Die Brücke

Kurzprosa zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Erdenreiter

Auf einer Brücke stehend, ihr Gestein ist so hart wie das Leben selbst, blicke ich auf den Verlauf der Schienen. Sie folgen einer festgelegten Richtung, einem schier unendlichen Vorwärts. Vielleicht würde ich etwas finden, wenn ich den Gleisen folge, immer weiter und weiter. In meiner Fantasie rase ich über sie entlang, als ob es noch etwas gäbe, was sich zu finden lohnt. Nein, nicht für mich, mit der Hoffnung auf ein zweifelndes wohl nicht, oder ein womöglich doch? Neben der Brücke, unter der sich die Metallbahnen entlang fressen, lenkt, die vom Wind getragenen Geräusche ihrer raschelnden Blätter, eine Trauerweide meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Schmerz ist ein besserer Begleiter als die meisten Menschen, scheint sie mir raschelnd zuzuflüstern. Wenn ich diesen gesamten erfahrenen zu einem einzigen Punkt bündeln könnte, würde nichts von der Brücke, den Tonnen von Stahl, dem Baum übrig bleiben, während ich in einem tiefen Krater sitzen würde. Stehe ich nicht bereits in einem Krater? Zumindest an einem Abgrund, von dem ich nach unten schaue, voller Trotz dem Leben, das sich die Zähne an mir ausbeißt, verschmitzt entgegenlächel; so kann er gar nicht hoch genug sein, damit sich ein Sprung lohnen könnte …

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Kommentare zu diesem Text


 souldeep (29.04.12)
Wow! So bildlich, wie auch gefühlsmässig geladen - und doch sachlich,
sprachlich differenziert - so ist der Schmerz ein dringlich klarer Weg,
Leben zu erfahren, mit allen Fasern WAHR-zu-nehmen.
Hab ich gern bewandert, diese Kurzprosa!
:)
Herzlich, Kirsten

 Erdenreiter meinte dazu am 03.05.12:
Salve Kirsten,
danke für Deinen interessanten Kommentar.

Liebe Grüße
Marco
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