Schneeflöckchen (neu: mit Hörfassung von steyk.)

Gedicht zum Thema Abgrund

von  Isaban

Schneekristalle
welche Falle

Nadel, H und Licht
dürfen Kinder nicht

Tropfensprießen
Blutvergießen

Essen fassen
kannste lassen

Hepatitis C
tut bald nicht mehr weh

Affenjucken
lässt dich zucken

Bahnhofsklo
macht Dealer froh

Ruckzuck
nach dem Druck
ist vor dem Druck

Schwänze küssen
krauchen müssen
sich verpissen
tot.


Anmerkung von Isaban:

* H ist einfach die Kurzform für Heroin.
"Affen schieben" nennt man die Entzugserscheinungen.
Auf dem Bahnhofsklo passieren die meisten "Geschäfte".
Der Kinderfixerstrich ist immer sehr bahnhofsnah, zum einen, weil man dort leichter an Stoff kommt, zum anderen, weil man dort in gewisser Weise durch den Publikumsverkehr sicherer seine "Dienstleistungen" ableisten kann, als wenn man mit einem Unbekannten mitgeht. Außerdem kann man sich dort im Trockenen ja gleich den nächsten Schuss setzen...
Und da werden sie auch oft gefunden, die "Schneekinder", am Ende ihres Winters.

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Kommentare zu diesem Text

StefanP (58)
(06.02.07)
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 Isaban meinte dazu am 06.02.07:
Es ist so leicht, auf diese Träume reinzufallen, wie auf die scheinbare Harmlosigkeit der "Kinderreime". Und so unglaublich schwer, den Alptraum wieder loszuwerden.
Es gibt für Kinder übrigens noch weniger Therapieplätze, als für Erwachsene. Sie werden meist eher institutionell verwahrt oder landen immer wieder bei Eltern oder guten Freunden, um am nächsten Tag wieder auf dem Babystrich oder den so beliebten Parkplätzen zu stehen.
Hier bei uns hat die Polizie durch "durchgreifende Maßnahmen" den Kinderstrich und einen Großteil der Drogenszene vom "sauberen" Hauptbahnhof weg und in ein Gewerbegebiet (wie passend, gell?) verlegt. Seit dem sieht man die Kids nicht mehr so häufig.
Soll doch schön sauber aussehen, unsere Stadt, was?
Was der Bürger nicht vor Augen hat kann man auch nicht anprangern und so schön unter den Tisch fallen lassen.
Denn dort, nach Außerhalb, in das Gewerbegebiet kommen nach Einbruch der Dunkleheit sowieso nur noch die, die von dem ganzen profitieren...
Und die werden schon ihre Klappe nicht aufreißen zu diesem Thema.

Danke, Stefan, für deine Anerkennung und für die Klicks.
Herzliche Grüße
Sabine
artemidor (58)
(06.02.07)
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 Isaban antwortete darauf am 06.02.07:
Es ist ein Thema, mit dem man sich nur intensiv auseinandersetzen kann, auseinander setzen sollte, Arti, besonders, wenn man Kinder hat, oder einfach nicht weggucken will, nicht vorsichtshalber auf der anderen Straßenseite läuft, auf der weniger düsteren, damit man nicht in die Schmuddelecken gucken muss.
Hier in meiner Heimatstadt verlagern sie einfach die Schmuddelecken nach außerhalb und glauben, das Problem wäre dadurch gelöst. Politikerweitsicht. Aber wir haben einen sauberen Bahnhof mit ständiger Polizeipräsenz und sogar mit schicken, schwarz uniformierter privater Wachtruppe, die auch ja jeden Stricher und jeden Obdachlosen sofort entsorgen. Ach nein, fürsorglich entfernen muss das ja heißen. Klingt fast so toll, wie gut unterbringen, gelle?

Ich freu mich, dass rüberkommt, was ich mit meinen "Kinderreimen" ausdrücken wollte. Danke dir sehr für deinen Kommentar und deinen Klick.

Herzlichst
Sabine

 franky (06.02.07)
Hallo liebe Sabine,
bewundernswert wie du so ein heißes eisen anfaßt und wirksam vor augen führst.
durch meinen langjährigen beruf als berufsmusiker kam ich auch an solchen stellen vorbei, es war jedoch damals noch nicht so krass wie heute.
darum kann ich es gut nachvollziehn.
sei ganz lieb gegrüßt
von Franky
(Kommentar korrigiert am 06.02.2007)

 Isaban schrieb daraufhin am 06.02.07:
Danke, Franky,
ich freue mich sehr, wenn es so rüberkommt, wie ich es erhofft hatte und natürlich auch für deinen Doppelklick!

Liebe Grüße
Sabine
MarieM (55)
(06.02.07)
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 Isaban äußerte darauf am 06.02.07:
Ja, es sieht so weiß und harmlos und unschuldig aus, winzige Flöckchen, die ganze Leben zerstören. Mal ausprobieren gibt es nicht wirklich, es ist weder spannend, noch romantisch, es ist wie ein Affe, der kreischend auf der Schulter sitzt und große Stücke aus dir beißt, wenn er kein Futter kriegt.

Die Kinder- und Werbereime hier kommen daher, wie witziger Nonsens, sie werden mit jedem Wort beklemmender, drängender, nehmen an Intensität und an Geschwindigkeit zu, wie die Sucht, bis der Mensch vollkommen gefangen ist im Kreislauf aus Beschaffen, drücken, beschaffen, drücken, bis sonst kein Leben, nichts Positives mehr übrig bleibt, als nur der nächste Druck...

Danke, Mariechen!

Liebe Grüße
Sabine
(Antwort korrigiert am 06.02.2007)
sylvia (51)
(06.02.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 06.02.07:
Da gibt es keine romantischeren, Sylvi. Sie sind so krass, die Bilder.
Man sollte es nicht weichzeichnen, weil es sonst zu viel für den guten Geschmack wird. Es ist zuviel für den guten Geschmack.

Danke für deinen lieben Kommentar und die Klicks

Herzliche Grüße
Sabine
sylvia (51) meinte dazu am 06.02.07:
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 Judas (06.02.07)
Schock.
Erst so ein Titel, dann so ein Thema, dann grusel.

 Isaban meinte dazu am 06.02.07:
So hat es einen Hauch von Realität, oder?


Sorrygrüße für den Schock
v. Sabine

 Lars (06.02.07)
wahnsinnig provokant und knallhart, liebe sabine. und gerade deshalb so gut. man denkt aufgrund des titels sofort an ein romantisches poem, kriegt dann aber gleich die volle packung, dass es sich um etwas völlig anderes handelt. heftiges gedicht - sehr gut!

lg, lars

 Isaban meinte dazu am 06.02.07:
Du weißt ja, Lars, ich kann auch anders. Aber das hier ist kein poetisches Thema. Man kann es nur knallhart behandeln, nicht verromantisieren, nur so zeigt es Wirkung.

Danke, dass es dich anspricht, nein dass es dir entgegenknallen darf und für eine ewige Geduld mit meinem ständigen Wechsel und Wandel.

Liebe, herzliche Grüße in deinen Abend
Sabine
astromant (62)
(07.02.07)
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 Isaban meinte dazu am 07.02.07:
Ich gebe dir 100% Recht, lieber Bernd. Nur konnte dort in dem Film ja immer ausgeblendet werden, wenn es eklig wurde. Das können die Kids nicht. Die kriegen die "volle Dröhnung ohne Schönung". Und wir von der Einspar-Politik immer nur die "aufbereitete" Fassung. Oder saubere Bahnhöfe.

Danke für deinen Kommentar und auch dafür, dass du mehr Durchblick hast bei einer wirksamen Politik zur Drogenproblematik, als die meisten Politiker.

Herzliche Grüße
Sabine
astromant (62) meinte dazu am 07.02.07:
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 Isaban meinte dazu am 07.02.07:
Bernd, Fixerstuben haben auch ihren Sinn. Ein sicherer, sauber Ort, sauberes Besteck, das die Gefahr (durch Mehrfachbenutzung auch ev. mehrerer personen) von Aids und Hepatitis mindert, Soforthilfe bei Überdosis, eventuelle medizinische/ärztliche Hilfe anwesend, zumindest aber ein Notruf u.s.w., kaum tödliche Raubüberälle, da zu viele Zeugen. Es ist sowas, wie Erste Hilfe. Aber die wirkliche, die hoffentlich anhaltende Hilfe besteht nun mal aus Therapieplätzen.
trollyne (61) meinte dazu am 11.02.07:
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 Isaban meinte dazu am 11.02.07:
Siehe unten.
(Antwort korrigiert am 11.02.2007)
SemiSuicidal (28) meinte dazu am 21.09.07:
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 Isaban meinte dazu am 21.09.07:
So sollte er auch wirken, dann bin ich es ja zufrieden.
Er sollte aufrütteln, sollte wie ein Klatsch vor den Kopf sein, damit man nicht mehr so leicht wegguckt. Danke für deine Zustimmung und dein Lob.
Ich freue mich, dass ankommt, was ich ausdrücken wollte.
Herzliche Grüße,
Sabine
trollyne (61)
(11.02.07)
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 Isaban meinte dazu am 11.02.07:
Danke, liebe Elke, für diesen sehr offenen Kommentar. Ich kann hier gar nicht viel antworten, außer, dass deine Betroffenheit mich berührt und dass ich mich freue, dass dein Sohn und du diese Lösung für euch gefunden habt, dass es euch gut geht.

Liebe, herzliche Grüße
Sabine
AugenBlick (32)
(18.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 18.04.07:
Wie ein Nadelstich. Dann kommt es genau richtig rüber, liebe Christiane.
Es ist ein Thema, das meiner Meinung nach krass dargestellt werden muss, das nicht verharmlost oder romantisiert werden darf.
Ich danke dir, Chris.

Viele liebe und herzliche Grüße
Sabine
trollyne (61)
(24.04.07)
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 Isaban meinte dazu am 24.04.07:
Den Hörtext habe ich erst vor ein paar Tagen gemacht, Trollynchen.
Und ja, wir sind leider eine Nation von Wegschauern. Alles, was uns nicht selber und persönlich berührt geht uns nichts an, das ist immer die bequemste Handhabe. Deshalb wird ja auch hier bei uns die Auslagerung des Straßenstrichs und Babystrichs in ein "Gewerbegebiet" als Problemlösung betrachet, nicht als Fassadenanstrich und Stadtimagepolitur.
Ich glaube zwar nicht, dass dieser Text hier sehr viel bewegt, aber vielleicht kann er ja ein bisschen aufrütteln, bei denen, die ihn lesen und hören.
Die, die am Drücker sind lesen und hören ja sowieso lieber weg.

Danke, Elke, dass du auch hier noch einmal gestöbert hast.
Viele liebe Grüße
Sabine
Tierra (28)
(21.09.07)
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 Isaban meinte dazu am 21.09.07:
Danke, Sandra. Ich freue mich sehr, dass mein Text Wirkung zeigt, dass er beim Lesen berührt.

Viele herzliche Grüße,
Sabine

 modernwoman (21.09.07)
es wurde bereits fast alles gesagt, was wichtig ist und diese realität ausmacht. zum thema fixerstuben möchte ich nur sagen, daß sie natürlich keine therapieplätze ersetzen können, aber wie schon von bescvhrieben, "sichere plätze" sind. und erinnern wir uns doch, daß diese plätze nicht etwa von politikern ins leben gerufen wurden, sondern von engagierten bürgern dieses landes. von daher haben fixerstuben neben einer therapie ihre existenzberechtigung und sie verhüten mit sicherheit schlimmeres, weil eben die politik kaum therapieplätze anbietet.

was trollyne über ihren sohn geschrieben hat, finde ich toll. wer weiß - wir kennen es doch aus unserer kinder- und jugendzeit - was sonst passiert wäre. wie war es denn mit dem heimlich rauchen? und genau so machen es die heutigen kinder, wenn sie andere drogen nehmen (auch zigaretten sind drogen!).

der so genannte babystrich zeigt außerdem sehr deutlich, wie viele psychopathen hier rumlaufen. bestimmte öffentliche bereiche sauber zu halten und ganze personengruppen in die gewerbegebiete (von dir gut persifliert in deinem komm) abzuschieben, kommt meines wissens aus den usa, wo es bereits in den 20er jahren so praktiziert wurde und sich bis auf den heutigen tag erhalten hat.

so werden kinder zu freiwild und niemand sieht oder hört etwas und der "normalbürger" kann ruhig schlafen, bis es seine eigenen kinder erwischt.

liebe und betroffene grüße
conny

 Isaban meinte dazu am 21.09.07:
Das Schlimme in den Gewerbegebieten ist, dass sie abends, bis auf dieses "Dienstleistungsgewerbe" vollkommen leer sind. Passiert den Kindern hier was, sei es beim Fixen, oder durch einen Kunden, sie finden nicht sofort Hilfe. Kein Arzt in der Gegend und nur Leute, die dort nicht gesehen werden und erst recht keine Zeugenaussagen machen wollen. Mehr muss man dazu ja nicht sagen, oder?

Hab vielen lieben Dank, Conny, für deine ausführliche Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine
trollyne (61)
(22.09.07)
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 Isaban meinte dazu am 27.09.07:
Ich müsste eine neue Hörfassung sprechen, liebe Elke, die andere wurde versehentlich gelöscht. Im Moment bin ich aber mal wieder zu heiser dazu. Ich danke dir sehr für dein Lob.
Viele herzliche Grüße,
Sabine
trollyne (61) meinte dazu am 27.09.07:
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Sensor (63)
(22.09.07)
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 Isaban meinte dazu am 27.09.07:
Trotzdem danke, lieber Rolf.

Herzliche Grüße,
Sabine

 Tintenklexe (28.09.07)
jaa, hingucken, aufklären, nicht weggucken.....ein ergeifendes Thema, ein wertvolles Gedicht!
Lieben Gruß
Gabi

 Isaban meinte dazu am 29.09.07:
Danke, Gabi.
Viele herzliche Grüße,
Sabine
Locklin (48)
(03.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 03.10.07:
Es bedeutet kriechen, auf dem Bauch kriechen.
Eindringlich sollte es sein, im Kopf nachhallen, provozieren und aufrütteln und ich denke, die harmlos-naiv klingenden, bitterbösen Kinderreime sind das passende Mittel, um diese Wirkung zu erzielen.
Danke, Locklin, für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
zackenbarsch† (74)
(04.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 04.10.07:
Vielen Dank, lieber Friedhelm.
Beste Grüße,
Sabine
trollyne (61)
(07.10.07)
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 Isaban meinte dazu am 07.10.07:
Ich werde dein Lob für die neue Hörfassung gerne an Stefan weiterleiten, Elke.
Hab herzlichen Dank für deine erneute Rückmeldung.
Viele liebe Grüße,
Sabine
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