Stuttgart.04

Hymne zum Thema Reisen

von  toltec-head

Später in der Galerie steh ich gelangweilt vor Bildern aus dem Barock.
Es stört mich auf einmal alles, Jesus mit Mutter und Vater, der ganze Schmock.
Und anders als früher hab ich nicht die Kraft, Bildungsbürger zu transzendieren,
Unglückliche Wärter, "Oh, schön!" Rufe, herumrennende Mädchen tot zu sezieren.
Ich geh hinaus, hier nieselt es zwar, doch ist es still.
Und während ich feststelle, dass ich eigentlich sofort zum Bahnhof will,
Seh ich die Marmorblöcke des Museumbaus, besser als jedes Gemälde und uralt.
Bei der Konzentration auf ihre Äderungen wird mir im Rückgrat angenehm kalt.
Kein Gestank nach Emotionen, in den Blöcken verlier ich mich,
Ich platze, Stein und Regen in einen Ozean verwandeln sich
Und dieses Gemisch hat mir sodann die Kraft verliehen,
Seelig mit den Wolken Nachhause zu ziehen.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(12.04.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 toltec-head meinte dazu am 12.04.13:
Nicht jeder kann ein großer Dichter sein:)

Im übrigen finde ich, du bist besonders talentiert in der Vergabe von Bewertungskreuzchen. Du solltest da wirklich den absoluten Schwerpunkt deiner schöpferischen Arbeit setzen. Das kommt allen, dir und uns, zu Gute.
AronManfeld (43) antwortete darauf am 12.04.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 toltec-head schrieb daraufhin am 12.04.13:
Mit der Lyrik ist es wie mit der Heterosexualität. Wer sich zu sehr auf sie beruft, steht im Verdacht er könnte am Ende doch nur ... sein. Die echten haben so was nämlich nicht nötig :)
AronManfeld (43) äußerte darauf am 13.04.13:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter Wal (12.04.13)
Architektonisch hat mir die Staatsgalerie sehr gut gefallen. Erst heute früh stellte ich Band 3 der Belser Stil Geschichte zurück ins Regal, weil ich nicht dazu kam, den Artikel über die Staatsgalerie zu lesen. Lernte dort in einer Renoirausstellung eine heute noch sehr gute Freundin kennen. Vor Renoir funkte es. Die Architektur konnte es zumindest nicht verhindern. Der damalige Zauber dort war unwiederholbar. Ich war danach noch öfter dort. Aber vom Museum allein her kann ich deine im Text geschilderten Probleme weniger nachvollziehen. Sie scheinen mehr in dir zu liegen.

Was "Bildungsbürger transzendieren" meint, ist mir rätselhaft. Das Museum ist das Beste an Stuttgart. Vielleicht noch die Ballettbühne ist ok. Die Stuttgarter selbst sind zu Touries die unfreundlichsten Deutschen, die man erleben kann.
(Kommentar korrigiert am 12.04.2013)

 toltec-head ergänzte dazu am 12.04.13:
Pärchen, bei denen es vor Bildern funkt, sind mir ein noch größeres Greuel als Bildungsbürger, die die Beschriftungen studieren. Das Transzendieren ist vom Prinzip her ganz einfach: Du steckst dir Oropax in die Ohren und starrst 10 Minuten ein Bild an. Dann gehst du zum nächsten Bild, machst das wieder und immer so weiter. Irgendwann verschwinden die Pärchen und Beschriftungsleser um die herum und du hast Ruhe. Es erfordert jedoch eine gewisse Kraft.

Ich mochte den Newman, von Canova die 3 Grazien, aber den Marmor fand ich tatsächlich am besten.

 Dieter Wal meinte dazu am 12.04.13:
War da, halt dich fest, 1994. Kennenlernen wollt ich niemand. Aber besuchte in Stuttgart einen guten Freund, der mich dann zu seinen Eltern nach Paris mitnahm. Dort verbrachten wir zwei Wochen. Nur Französisch sprechen. Der Ärmste wirkte seltsamerweise geschockt, als mich die neue Freundin schließlich in Stuttgart verabschiedete (Wie unsensibel von mir hatte ich ihn nicht behutsam darauf vorbereitet. Warum auch?) Was ihm durch den Kopf gegangen sein mag?

Jemand im Museum kennenlernen, glückte nur damals. Wir zogen uns magnetisch an. Eine schöne Zeit. Auch heute ist sie eine gute Freundin. Ein Glück.
(Antwort korrigiert am 12.04.2013)

 toltec-head meinte dazu am 12.04.13:
Ja, das war unsensibel von dir. Er war bestimmt auch verliebt.

 Dieter Wal meinte dazu am 12.04.13:
Sind das Freunde nicht in gewisser Weise generell? Tiefere Zuneigung unter Männern = Liebe. Nur nennen sie es gewöhnlich Freundschaft.
parkfüralteprofs (57)
(12.04.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram