Gesundheit kann man nicht kaufen

Text zum Thema Gesundheit

von  Rudolf

Nun ist es so, dass Geld eines der Alleinstellungsmerkmale der Spezies Mensch ist. Kein anderes Lebewesen zerlegt die Welt in Einzelteile, ob dinglich oder ideell, und belegt sie mit einem Geldwert. In der Folge kann ich eine Stunde im Bordell mit einer Tankfüllung eines Autos vergleichen und weiß, was mehr wert ist. Das ist ziemlich cool.

Geld hat Nebenwirkungen. Es trägt ein hohes Suchtpotential in sich (mehr!) und damit verbunden verleitet es uns zu Handlungen, die wir ohne Geld nicht tun würden. Es passiert leicht, dass uns unsere Handlungen fremd und wir selbst krank werden. Dagegen gibt es das Gesundheitswesen. Das Wort gehört zu den Euphemismen, denn es müsste eigentlich Krankheitswesen heißen. Der Grund liegt auf geheimnisvolle Weise im Einsatz von Geld.

Schauen wir uns die Spieler im Krankheitswesen an und fangen beim Arzt oder allgemein bei den Heilberufen an. Welches Interesse hat ein Arzt daran, dass seine potentiellen Kunden gesund sind? Richtig, gar keines. Stattdessen untersucht er unsere Werte, als wenn wir ein Gefäß wären, in dem die Mischungsverhältnisse von allerlei Substanzen exakt einzuhalten sind, und er findet todsicher einen Wert, mit dem er uns Angst machen kann. Sehr beliebt sind im Augenblick die Schilddrüsenwerte, aber auch Cholesterin steht hoch im Kurs.

Ist die Forschung daran interessiert, Gesundheit zu vermehren? Nein. Viel attraktiver ist es doch, eine seltene Krankheit zu finden und sich damit ein Denkmal zu setzen. Gelingt es mir eine spannende Geschichte zusammenzudichten, die die gesundheitsfördernde Wirkung eines Nahrungsmittels herausstellt, winken mir lukrative Forschungsaufträge aus der Nahrungsmittelindustrie.

Damit bin ich bei der Nahrungsmittelindustrie sie gehört nicht direkt zum Krankheitswesen, stellt sich aber gern so dar. Nehmen wir den Fabrikzucker. Wie ehedem die Zigarettenindustrie den Tabakkonsum, verteidigt sie den Karies auslösenden Vitamin-B- und Calcium-Räuber und behauptet sogar, wir bräuchten ihn, um gesund zu bleiben.

Die Krankenkassen sind wenigsten so ehrlich und benennen sich richtig. Sie agieren wie Banken. Von jedem Euro, der durch das System geschleust wird, bleiben ein paar Cent in ihm hängen. Es ist als hätten sie eine Lizenz zum Gelddrucken. Welches Interesse sollten sie daran haben, den Geldstrom zu verringern? Sie plustern sich hübsch auf und legen sich in Schaukämpfen mit der Ärzteschaft und der Pharmaindustrie an, aber letztlich ist es ihnen völlig gleichgültig, ob jemand gesund ist – Hauptsache die Kasse stimmt.

Was muss die Pharmaindustrie nicht alles ertragen, geknebelt von den Krankenkassen, drangsaliert von den Auflagen der Arzneimittelzulassung erzielt sie dennoch satte Gewinne. Zu jedem „falschen“ Laborwert hat sie ein passendes Mittel – siehe oben. Das System würde sogar ohne Ärzte funktionieren, wir schickten eine Urinprobe an ein Labor und bekämen umgehend den passenden Medikamentenmix zugesandt – automatische Abrechnung mit der Krankenkasse inklusive. Aber wie ginge es der Pharmaindustrie, wenn ihre Kunden plötzlich massenhaft gesund wären? Nicht auszudenken!

Nun sollte man meinen, dass wenigsten die Patienten gesund sein möchten. Aber ach! Sie sind in ein Krankheitswesen hineingezwungen und müssen zahlen und zahlen. Fast dankbar nehmen sie den Befund des Arztes entgegen – siehe oben. Endlich können sie etwas von dem Geld zurückfordern. Und ist es nicht wunderbar, sich mit Bekannten über die Auswüchse des Krankheitswesen und die eigene Betroffenheit austauschen zu können?

Bei den ungeheuren Geldmengen, die für Gesundheit bewegt werden, bei all den Fortschritten in Diagnose, Therapie und Pharmazie müssten Krankheiten quasi verschwunden oder wenigsten weniger geworden sein. Das Gegenteil ist der Fall. Wer es nicht glaubt, gehe in ein Altenheim. Es reicht, einfach einmal den einen oder anderen Flur hinunterzugehen und sich die Menschen anzuschauen. Vielleicht sehe ich das zu schwarz, aber Geld scheint eher krank als gesund zu machen.

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Kommentare zu diesem Text


 ManMan (19.08.17)
Welches Interesse hat ein Arzt daran, dass seine potentiellen Kunden gesund sind? Richtig, gar keines.
Da muss ich dir leider in die Suppe spucken. Ich habe schon mehrmals Ärzte erlebt, die sich darüber freuten, dass ich gesundete, auch Chirurgen, die sich darüber freuten, dass eine OP aufgrund einer Besserung obsolet wurde. Einmal hatte ich nach einem Sturz den Oberarm gebrochen und sollte operiert werden. Ich saß schon im OP-Hemd auf dem Bett, als der Oberarzt kam und mir sagte, sie hätten ein ärztliches Konsilium über meinen Fall gehabt und seien zu dem Schluss gekommen, dass die Chance, dass der Arm ohne OP gesund wird, bei 50 - 60 Prozent lägen. Nun, da habe ich mich gegen die OP entschieden und alles ist gut geworden. Keine OP und ein Verlassen des Krankenhauses am selben Tag: da ist dem Krankenhaus ein ordentlicher Batzen Geld verloren gegangen. Es gibt sie also noch: die guten Ärzte, die sich am Wohl des Patienten orientieren.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.08.17:
Es gibt überall solche und solche. Aber hier geht es eher ums Prinzip und da hat Rudolf recht.
Ausnahmen, klar, überall - ich sah einen Bericht über Cannabis-Versuche in israelischen Altenheimen - wer vormals krank, gehbehindert und verbiestert war, fing plötzlich an zu schmunzeln, aufzustehen, zu tanzen und die Verwandtschaft erkannte sie nicht mehr.
Wer klug ist, ist immer Selbstversorger. Wobei das Wort Sorge auch noch etwas stört ...

 Rudolf antwortete darauf am 20.08.17:
Ja, leider kenne ich auch welche, die nicht als erstes fragen: "Privat oder gesetzlich?". Ich wollte allerdings kein sozialdemokratisches Sowohl-als-auch beschreiben sondern ein populistisches Schwarz-weiß :-b

 princess (19.08.17)
Nein, Gesundheit kann man nicht kaufen. Und Krankheit nicht ausrotten. Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Und doch wurden durch Forschung viele viele Behandlungsmöglichkeiten optimiert. Würden wir nicht so viel Geld in die unbezahlbare Gesundheit stecken, dann ... ja, eben.

Liebe Grüße
princess

 Rudolf schrieb daraufhin am 20.08.17:
Aldous Huxley soll gesagt haben: "Die medizinische Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten so ungeheure Fortschritte gemacht, dass es praktisch keinen gesunden Menschen mehr gibt."
Bette (70)
(20.08.17)
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 loslosch (20.08.17)
und dann sind krankenhäuser ja auch begrüßungszentren von virenstämmen und bakterien.

 FrankReich äußerte darauf am 09.11.19:
Als Willkommensgeschenk sind die mir allerdings lieber als der Tod, solange kein unmittelbarer Zusammenhang besteht, vielleicht sollte ein Großteil dieser Zentren allerdings besser als Todeszonen bezeichnet werden. :D
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