lethe | mnemosyne

Gedicht zum Thema Vergessen

von  W-M

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das dritte ist das zimmer meiner kindheit
stimmen wohnen darin
bleibt verschlüsselt die tür
wird das schloss zum zauberschloss
simsala und bim
steht mutter in der küche und kocht essen vor
für den nächsten tag

meine lieblingsfarbe ist das schweigen
wenn die nacht wieder ein raubtier war
und mich der morgen begrüßt ohne lüge
fädelst du worte auf eine kette
die du dem großen bären um den hals legst
hinter der tür putzt vater die schuhe
sieben meilen vor dem grab

im zweiten zimmer wohnt der sommer
nachts liest er bücher über den tag
spricht viel
vom schweigen
und wen er sah im ersten zimmer
schnee weiße tücher
auf allen möbeln

der stuhl und die tischplatte
tragen noch deine kratzer
aus dem gleichen holz ist mutters sarg
kirschbaum oder eberesche
ich konnte das nie unterscheiden
vater hat sie mit eigenen händen gesetzt
welchen tag haben wir heute

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (23.03.13)
Großartiges Gedicht. Es gehört zu deinen besten! Schöne Idee mit den Zimmern, rückwärts gezählt.
Herzlichst: Uli

 W-M meinte dazu am 23.03.13:
boah, wahnsinn, wenn DU das sagst, muss meine eitelkeit sofort zügeln und meine euphorie bremsen ... Danke, vielen, vielen Dank e sehr, werner
wa Bash (47)
(23.03.13)
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 W-M antwortete darauf am 23.03.13:
nun, es hat schon viel aufmerksamkeit hier, ist ja noch ganz neu, und ird sicher noch etas aufmerksamkeit mehr erhalten, Danke tausendmal drei! sehr herzlich, werner

 W-M schrieb daraufhin am 26.06.13:
inzwischen reichte die aufmerksamkeit bis zu einem lyrikpreis (feierliche preisverleihung am 27.06.2013 in Arnsberg) und zur teilnahme an einer wettbewerbslesung für einen lyrikpreis (lesung war am 21.06.2013 in München)

 HerrSonnenschein (21.08.13)
Unbedingt lesen!Wunderbar geschrieben. Ein Meisterwerk. Ich ziehe meinen Hut. Und diese dämliche Einschätzung als depressiv und profan ist mehr als eine Respektlosigkeit. Und das sage ich hier mal mit meinem Klarnamen. Liebe Grüße Jörg Dahlbeck alias Herr Sonnenschein

 W-M äußerte darauf am 21.08.13:
Oh, Danke sehr, vielen Dank. Ja, ich merkte selbst gleich beim Schreiben, dass es gut war. So eines gelingt nicht alle Tage. Die Fassung hier ist eine leicht überarbeitete, wenige Stellen wurden nach vielem Lesen sprachlich noch etwas geschmeidiger, aber, es ist trotzdfem fast noch die Urfassung. Ach, so Leserwertungen beachte ich gar nicht, da kann man so viel anklicken. Herzliche Grüße, werner
Konkret (54)
(28.08.20)
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 W-M ergänzte dazu am 29.08.20:
Oh, ja, und, DANKE SEHR! da freu ich mich, dass es ankommt. LG werner
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