Schneekönigin

Sonett zum Thema Depression

von  Irma

Dieser Text gehört zum Projekt    "Auf Messers Schneide" - Selbsthass/-mord Lyrik
Plötzlich liegt die Welt in Scherben.
Messerscharfe Spitzen ritzen
helle Haut. Im Frostherz sitzen
Spiegelsplitter. Nur das Sterben

scheint im dunklen Augengrund
schwarz und schön. Ich weiß, du hast
kein Bild von dir im Eispalast -
starr vom Hauch aus blauem Mund.

Mit dem Schlitten kam sie leise,
eiskalt raubte sie dich, Kind.
Möge dich mein Sommerwind

wärmen, dass du bei der Reise
aus dem weißen Winterleid
wächst und aufblühst, mit der Zeit.

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Kommentare zu diesem Text

Anne (56)
(10.04.13)
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 Irma meinte dazu am 12.04.13:
Herzliche Grüße zurück! (Ich melde mich nochmal bei Dir!) LG BirmchenIrmchen
KoKa (44)
(10.04.13)
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 Irma antwortete darauf am 12.04.13:
Danke schön, KoKa! Ich freue mich sehr darüber, dass Dir mein Sonett gefällt! LG BirmchenIrmchen

 Lluviagata (10.04.13)
Sehr gut, liebe Birmi!
Ganz toll gedichtet, bist allem gerecht geworden!

Liebe Grüße
Llu ♥

 Irma schrieb daraufhin am 12.04.13:
Danke schön, liebe Andrea! LG BirmchenIrmchen

 Martina (10.04.13)
Frostig-schönes Bild =)
Lg Tina.

 Irma äußerte darauf am 12.04.13:
Vielen Dank, Martina! LG BirmchenIrmchen
janna (66)
(10.04.13)
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 princess ergänzte dazu am 10.04.13:
Winterkleid und entwachsen finde ich eine tolle Idee!

 Irma meinte dazu am 12.04.13:
Hallo Janna,
ich weiß nicht, ob Du den Komm vor oder nach meiner Änderung von V7 ("und frierst" -> "frierst selbst") geschrieben hast. Das war nämlich die Stelle, mit der ich auch noch sehr am Hadern war. Jetzt liest es sich meiner Ansicht nach besser und bringt hoffentlich auch diese Gefühlskälte und Unfähigkeit, sich selbst überhaupt spüren zu können, ganz gut zum Ausdruck.

Dass man beim Lesen der okkasionellen Wortbildung "Winterleid" das gebräuchlichere "Winterkleid" assoziiert, hatte ich gehofft und freue mich, dass es anscheinend funktioniert. Das "weiße Winterkleid" der Schneekönigin wird langsam abgestreift.

Trotzdem habe ich mich ganz bewußt für "erwachsen" entschieden. Das Märchen der Schneekönigin endet ja damit, dass die kleine Gerda und ihr Kai, der durch ihre Tränen erlöst wurde, wieder nach Hause reisen. Und als sie dort ankommen, stellen sie fest, dass sie "plötzlich erwachsen geworden sind". Wenn Jugendliche von solch einer schweren Depression erfasst werden, hofft man auch darauf, dass sie diesem Zustand langsam "entwachsen", indem sie älter, indem sie "erwachsen" werden. (In der sogenannten Pubertäts- oder Adoleszenzkrise steckt ja das Wort Krise, das impliziert, dass es sich nur um einen vorübergehenden Zustand handeln möge.) Wobei mir hier auch die andere Bedeutung von "erwachsen" - nämlich das "(vielleicht sogar gestärkt) aus dem Leiden Hervorgehen" - durchaus passend erscheint.

Was mir allerdings selbst noch nicht so recht gefällt, ist die Satzstellung in der letzen Zeile: "dass du bei der Reise / ... / wirst erwachsen mit der Zeit". Was würdest Du oder was würdet denn Ihr beide halten von: "erwachsen werdest mit der Zeit."? Dann würde die Zeile zwar als einzige mit einem Auftakt beginnen, aber sozusagen zur Veranschaulichung des "Größer-Werdens".

Ich danke Dir ganz herzlich für Deine Beschäftigung mit meinem Gedicht. Liebe Grüße, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 15.04.2013)

 AZU20 (10.04.13)
Starker Text. LG

 Irma meinte dazu am 12.04.13:
Danke für das Lob, Armin! LG BirmchenIrmchen

 princess (10.04.13)
Hallo Birmchen,

wort- und bildgewaltig, dein Sonett. Besonders gefällt mir der Einstieg, der die Scherben einer zunächst abstrakten Welt ritzend unmittelbar in subjektives Empfinden überführt. Spürbar.

Liebe Grüße, Ira

 Irma meinte dazu am 12.04.13:
Königliche Hoheit, ich freue mich sehr über Ihren Besuch - sofern Sie nicht die Tochter der Schneekönigin sind! Schön, dass Sie Gefallen an meinem Sonett gefunden haben.

Das Märchen von der Schneekönigin beginnt ja mit dem Zerbrechen des teuflischen Spiegels, dessen Scherben nun überall in der Welt herum fliegen. Und es endet mit der Heimkehr der beiden Kinder, die nach der langen Reise "plötzlich erwachsen geworden sind". Ich habe versucht, diese Chronologie des Märchens beizubehalten.

Die eigene, die ganz persönliche Welt - sie kann so schnell in Scherben liegen: Für das Kind, das an seiner Weltsicht verzweifelt. Aber auch für die Eltern, deren vermeintlich heile Welt mit dieser Entdeckung ganz plötzlich zerbricht.

Ich danke Ihnen ganz herzlich! Viele liebe Grüße, BirmchenIrmchen
(Antwort korrigiert am 12.04.2013)
TeBö94 (23)
(17.08.14)
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 Irma meinte dazu am 20.08.14:
Danke schön! LG Irma

 monalisa (13.09.14)
Sehr gelungen, Irma. Du triffst genau den Ton, der der unterkühlten Schönheit der Eiskönigin gerecht wird. Der letzte Vers scheint mit 'wächst und aufblühst zur Optimalform aufgelaufen.
Liebe Grüße,
mona

 Irma meinte dazu am 15.09.14:
Danke schön, liebe Mona! Ich freue mich sehr über dein Lob und die Empfehlung! LG Irma
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