Trias: Subjekt, Körperlichkeit, Wirklichkeit.

Erörterung zum Thema Moral

von  theatralisch

Die eigentliche Komplexität, nicht also Reduktion des Komplexen, liegt in der Überforderung durch oder infolge einer Unterforderung. Paradoxon oder höherer Wirklichkeitsgehalt des Subjekts: Nach der Körperlichkeit folgt das persönliche Wirklichkeitsempfinden und nicht etwa der Begriff der Psyche. Je weniger ein Zustand oder Gegenstand reduziert wird, desto mehr Wirklichkeit haftet an ihm, das heißt: Die sogenannte Vulnerabilität (Verletzlichkeit), die sich im Kontext der körperlichen Unversehrtheit verbirgt, nimmt Einfluss auf einen Begriff, den der Laie "Psyche" nennt.

Genauer am folgenden Beispiel: Je essentieller ein Buch für mich ist, desto mehr Bücher sind vermutlich in meinem Besitz und umso verletzlicher (vgl. vulnerabel) bin ich hinsichtlich eines Buchdiebstahls.

Infolgedessen will ich konstatieren, dass erst der Körper als Spiegel des Bewusstseins und das eigene Gewicht einer Wirklichkeit eine Beeinflussbarkeit des sogenannten Psyche-Begriffs nach sich zieht, sodass der Mensch davon ausgeht, er fühle sich entweder „schlecht“ oder „gut“.

Der Mensch ist also vom Grundsatz her ebenso ein Spiegel seines Körpers (vgl. Doppelseitigkeit) und erst dann ein triebgesteuertes Wesen (vgl. Uhrwerk), wenn er den Wirklichkeitsbegriff vor der Behauptung einer „Psyche-Reaktion“ außer Acht lässt.

Anders gesagt: Ich erschließe mich der Wirklichkeit und die Wirklichkeit erschließt sich mir.
Genauer betrachtet: Verbirgt sich hinter der Wirklichkeit Bildung, die das Subjekt dazu benötigt, diese in Erfahrung zu bringen, spreche ich von einer Wechselwirkung hinsichtlich Bildung und Subjekt (vgl. Doppelseitigkeit).

In der logischen Folge meiner Überlegungen komme ich zu dem Entschluss, dass ich menschliches Empfinden in der Trias aus „Subjekt, Körperlichkeit und Wirklichkeit“ sehe, die sich alle gegenseitig bedingen. Den im Laufe des Textes genannten Begriff „Psyche“ will ich bewusst außen vor lassen, da ich zu der Auffassung gelangt bin, dass sich hinter dem Titel der Charakter eines Menschen verbirgt.

Am Beispiel von „emotionaler Gewalt“: Das erkennende Ich (vgl. Subjekt) steht also in unmittelbarer Wechselwirkung mit seinem Körper und der übergeordneten Wirklichkeit. Das, was ich bei emotionaler oder verbaler Gewalt (vgl. Gewalterfahrung durch Worte) erfahre, vermittelt mir meine Wirklichkeit. Aus diesem Grund spreche ich hier von einer Wirklichkeit, die übergeordnet ist. Das heißt: Worte haben nur insofern Einfluss auf mein körperliches Empfinden oder Erleben, als ich durch deren Wirkung von einem tendentiell hohen Maß an Verwundbarkeit sprechen kann.

Ein weiterer wichtiger Begriff im Hinblick auf die genannten Trias ist die Selbstreflexion, respektive die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Besitze ich eine geringe Fähigkeit zur Selbstreflexion, ist meine Vulnerabilität hinsichtlich des Begriffes „Psyche/Seele“ größer, wohingegen meine Vulnerabilität geringer ist, wenn eine größere Fähigkeit zur Selbstreflexion vorliegt. Spreche ich also bei mir von einer größeren Fähigkeit zur Selbstreflexion, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der „Psychebegriff“ vom „Wirklichkeitsbegriff“ abgelöst wird.

Am Beispiel Psychiatrie: Der These zufolge, dass sich ein zur Selbstreflexion befähigtes Subjekt den Psychebegriff als eigentlichen Wirklichkeitsbegriff bewusst machen kann, ist anzunehmen, dass sich hinter einem als psychopathologisch gekennzeichnetem Verhalten und Erleben eine gewisse Unfähigkeit zur Selbstreflexion und die tendentiell gehäufte Verwendung des Psychebegriffs versteckt.

Abschließend will ich den Vergleich zwischen Normalität (physiologisch) und Glücklichsein (psychopathologisch) aufstellen: Hier geht man davon aus, dass sich der Mensch die Frage stellen muss, ob er lieber normal oder lieber glücklich sein will. Normalsein schließt dabei ein im Sinne der Norm definiertes physiologisches Verhalten und Erleben mit ein, wohingegen Glücklichsein ein, der Norm nach, psychpathologisches Ebensolches bezeichnet. Ist der Mensch also aus seiner Eigenreflexion heraus eher dazu geneigt, ein physiologisches Verhalten an den Tag zu legen, bedeutet dies im Hinblick auf die Begrifflichkeiten „Psyche“ und „Wirklichkeit“, dass er demgemäß verwundbarer sein müsste.

Näher betrachtet: Die Verwundbarkeit (vgl. Vulnerabilität) eines Menschen ist gekennzeichnet durch die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren und sich die Frage zu stellen, ob man seine Freiheit erhöhen oder vermindern will. Das heißt: Will ich normal, im Sinne von unfrei, oder will ich nicht normal, im Sinne von frei, sein. Demzufolge wäre Glück ein relativ einfach zu erfüllendes Streben nach Ebensolchem. Normal wiederum wäre der Gegensatz von Glück. Man geht also davon aus, jeder Mensch, der sein Verhalten und Erleben nach der Norm richte, sei nicht oder weniger glücklich. (Robert Betz: Willst du normal oder glücklich sein)

Was heißt dies abschließend für die Psyche; gibt es demzufolge eine Psyche oder gibt es keine?

Ich möchte schließlich zum Ausdruck bringen, dass jeder Mensch, sprich jedes Subjekt, seine eigene Wirklichkeit und demzufolge sein eigenes Streben nach entweder Normalität oder Glück hat. Es ist offensichtlich schwer abzugrenzen, wann man davon sprechen kann, ob ein Subjekt aufgrund eines Mangels an Selbstreflexion ein sogenanntes psychopathologisches Empfinden beschreibt (vgl. psychische Erkrankung).

Es ist jedoch meine Art der Wirklichkeit, zu sagen, dass jedes Subjekt zur Steuerung und Organisation seiner Welt wiederum oder zumindest partiell selbst befähigt ist. Eine logische Folge daraus ist es also, zu behaupten, dass zunächst unser Wirklichkeitsempfinden auf unseren Körper wirkt und nicht etwa umgekehrt. Sohin ergibt sich für die von mir beschriebene Trias: Subjekt, Körperlichkeit, Wirklichkeit.


Anmerkung von theatralisch:

Seit Beginn meines Hochschulstudiums im Oktober 2013 bin ich kein moralischer Student meiner und ihrer selbst mehr, sondern ein studierender Moralist; und unfassbar stolz darauf.

Kant war mir und ist mir dabei eine unglaublich große Hilfe. Er trägt dazu bei, mich als freies Wesen fühlen zu können und mich in einer Unabhängigkeit von Gott und Konsorten zu befinden.

Doch selbst bei Kant, bei Kant und mir, gibt es Differenzen, die ich in der Folge meines Bewusstwerdens nicht kompensieren kann. Womöglich werde ich mich eines Tages von Kant abwenden. Er lebte in einer anderen Zeit.

Die Zeiten verändern sich übrigens der Zeiten ungeachtet nicht. Delikat ist da am Ende nur der Schmorbraten, den ein zum Tode Verurteilter als letztes Mahl verzehrt.

Die Welt ist mir zu wenig diffizil und doch blicke ich nicht durch. Wünsche mir Erlösung.

Es wird so sein, dass ich mich immer mehr zu einem Punkt hinbewege, an dem ich standhaft antworten kann auf: "Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?" (Kant)

Was genau ich darauf antworten werde, erfahren Sie in einer späteren Folge meiner Sendung: Ein heutiger Moralist ist vielleicht ein veralteter Kritiker des Sozialen oder was auch immer. Meine Gefühle hinsichtlich Gerechtigkeit und dergleichen sind zu stark, als dass ich unsittlich nicht mit der Moral einherginge.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (27.12.13)
Die philosophischen Betrachtungen (insbesondere vorletzter Absatz) lesen sich interessant. (In den Anmerkungen Zweifel und Unsicherheit ...)
Ich empfehle, zu den wichtigsten Absätzen kleine Geschichten zu erzählen, die das Gesagte noch sinnfälliger machen bzw. beim Schreiben solcher Erzähltexte müsste der Philosophierende automatisch die Richtigkeit seiner Gedanken erproben.
Ich stelle mir auch Erzähltexte vor, die Dialoge enthalten in der Art, wie Wittgenstein seine Philosophischen Untersuchungen geschrieben hat.
Herzlichst: Uli

 theatralisch meinte dazu am 27.12.13:
Herzlichen Dank für deinen Kommentar und frohe Weihnachten!

Befinde mich gerade noch am Anfang meines Philosophiestudiums oder überhaupt Studiums.

Las vor dem Verfassen dieses Textes ein wenig Kant und so weiter. Und ohnehin oder ferner denke ich.

Sgd. Isabella
JakobJanus (35)
(27.12.13)
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 theatralisch antwortete darauf am 28.12.13:
Warum drei: Wegen oder um eines Ganzen.
Alles andere führte jetzt zu weit.

Danke, herzlichen Dank.
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