jugend, die ihn verehrt, die, weil sie aus Antrieb zur Neugier der Klatschsucht verfällt, Novitäten nicht verdauen kann, sondern durch sie entzückt und sich Erfindungen großen Aufsehens macht. Diese Frische! Wenn ein Mensch so außer Sinnen ist, scheint es unausweichlich, dass er knabenhaft und juvenil daherkommt, gleichweg unerfahren vom herberen Verlauf irgendeiner stuprierten Ingenué, deren Lustbarkeit gedemütigt hinterm Vorhang endet, weil ihr Mäzen sie betätschelt. Solcher einer eilt nur der Mangel der Erhabenheit voraus, die Erdähnlichkeit, welche Trotz und Fügigkeit von bloßer Blödigkeit und Leere trennt. Unser Erdähnlichstes wird nämlich nicht, wie wohl geglaubt, zu Staub und Erde wieder werden, sondern ist am meisten Seele: nicht die Fleischlichkeit, sondern der Hauch. Nicht Instinkt, sondern die Weisheit. Wo solche viel zu lasten hat, alsauch die Leere, vermag sie noch einen Hauch des Wahnsinnes zu übersetzen, der seinen Wächter so beschweret; und es scheint, wie wo man Gewalt mit Gewaltlosigkeit befriedete, immer mehr ein Atem nebulöser Herrschaft als einen bresthaften Instinkt zu forden, um zu verstehen, wer hier die Rohigkeit des Faustschlages mit Sanfmut überwindet, überlebt, übertötet. Drum benimmt sich so etwas wie ein Gespenst! Die eigentümliche Blödigkeit unterscheidet sich dadurch, dass sie sich, nicht etwa wie der schädlichere Idealismus, unabhängig von der Schwerkraft und der Ärztlichkeit der Welt ausrichtet, um mit dem Schein bloßer Natürlichkeit zu täuschen, die ihm einen Vorteil zu bringen vermeint, sondern dass sich die Eigentümlichkeit auf menschliches Dürfen liebevoller als auf menschliches Wollen versteht. Aber solche Kerker reizt die Jugend! Sie scheut das Maßhalten im Begehr. Ähnlich kann die Stumme sehr viel sagen, wenn bloß ein Mann sie schweigt, der endlos ist, und kein bockbeiniges Kind, an dem die halbe Welt ägriert. Der Geduldige verschmerzt nicht nur, er wahrt die Länge in den Dingen.

Ins Mondlicht halte Ich meine Hand;
sie ist nun innen sicher tief und grau!

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