...ohne Vergangenheit...

Innerer Monolog zum Thema Gedanken

von  Ganna

…und manchmal gelingt es, alles einfach abzustreifen, fallenzulassen und sich darüber zu erhöhen…die Reste kehre ich wie mit einem Besen fort und dann, hebe ich behutsam den Kopf und schau ins Licht…hinter mirschaue ich nichts außer einer wunderbaren Leere über der ein bläulicher Schimmer liegt…vor mir ein strahlendes Licht, so hell, wie ich es noch nie gesehen…

…leer, wenn ich hinter mich schaue…leer…nichts, was es dort zu sehen gibt…nichts zu kommentieren… nichts, an was ich mich erinnern will und nichts, was mich hält…keine Schuld und kein Verzeihen, kein Bedauern und kein Schmerz…nichts…nur diese wundervolle endlose Leere…rein, unschuldig und frei…

…ich sehe, dass nichts sein muss, dass nur ich selber täglich alles neu erschaffe, an Vergangenem festhalte und es immer wieder neu bilde…nicht gefordert und doch tue ich es, als müsste es so sein…als wäre es mir eingepflanzt worden und ich, dankbar etwas in mir wachsen zu sehen, pflege es, begieße den Schmerz und die Trauer mit meinen Tränen, damit sie sich kräftig entwickeln…um mich daran weiden zu können…

…aber Vergangenheit erhebt keinen Anspruch darauf, vorhanden zu sein…das Ego rühmt sich ihrer, als wäre sie ruhmreich…das Ego pflegt sie, als wäre sie es wert, gepflegt zu werden…das Ego ist glücklich, eine Aufgabe zu haben und so werden Schmerzen behütet und gerechtfertigt, weil das Ego glaubt, es kann ohne sie nicht existieren, es wäre ohne sie nicht da…es fühlt sich definiert durch Geschehnisse, an die sich kaum noch ein anderer erinnert, durch Geschehnisse, die niemanden interessieren und besser vergessen wären…

…doch, wer bin ich, wenn das Ego mir nicht bliebe? Definiere ich mich nicht gerade durch die Vergangenheit? Was sage ich, fragte mich jemand, wer ich bin? Wer bin ich? Was gäbe es zu sagen, wenn nicht über die Vergangenheit?

…ich bin nichts…

…ich bin da!…

…das ist so unglaublich und das Einzige, das nicht zu leugnen ist…ich bin da…wer oder was ich bin, ist völlig unwichtig…definieren sich denn Blumen, indem sie sagen, ich bin im April gekeimt und weil ein Käfer an mir gefressen hat, habe ich ein Recht auf Leiden und verweigere das Blühen? 
Ätsch, da hat die Welt aber den Schaden, wenn ich nicht blühe, ätsch!
So dumm wäre keine Blume.

Versage ich mir nicht selber alle Möglichkeiten, indem ich mich an längst Vergangenes klammere, wie an einen rettenden Anker und mich gleichzeitig über diesen Anker beschwere? Mit was beschwere ich mich da eigentlich?
Was tue ich mir selber an?
Weshalb erlaube ich mir nicht, glücklich zu sein?

…Freiheit von Vergangenem lässt eine Freiheit im Augenblick entstehen…erst ohne Vergangenheit komme ich in der Gegenwart an….nichts, was mich hält…nichts, was meine Aufmerksamkeit rückwärts bindet…nichts, was mich spaltet in gestern, heute und morgen…

…nur heute, nur jetzt kann ich frei sein…was nutzt mir eine äußere Freiheit, wenn ich innerlich gefesselt bin an Dinge, die längst geschehen sind, so wie sie geschahen…

…es gibt zu allen Zeiten Menschen, die einfach durch alle Geschehnisse hindurchgehen…unberührt…als könne ihnen nichts etwas anhaben…bei sich bleiben und sich nicht verstricken, nicht über ihnen angetanes Unrecht schimpfen, nicht wegen eines vergangenem Geschehens verbittern…plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen, niemand tut mir etwas an, außer ich lasse es zu…mich wird erreichen, für was ich mich öffne…ich selber bestimme, welche Erfahrungen ich mache, sogar die der Vergangenheit kann ich verändern, wenn ich es will…aber das ist eine andere Frage…

…manchmal gelingt es, alles einfach abzustreifen, fallenzulassen und sich darüber zu erhöhen…die Reste kehre ich wie mit einem Besen fort und dann, hebe ich behutsam den Kopf und schaue ins Licht…hinter mir nichts außer einer wunderbaren Leere über der ein bläulicher Schimmer liegt…vor mir ein strahlendes Licht, so hell, wie ich es noch nie gesehen…

…rein, unschuldig und frei…

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Kommentare zu diesem Text


 Hoehlenkind (22.09.13)
Schön, so etwas lesen zu können. Vor allem, wenn man von Menschen umgeben ist, die ihr vergangenes Leiden hegen, pflegen und warten. Die den Müll ihres Lebens bewahren wie einen Schuldschein und erwarten, ihn irgendwann gegen Glück einlösen zu können. Und damit eine Großteil ihres Lebens verwarten.

 Ganna meinte dazu am 23.09.13:
...und doch, ich muss mich immer wieder selber daran erinnern...daher auch dieser Text...denn ist es nicht natürlich, dass Unerledigtes sich aufdrängt und die Gedanken beschäftigt, weil es noch nicht verarbeitet wurde, noch das Verzeihen bevorsteht?

...an das Glück brauchen wir nicht zu denken, es ist da und fordert nichts von uns...

Danke für die Empfehlungen
und viele Grüße
Ganna
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