„Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!“
Die Worte hörte als Kind ich vor Jahren,
noch heut klingen sie in meinen Ohren.
Fern ist Kaschubien, fern ist die Zeit,
doch gilt dieser Wunsch wohl auch heute?
Würd Jesus geboren in unserem Land,
was täten und sagten die Leute?
Wer käme anbetend? Wer brächte ihm dar
sein Herz, seine Zeit, seine Habe?
Wer gäbe ihm Speisen und Kleidung und Heim?
Und was wäre wohl meine Gabe?
Läg im Heu er oder in Daunen weich?
Würde Sack oder Seide er tragen?
Wär mit köstlichen Speisen er wohl versorgt
oder knurrte vor Hunger sein Magen?
Wie würd er genannt von der Menge hier?
Gottessohn -- oder Ausländerblage?
Wär er erwünscht, oder jagt man ihn fort?
Als Segen gesehn oder als Plage?
Ich hoffe, ich wär wie die Hirten bereit,
zum Erretter im Stall hin zu eilen.
Doch wäre ich alles zu geben bereit,
würd der Heiland unter uns weilen?
Würde immer und immer ich felsenfest
auch in Stürmen treu neben ihm stehen?
Nach Getsemani und nach Golgota
ohne Furcht Schritt für Schritt mit ihm gehen?
Vielleicht kann ich dies alles heute noch nicht,
weil vollkommen ich doch noch nicht liebe.
Doch ich nähere beständig mich diesem Ziel,
wenn an seinen Kindern ich übe.
So machen wir Krippe und Herzen bereit,
es ist noch nicht alles verloren:
„Wärst du, Kindlein, doch in unserm Land,
wärst du, Kindlein, doch bei uns geboren!“
Anmerkung von Sturmhexe:
(zu „Kaschubisches Weihnachtslied“, Werner Bergengruen) 2007
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