Das Gespräch zwischen dem Felsen und der See

Dialog zum Thema Sinnlichkeit

von  AlmÖhi

Die See:

"Spürst du, wie meine Nässe sich an dir hebt und wie sie sinkt, mein Felsen?
Sie ist fruchtbar und hinterläßt Seetang und Muscheln auf deinem Stein.
Ich bewundere deine Festigkeit.
Ich wünschte, ich könnte sein wie du.
Du gibst mir Struktur.
Orientierung.
Denn du bist immer am selben Ort.
Wohingegen ich fließe.
Es bereitet mir Wonne und Wohlbefinden, dich zu spüren.
Wie du vom Grund her aufsteigst,
Mein Dasein durchdringst,
Und mich überragst.
Höhen erreichst, die fern meiner Reichweite liegen.
Ich liebe dich, mein Felsen.
Du vervollständigst mich."

Der Felsen:

"Ich liebe dich auch, See,
Und dein langes, blaugrünes Haar.
Ich möchte schmelzen, in dir versinken und von dir fortgespült werden.
Mich in dir auflösen und aufhören zu sein.
Ich möchte sein wie du.
Frei, unberechenbar und überall zugleich.
Sorglos.
Aber ich muß gar nicht schmelzen.
Wenn du mich umspülst,
Verliere ich oft meine Sinne vor lauter Sinnlichkeit.
Und wenn deine Wogen abklingen,
Bin ich erstaunt,
Daß ich immer noch ein Felsen bin.
Mehr sogar als zuvor.
Und es ist gut."

Illustration zum Text
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Kommentare zu diesem Text

Inelmo (74)
(01.05.12)
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 thomas (18.07.12)
Du hast hier echt noch gefehlt!

 Morphea (23.02.21)
Ein schöner, sinnlicher Dialog ;) beide Bedingen einander. Entspricht auch irgendwie einem weiblichen und männlichem Prinzip, sehr poetisch ummalt ;)

 Regina (14.04.23, 18:26)
Mancher ist wie ein Felsen, ein anderer wie die See. Sehr poetisch.

 AlmaMarieSchneider (23.04.23, 23:46)
Ein sehr schönes Gedicht.
sehr gern gelesen.
Danke AlmÖhi.

Herzlichst
Alma Marie
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