wird schon schiefgeh’n, ciao!

Monolog zum Thema Du und Ich

von  ManMan

Monolog in einer Kneipe

Hi, hab’ dich lange nicht gesehen!
Interessiert der Fußball dich nicht mehr?
Wie, du bist Rentner, ja, das weiß ich doch.
Das teure Bier kannst du dir nicht mehr leisten?
Ach komm, du wirst wohl noch Erspartes haben.
Und einmal oder zweimal in der Woche:
also, ich bitte dich!

Setz dich! Ist ja noch eine Weile bis zum Anstoß.
Der Kai und Eva kommen auch. Weißt du noch,
wie der Kai daneben lag mit seinem Tipp?
Im Spiel gegen die Bayern, meine ich,
der wollte es nicht glauben, dass die verloren haben.
Danke, Gabriel und Prost zusammen!
Trinken wir auf Sieg!

Du hast ganz schön Haare verloren!
Irgendwann erwischt es eben jeden.
Dabei warst doch immer so stolz auf deine Matte!
Ja, lass nur, brauchst nichts zu erklären,
ist für einen Mann doch keine Schande!
Sparst jetzt das Geld für den Friseur,
na siehste, geht doch!

Wie bitte? Chemotherapie? Das ist ja furchtbar!
Du hast Krebs? Au weia, das ist ja echt doof!
Aber sie hilft doch, diese Chemo, nicht wahr?
Na gut, du musst ja auch kein Bier trinken.
Braucht kein Mensch, pflegte mein Vater zu sagen.
Schmeckt gut, aber wenn’s sein muss, verzichten wir.
Die beste Krankheit taugt nichts!

Herrjeh, da fällt mir ein, ich muss noch weg.
Muss noch für Caroline bei REWE was besorgen.
Ich möchte zahlen, Gabriel! Das Spiel?
Man kann nicht alles haben, aber wenn ich
meine Frau vergesse, gibt es Ärger. War schön,
dich wieder mal zu treffen. Mach’s gut und Kopf hoch!
Wird schon schiefgeh’n, ciao!

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Kommentare zu diesem Text


 jennyfalk78 (09.06.17)
Herrliche Froskeln über den Wahnsinn des Lebens!
Applaus!
Graeculus (69) meinte dazu am 09.06.17:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 ManMan antwortete darauf am 09.06.17:
Ja, es kann einem "eiskalt über den Rücken laufen". Danke für die Kommentare. LG ManMan

 Isaban (09.06.17)
Hallo ManMan,

sowas nennt man wohl "ins Fettnäpfchen treten, hm?

Viel Gelaber um Belanglosigkeiten, aber als ein wirklich wichtiges Thema aufkommt, weiß der ansonsten eher geschwätzige Protagonist nichts mehr zu sagen.

Komisch, dass sich immer alle, die sonst stets von Hölzken auf Stöcksken kommen, gleich winden und verschwinden, als wäre Krebs ansteckend, nicht wahr?

Es sind vermutlich die Angst und das Unvermögen etwas Sinnvolles zu sagen im Angesicht dieses Schnitters, der morgen schon auch einen selbst erwischen kann.

Noch schlimmer zeigt sich diese Unfähigkeit selbst mit alten Freunden zu reden übrigens, wenn ein Kind oder Lebenspartner des Gegenübers gestorben ist. Alle, die gerade jemanden verloren haben, der ihnen sehr nahe stand, stehen plötzlich auch inmitten des Freundeskreises und aller Bekannten ganz allein da, weil keiner etwas zu sagen weiß nach so einer Katastrophe.

Allerdings würde ich den Text nicht wirklich als Monolog bezeichnen, eher als hörbaren Teil eines Dialoges, da ja vom Gegenüber ganz augenscheinlich Antworten kommen, bis der Protagonist plötzlich - allzu menschlich - nichts mehr zu sagen weiß.

Liebe Grüße

Sabine

 ManMan schrieb daraufhin am 09.06.17:
Danke für diese ausführliche Kommentierung, der ich weitgehend zustimme. Allerdings: Gibt es überhaupt etwas Sinnvolles, das man in einer solchen Situation sagt? Vielleicht ist ein stiller Händedruck oder eine Umarmung aussagekräftiger? LG ManMan

 Isaban äußerte darauf am 10.06.17:
Dem anderen zuhören, ihn sprechen lassen hilft oft, ihn nicht allein lassen mit seinem Kummer - es sei denn, er äußert ausdrücklich den Wunsch, allein zu sein.

LG Sabine

 princess (11.06.17)
Hallo ManMan,

ich hätte da eine kleine  Anregung für deinen Protagonisten.

Liebe Grüße
princess
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