Die Begegnung

Roman zum Thema Realität

von  Alex

Dieser Text ist Teil der Serie  Dieses scheiß Leben (ist so schön)
Dieses kleine seltsame Mädchen von vielleicht zwölf Jahren, das dort auf der Parkbank sitzt, ist gern allein. Entgegen der Vermutung ihrer Mitmenschen jedoch nicht, weil sie sich nicht nach Gesellschaft sehnen würde, sondern weil sie all das Unverständnis ihr gegenüber nicht länger ertragen kann und die Einsamkeit, die sie immer nur befällt, wenn sie nicht alleine ist. 
Gerade hört sie Nirvana. Sie liebt diese Stimme und wünscht sich, Kurt Cobain würde noch leben. 

Die Gegenwart anderer Menschen schmerzt dieses uralte Kind..
Nur wenn sie allein ist, spürt sie von Zeit zu Zeit ein leises Glück. Dann liebt sie das Leben.  Sie träumt davon, einfach wegzugehn. Doch sie weiß nicht, wohin.
Jemand setzt sich neben sie und sie spürt diese Anwesenheit mit geschlossenen Augen wie einen elektrischen Schlag.
Benommen schlägt sie die Augen auf. Ihr gegenüber sitzt ein Junge von etwa 16 Jahren, die grünen, verfilzten Haare seitlich abrasiert. So junge und doch alte braune Augen spiegeln ihr Innerstes wider. Er starrt sie an und sie starrt mit dem ewigen Pokerface zurück, das sie sich angewöhnt hat, um der Mutter keine Genugtuung zu geben, wenn sie sie mal wieder verdrosch.

Sie war sechs, als sie das erste Mal von ihrer Mutter auf die Fresse bekam. An den Grund kann sie sich noch ganz genau erinnern. Sie hatte sich mit ihrer kleinen Schwester gestritten. Es ging um etwas ganz Nichtiges, ein Streit unter Geschwistern eben. So was kann vorkommen. Dabei hatte sie ihrer kleinen Schwester eine Ohrfeige verpasst. Das war wirklich nicht nett von ihr gewesen. Sie konnte also verstehen, dass ihre Mutter missbilligte, was sie getan hatte. Es war nur fair, dass sie dafür eine ordentliche Tracht Prügel bekam. Trotzdem weinte sie dabei, denn es tat schon ziemlich weh. Ihre Mutter schrie sie an:" Austeilen kannst du, aber einstecken nicht. " Sie fühlte sich schlecht, wusste aber nicht, was ihr mehr zusetzte: Dass sie ihre Schwester gehauen hatte oder dass sie die Schläge ihrer Mutter nicht wortlos hinnehmen konnte. Das Einstecken lernte sie aber recht schnell. Nach dem dritten Vorfall dieser Art war sie so weit, dass sie ihre Mutter beim Verprügeltwerden für ihre lasche Hand auslachen und zu mehr Einsatz anstacheln konnte.


"Was glotzn so? Noch nie´n Punk gesehn?...." Das Antworten bleibt ihr unmöglich. Sie schüttelt nur stumm den Kopf. Es passiert ihr oft, dass ihr die Sprache verwehrt bleibt. Fälschlicherweise wird das von anderen Leuten oft  für passiven Widerstand oder Aufmüpfigkeit gehalten.
Er gehört offensichtlich nicht zu “den Leuten”. Ganz  sanft schaut er sie an und flüstert halblaut : " Hey Zuckerpuppe, keine Angst, ich tu dir nix, bin nur´n harmloser kleiner Assi...Ach ja, ich heiß´ übrigens Fabi" 
Sein Lausbubengrinsen mit dem fehlenden Schneidezahn... "War`ne Schlägerei”, wird er ihr später erzählen und dabei grinsen, als hätte er sich dafür einen Orden verdient.

" Was hörstn da? Darf ich mal?" Sie nickt und gibt ihm den Walkman. Schon beim ersten Ton lächelt Fabi ansteckend über beide Ohren.
“ Ergreifend”...murmelt er... Dann hört er nur noch zu.
Später, als das Lied zuende ist, schaut er sie wieder mit diesem Lausbubengesicht an und fragt : " Hey, Kleine, willstn Eis?" " Ja, Erdbeer..."
Da strahlt er: "Meine Lieblingssorte...Wie heißt´n?” 
“Xenia” 


Zum ersten Mal seit Tagen zeigt sich ein verstohlenes Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie lächelt nicht oft, dabei sieht sie dabei so hübsch aus. Er steht auf und nimmt sie bei der Hand. Sein Schritt ist unerwartet schnell und zielgerichtet. Sie hat Probleme, mitzukommen, aber er zieht sie einfach mit sich. So ist sein ganzes Wesen: 
Er redet zu schnell, läuft zu schnell, lebt zu wild, aber das weiß sie in dem Moment noch alles gar nicht so genau. Sie ahnt es nur. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen hat dieser große, schlacksige Typ eine Art, die es ihr unmöglich macht, ihn nicht zu mögen. Fast ist es wie Liebe auf den ersten Blick, nur etwas wehmütiger. Sie war noch nie verliebt.
...

Am Laden angekommen spricht Fabi die Eisverkäuferin an und erklärt ihr, dass er leider etwas zu wenig Geld habe, aber seine wunderhübsche Freundin gerne auf eine Kugel Erdbeereis einladen würde. Die Verkäuferin fragt ihn:" Was hast du denn an Kleingeld, Jung?" Er legt ihr alles hin. Es sind irgendwas um die achtzig Cent, so genau kann das Mädchen mit der einsamen Aura das nicht auf den ersten Blick erkennen. Die Verkäuferin lächelt und gibt Fabi das Eis. Er reicht es an das Mädchen weiter. Es schmeckt köstlich. Möglicherweise das Beste, was sie jemals gegessen hat.

Sie gehen weiter. Um die Ecke ist ein kleiner Park. Dort setzen sie sich hin. " Erzähl Mal, wo kommst du her, Kleines, was machst du hier und warum gehst du einfach so mit so dreckigen bösen Jungs wie mir mit? Hat dich deine Mama etwa nicht ordentlich erzogen?" Wieder dieses schiefe Grinsen und irgendetwas in ihr fühlt sich seltsam an, wie Schmetterlingsflügel. " Ich wohne bei meiner Erzeugerin," murmelt sie mit vollem Mund. Mehr gibt es im Moment nicht zu sagen. " Wie alt bist du eigentlich," fragt sie ihn. Zum Einen interessiert es sie wirklich, zum anderen hat sie die Erfahrung gemacht, dass die einfachste Art, Menschen von sich selbst abzulenken, ist, ihnen Fragen über sich selbst zu stellen. Die meisten Menschen reden unwahrscheinlich gerne über sich selbst. Er antwortet:" 16. ". Er verfällt nicht ins Labern. Alles ist gesagt.

Sie sitzen lange so da ohne ein Wort miteinander zu sprechen. Es ist nicht notwendig. Die beiden teilen das Eis. Das Mädchen war noch nie so glücklich, so Eins mit sich und der Welt. Irgendwann räuspert er sich und fragt: " Wo musstn heute noch hin, Kleines?"
Sie antwortet nicht. Er wiederholt sich. Sie schweigt.
Er wiederholt sich noch einmal, diesmal lauter: " Wo du hin musst, hab ich dich gefragt.....Du musst doch nach Hause?"
" Nein."
" Wie, nein? Hast du kein Zuhause? Du hast doch vorhin was gesagt von wegen, du wohnst bei deiner Erzeugerin, vermisst die dich nicht? Die muss sich doch Sorgen machen?"
" Nein..."


Zuhause brennt
Kein Licht für mich.
Mutter liebt sich
Nicht.


Er denkt nach. Man sieht, wie die Gedanken in ihm rasen. Dann endlich wieder ein paar gestammelte undeutliche Worte:" OK. Lassen wir das so stehen. Du hast kein Zuhause. Dann bist du ab heute bei mir Zuhause. " Sie ist sprachlos. Niemals hat jemand etwas in der Art zu ihr gesagt. Jetzt kommen diese Worte einfach so über die Lippen dieses fremden Jungen.

" OK."

Sie nimmt seine Hand. Ihre kleine Hand in seiner. Er hat schöne Hände. Sehr feingliedrig, mit langen schmalen Fingern. Aber dreckig sind sie.  " Ey. Aber erwarte keinen Palast, Prinzessin. " Sie nickt nur. Dann gehen die beiden los . Sie lässt sich hinterher ziehen wie eine kleine Puppe.

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Kommentare zu diesem Text

Dieter Wal (58)
(08.12.16)
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 Alex meinte dazu am 08.12.16:
danke

 Dieter_Rotmund (09.12.16)
Auch von mir ein herzlicher Willkommensgruß.
Viele hier würden es aber gutheißen, wenn die eingestellten Texte nicht ganz so extrem schlampig wie "Erdbeereis" gemacht sind - schließlich ist hier nicht Facebook, sondern "...das forum für dicher und autoren". Nichts für ungut!

 Alex antwortete darauf am 09.12.16:
was meinst du? das Umgangsprachliche?

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 09.12.16:
Ich meine vor allem die Satz- und Leerzeichenkatastrophe, die z.B. sich in Ungetümen wie "...akzeptiert, wie sie ist.und sie kennt keinen..." zeigt. Durchzieht den ganzen Text und sieht nicht nur furchtbar aus, sondern erschwert das Lesen erheblich.

 Alex äußerte darauf am 09.12.16:
Oh.Danke.Wart mal eben.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 12.12.16:
Sind immer noch Fehler übrig, aber so schon viel besser.
Marjanna (68)
(12.05.18)
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 Alex meinte dazu am 12.05.18:
Man kann die Teile in jeder Reihenfolge lesen

 DanceWith1Life meinte dazu am 04.06.19:
das war fast die Stimme des Mädchens

 Alex meinte dazu am 04.06.19:
Wie meinstn das?

 DanceWith1Life meinte dazu am 04.06.19:
ich las und las die Kommentare und dann den, und hörte fast eine Stimme, ich hörte, diese "unglaubliche" Haltung mit dieser noch viel "unglaublicheren" Welt zurecht zu kommen. Unglaublich ist ein Wort das ich hier verwende, weil es Dinge gibt die ich nicht in Worte fangen will.
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