Sophies Geburtstag

Erzählung zum Thema Augenblick

von  atala

Sophie hat schwarze Haare und eine Zahnlücke. Sie wird 10 und alle sind gekommen um dies zu feirern: Meine Grosselter, Tanten und Onkel, meine Cousins und Cousinen und deren Freunde und Freundinnen. Es ist heiss, die Sonne scheint. Es gibt gutes Essen und viel zu trinken. Sophie hat sich eine Piñata in Prinzessinenform gewünscht. Jetzt schlägt ein kleiner Junge mit verbundenen Augen auf einen rosa Zottelball ein. Er musste sich vor dem Schlagen zehn Mal im Kreis drehen, darum torkelt er ein wenig und hat Schwierigkeiten, die Prinzessin zu treffen. Viele gespannte Kinderaugen verfolgen seine Bemühungen. Und da, nach einigen Hieben, reisst die Prinzessin und aus ihr kullern Süssigkeiten. Alle Kinder stürzen sich mit Gebrüll darauf. Die Erwachsenen unterhalten sich ausgelassen. Alle lachen, bis auf meine Tante, die eben erfahren hat, dass meine Cousine Maria, lesbisch ist. Sie befürchtet nun, dass sie in die Hölle kommt. Wir versuchen sie etwas aufzuheitern, fühllen ihr etwas Rum nach und Juliana verkündet ihr erfreut, das sie schwanger ist. Das beruhigt sie, "wenigstens eine Tochter auf die man stolz sein kann", sagt sie.

Jemand bringt mit vorsichtigen Schritten und zittrigen Händen eine riesige Torte. Sie ist aus Schokolade und hat Smarties oben drauf. Die Kerzen sind angezündet und alle singen. Sophie versucht die Kerzen auszupusten, während Lorenas Freund seine brandneue Rolex verschwinden lässt, die er mit dem Geld gekauft hat, das er neuerdings durch Drogenhandel verdient.

Es ist schon dunkel geworden und die angenehme Kühle nach dem heissen Tag tut gut. Die Musik dröhnt aus den Boxen und ich tanze mit jemand, der die schönsten und schwärzesten Augen dieser Welt hat. Alle sind ausgelassen und sehr laut, bis auf mein Grossvater. Er spricht nicht viel. Meine Grossmutter sagt, das wäre nicht immer so gewesen, erst als diese Dinge geschehen seien. Als die Strassen Guatemalas sich mit Menschen und Blut füllten. Als ganze Dörfer verschwanden, von Stiefeltragenden menschenleer gemacht. Die Hütten und Leichen wurde verbrannt und stiegen als schwarzer Rauch in die Lüfte. Die Leute wurden ängstlich und mein Grossvater stumm.
Doch heute spricht er. Er vertraut mir sein Geheimnis an. Er berührt meine Schulter und flüstert mir ins Ohr:" Man braucht das Glück nicht zu suchen, man ist schon glücklich geboren."

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Kommentare zu diesem Text

Snowy (22)
(11.06.12)
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 atala meinte dazu am 12.06.12:
Liebe Snowy

Vielen vielen Dank für deinen konstuktiven Kommentar! Du bist meine erste Kritikerin auf KV :)

Du hast recht, dieser Teil mit den politischen Fakten fällt negativ auf. Er wirkt sehr konstuiert. Ich habe es ein wenig abgeändert und denke, so passt es besser.

liebe grüsse

atala

 Vessel antwortete darauf am 12.06.12:
es passt besser imho. auch dieser text von dir gefällt mir.
Snowy (22) schrieb daraufhin am 13.06.12:
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 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 07.10.19:
Nemmt euch ein Zimmer!
Carrie-Ann (19)
(11.09.13)
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 atala ergänzte dazu am 15.09.13:
Hallo Carrie-Ann, Danke für deinen Kommentar. Etwas arrogantes konnte ich jedoch nicht festmachen bei diesem Text. Ich finde es neutral geschrieben, die Adjektive sind sogar eher positiv. Wie bist du auf das gekommen?
lg, atala
Carrie-Ann (19) meinte dazu am 16.09.13:
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