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Prolog in Form einiger Zitate und einem Foto eines japanischen Künstlers, dem ich einmal einen geblasen habe

Text zum Thema Abgrund

von  toltec-head

- Can one ever be thin enough?
Famous Last Words of Lady Di.

Es ist beim Ficken als ginge es gar nicht um´s Ficken. Oder um das Ficken eines an sich Abwesendem. Ohne Fleisch kein Loch. Aber es geht um´s Loch. Aus was genau aber besteht das Loch?

Oder: Es ist als ginge es beim Sex gar nicht um den Sex, als sei der Sex nur eine Leiter, die man wie die Philosophie nach Wittgenstein hinter sich lassen muss, wenn man als Fliege den Ausweg aus dem Wasserglas einmal gefunden hat.

One can never be thin enough - für Sex. Ohne Fleisch kein Loch. Aber es geht um das Loch und wenn das Fleisch anfängt, das Loch zu überwuchern, wenn lauter Fleisch die Lochheit des Lochs verdrängt, wenn eine zu große Familiarität mit dem Fleisch eintritt, dann wird Sex schnell langweilig und sogar eklig. Die Fliege findet nicht den Weg in´s Freie, sondern stößt sich an den Wänden des Wasserglas.

Baudelaire, so Walter Benjamin, sei zwar ein Kenner der Rauschmittel gewesen, dennoch sei ihm eine ihrer sozial erheblichsten Wirkungen wohl entgangen. Sie bestehe in dem Charme, den die Süchtigen unterm Einfluß der Droge an den Tag legten. Sexy Heroin-Looks. Was ein Papst Johannes Paul II mit geringer Aussicht auf Erfolg von seiner mit synthetischem Weihrauch verpesteten Kirche fordert: Entweltlichung - der Charme der Süchtigen legt sie unterm Einfluß der Droge an den Tag. Schwindendes Fleisch, schwindende Sprache, schwindendes Ich - all dies ist unvergleichlich sexy.

W.S. Burroughs, der ein unvergleichbar größerer Kenner in diesen Dingen gewesen ist als Baudelaire oder Benjamin, notiert , dass man im Heroin-Rausch wie ein Erleuchteter stundenlang zufrieden vor einer weißen Wand sitzen und einfach nur die weiße Wand anstarren kann. Der Grund: Im Heroin-Rausch verschwindet jeglicher Sex-Drive, dieser große Verhinderer jeder Meditation. Vielleicht ist dies das letzte große Geheimnis des Sex-Appeals des Heroin-Looks: Augen frei von Begierde. Die Augen, die sonst immer voller Begierde stecken, werden engelsgleich. Der Heroin-Süchtige ist beinahe ein Engel. Und Engel bestehen genau aus der Materie, die wir eigentlich und ausschließlich ficken wollen und die in normaler Menschenmaterie nur in homöopathischen Dosen zu finden ist.

Ich habe auf der Bullenwiese ein paar Mal einem jungen Japaner einen geblasen, von dem ich später herausfand, dass er ein großer Künstler ist. Unter seinen neueren Werken, die man hier durchscrollen kann, findet sich ein Foto-Selbstporträt als Heroinsüchtiger, der auf einer öffentlichen Toilette mit Guido Reni-Blick und Nadel im Arm gerade verreckt .

Das Foto hat mich sofort fasziniert, weil ich vor ein paar Jahren in Wien, auf einer Toilette, genau einem solchen Mann, der nur unvergleichlich schöner war, wahrscheinlich auch weil sein Verrecken nicht gestellt war, begegnete. Und das kam so:

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (08.02.14)
Ach so, doch Text. Das Blöde am Heroinrausch ist, dass er irgendwann aufhört, habe ich gehört. Dann muss der nächste Schuss her. Echte Erleuchtete hingegen schreiben solche Artikel wie diesen hier, glaube ich.
Patroklos (36)
(08.02.14)
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Dieter Wal (58)
(09.02.14)
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