Schlossberghöhlen

Text

von  Oskar

Wolken hängen wie Belagerungsschiffe über dem Land. Bäume stoßen limesgleich aus dem Boden. Meine Begleitung klagt über Muskelkater, ich über meinen Kopf. Hausgemacht, letzten Abend. Die Fahrt ist angenehm. Die Autobahn frei und der Motor röhrt, wie gewohnt, bei Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 Km/h. Als Fahrer bestimme ich Musik und Lautstärke. Unwichtig, denn unser Schweigen wird weder vom Motorgeräusch, noch von Gitarrenriffs übertönt. Nonverbale Kommunikation schiebt sich in den Vordergrund, dauert eine Beziehung nur lange genug, sagt man. Die Mundwinkel auf cool gestellt, Sonnenbrillen tief im Gesicht, die Körper Rollatoren.
 
Die ersten Einheimischen die uns nach der Ausfahrt begegnen, sind ein Paradebeispiel für saarländische Inzucht. Die Frau sieht aus wie der Mann. Der Mann eine Mischung aus Alf und Goebbels. Mehr Wurstende, denn Nase im Gesicht. Sei’s drum. Wir sind hier, um uns die größte Buntsandsteinhöhle Europas anzuschauen und nicht die Schönheit verfilzter Genetik zu bewundern.

Am Parkplatz angekommen, wundern mich die vielen Porsches. Sind Europas Höhlen auch für den Adel interessant? Schulklassen habe ich erwartet oder Rentnergangs. Ein paar Meter weiter kommt die Erleuchtung. Die gehören alle zum dem Hotel oberhalb der unterirdischen Gänge. Schade. Also doch Führung mit tageslichtuntauglichem ehrenamtlichem Geologen. Höre kaum zu. Bin zu sehr von den gelben Helmen, die wir laut Bergbaugesetz tragen müssen, begeistert.

Dreistöckig und kilometerlange Gänge, vor Jahren ein Luftschutzbunker. Leider dürfen wir nur wenig davon begehen. Einen paar Buzzer kann man drücken, will man den Sandstein hell erleuchtet sehen. Will ich nicht. Ein Konzert wäre gut. Oder mich wenigstens fühlen, als hätte ich hier, in Homburg, in Europas größter Sandsteinhöhle, den Eingang zu Gottes Hirn gefunden.

Wieder über Tage wartet die nächste Gruppe. Ein Chor aus Österreich. Einen Kräuterschnaps als Souvenir darf ich mir nicht kaufen, aber ein Bier gegen die Kopfschmerzen. 220 qualvolle Treppenstufen später, liegt Homburg wie ein ausgedrückter Schwamm vor unseren Füßen und die Wolken haben geankert.

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Kommentare zu diesem Text

toltten_plag (42)
(14.05.17)
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 Oskar meinte dazu am 15.05.17:
Die Partei baut schon an der Mauer.

Achso, wunderte mich, warum die Gänge nicht aussehen, als hätte sich ein Wurm durchgefressen. Große Leistung der Leute damals (gelinde gesagt), aber, die Unterscheidung Kultur/Natur finde ich spannender, wenn man sie umgeht.
toltten_plag (42) antwortete darauf am 30.05.17:
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 Oskar schrieb daraufhin am 01.06.17:
Anscheinend halten immer mehr Menschen billige Witzchen bereits für so etwas wie eine politische Aussage. Trumps Pläne, seine Taten, sein Effekt auf die Welt? Alles nicht so wichtig, denn seine Frisur sieht ja aus wie ein totes Meerschweinchen.
(Antwort korrigiert am 01.06.2017)

 toltec-head (15.05.17)
Was kommt als nächstes? Tod mit Saarschleife?

 Oskar äußerte darauf am 15.05.17:
Mein Tod ist dir vorbehalten.
mannemvorne (58) ergänzte dazu am 22.05.17:
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