Der Schmerz
Erzählung zum Thema Krankheit/ Heilung
von Alias
Die vierte Chemo hat nicht viel gebracht, meine Werte sind immer noch schlecht. Aber sie sind auch nicht schlechter geworden. Ziehe ich mich daran hoch? Nein. Ich glaube, ich habe keine Kraft mehr dazu, ich kann das alles nicht mehr ertragen. Das Aufwachen morgens, wenn mir wieder einfällt, dass ich bald sterben werde, die Hoffnungslosigkeit bei dieser Krankheit, da passieren keine Wunderheilungen, sie ist tödlich. Als mein Arzt mit der nächsten Chemo anfangen wollte und mit der Spritze an meinen Port ging (der Port musste gelegt werden, denn ich hatte keine einzige Vene mehr am Körper, die angezapft werden konnte), da rastete ich aus und fing hysterisch an zu weinen. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht, dass er das Gift in mich hineinspritzte, er gab mir stattdessen ein starkes Beruhigungsmittel, und meine Schwester fuhr mich nach Hause.
Aber nächste Woche will er es wieder tun, und ich weiß nicht, wie ich drauf reagieren werde.
Natürlich habe ich mich in mein Schicksal ergeben und die nächste Chemo ertragen, die Werte sind konstant geblieben, auch die Nebenwirkungen waren zu ertragen, aber nun kommen die Schmerzen.
Mein Hals wird immer dicker, er versucht mich zu erwürgen, ich habe Angst, ich laufe so zögerlich wie eine alte Frau, weil jeden Augenblick der Schmerz durchbrechen kann. Ich entschließe mich, eine Schmerztherapie zu machen, sie findet in einem Seitenflügel des Krankenhauses statt. Es ist schön dort, das Wetter ist superheiß, man kann draußen auf der Terrasse sitzen, die Schwestern sind gar nicht genervt, sondern sehr lieb. Sie geben mir Mittel, und ich muss mich dazu äußern, ob sie was nützen.
Das Gerät, an das ich angeschlossen bin, entpuppt sich als Kaliumspender. Ich hatte schon gedacht, es wäre die Pumpe, davor habe ich am meisten Angst, irgendwo zu liegen, an die Pumpe angeschlossen, die mir alle paar Minuten Morphium verabreicht. Das wäre dann das Ende. Ich atme auf, noch ist es nicht so weit...
Meine Freunde besuchen mich, wir sitzen in der Sonne, und meine Schmerzen lassen sich ertragen. Zwei Wochen später bin ich wieder zu Hause.
Doch dann habe ich wieder Schmerzen. Zuerst in den Beinen, nach ein paar Schritten tun sie furchtbar weh. Und keiner weiß warum. Beim CT wurde nichts gefunden. Ich bekomme einen Rollstuhl, um wenigstens ein bisschen mobil zu sein. Und allmählich lassen die Schmerzen in den Beinen nach. Es ist so wundervoll, wenn der Schmerz nachlässt, wundervoll wie ein neu geschenktes Leben. Aber nach wie vor habe ich Schmerzen am Hals und im Nacken.
Genau da wo es anfing, da endet es wohl auch. Wie fing es an? Mühsam versuche ich mich zu erinnern. Blödes Gedächtnis! Ich weiß aber noch genau, dass ich schon vor vier Jahren furchtbare Schmerzen am Hals hatte, kein Arzt wusste weshalb, man tippte auf Rheuma, tippte auf Arthrose. Doch als ich dann Urlaub im Süden machte, ging ich zu einem einheimischen Arzt, und der sagte mir: „Ihr Leiden sitzt in den inneren Organen.“
Und das stimmte, wie sich ein halbes Jahr später herausstellte. Ich hatte Lungenkrebs, den kleinzelligen, den nicht operablen, den tödlichen. Aber er war chemisch gut zu behandeln, zumindest in den ersten zwei Jahren. Doch nun ist das Übel gerade dort wieder, wo es angefangen hat. Am Hals, er tut furchtbar weh, er schnürt mich zu. Aber ich kann es ertragen. Ich glaube fast, ich kann alles ertragen.
Ich feiere mit meiner Nachbarin deren Geburtstag, es ist lustig, fast so wie früher, die Schmerzen habe ich im Griff, und ich genieße den Abend.
Aber nächste Woche will er es wieder tun, und ich weiß nicht, wie ich drauf reagieren werde.
Natürlich habe ich mich in mein Schicksal ergeben und die nächste Chemo ertragen, die Werte sind konstant geblieben, auch die Nebenwirkungen waren zu ertragen, aber nun kommen die Schmerzen.
Mein Hals wird immer dicker, er versucht mich zu erwürgen, ich habe Angst, ich laufe so zögerlich wie eine alte Frau, weil jeden Augenblick der Schmerz durchbrechen kann. Ich entschließe mich, eine Schmerztherapie zu machen, sie findet in einem Seitenflügel des Krankenhauses statt. Es ist schön dort, das Wetter ist superheiß, man kann draußen auf der Terrasse sitzen, die Schwestern sind gar nicht genervt, sondern sehr lieb. Sie geben mir Mittel, und ich muss mich dazu äußern, ob sie was nützen.
Das Gerät, an das ich angeschlossen bin, entpuppt sich als Kaliumspender. Ich hatte schon gedacht, es wäre die Pumpe, davor habe ich am meisten Angst, irgendwo zu liegen, an die Pumpe angeschlossen, die mir alle paar Minuten Morphium verabreicht. Das wäre dann das Ende. Ich atme auf, noch ist es nicht so weit...
Meine Freunde besuchen mich, wir sitzen in der Sonne, und meine Schmerzen lassen sich ertragen. Zwei Wochen später bin ich wieder zu Hause.
Doch dann habe ich wieder Schmerzen. Zuerst in den Beinen, nach ein paar Schritten tun sie furchtbar weh. Und keiner weiß warum. Beim CT wurde nichts gefunden. Ich bekomme einen Rollstuhl, um wenigstens ein bisschen mobil zu sein. Und allmählich lassen die Schmerzen in den Beinen nach. Es ist so wundervoll, wenn der Schmerz nachlässt, wundervoll wie ein neu geschenktes Leben. Aber nach wie vor habe ich Schmerzen am Hals und im Nacken.
Genau da wo es anfing, da endet es wohl auch. Wie fing es an? Mühsam versuche ich mich zu erinnern. Blödes Gedächtnis! Ich weiß aber noch genau, dass ich schon vor vier Jahren furchtbare Schmerzen am Hals hatte, kein Arzt wusste weshalb, man tippte auf Rheuma, tippte auf Arthrose. Doch als ich dann Urlaub im Süden machte, ging ich zu einem einheimischen Arzt, und der sagte mir: „Ihr Leiden sitzt in den inneren Organen.“
Und das stimmte, wie sich ein halbes Jahr später herausstellte. Ich hatte Lungenkrebs, den kleinzelligen, den nicht operablen, den tödlichen. Aber er war chemisch gut zu behandeln, zumindest in den ersten zwei Jahren. Doch nun ist das Übel gerade dort wieder, wo es angefangen hat. Am Hals, er tut furchtbar weh, er schnürt mich zu. Aber ich kann es ertragen. Ich glaube fast, ich kann alles ertragen.
Ich feiere mit meiner Nachbarin deren Geburtstag, es ist lustig, fast so wie früher, die Schmerzen habe ich im Griff, und ich genieße den Abend.