Kohlrübenkinder

Kurzprosa zum Thema Genuß

von  Isensee

Die Nacht hängt in der Straße, ohne Ende und Anfang.
Keine Ordentliche Dunkelheit, keine ordentliche Stille.
Da wird kein Schlaf daraus.
Der Frauenkopf Tief im Kissen.
Ein Mensch ist eben Landschaft, ob er nun schläft oder Baustellen betreten Schilder missachtet.
Fleisch, das schlafend aufweicht.
Mein Lieblingsplatz ist unter dem Hemd der Frau.
Zusammenleben heißt durchhalten, die weicher werdenden Körper wärmen.
Noch die Wärme unter ihrem Hemd verbrauchen.

Judith war ein dürres Mädchen von sechzehn Jahren, dichtes dunkles Haar und ein großer voller Mund.
Ihre braunen Augen wanderten über das ganze Gesicht, wenn man mit ihr Sprach.
Sie Roch nach Getreide und sah gerne dabei zu, wie sich Leute weh taten.
Als Landschaft wäre sie einer dieser kargen Hügel an Irlands Küsten, ein schmaler weg würde rauf führen und die Sonne durch den Nebel schimmern.

Frühstück:

Menschen und Insekten fließen an uns vorbei, sie werden die Stadt in einen Stausee verwandeln.
Blasse Gesichter, vom milchigen Morgen verzehrt und eingecremt.
Kinder kratzen sich die Uniformen von den Leibern.
Nach etwa Zwanzig Minuten setzt das Schorf-Abziehgefühl ein.
Die Menschen werden albern und suchen Kontakt, bevor sie ihren Tag an  Einen in höherer Position verkaufen und zur Mittagspause wieder hier einkehren.
Kommen von Betonquaderwegen, die aussehen wie Miniaturautobahnen und sicher hat jemand mal einen Designpreis dafür bekommen.

Vorbei an Obdachlosen, die auf Designquadern sitzen oder sich mit Ausländern streiten, zurück in meine Wohnung.
Judith verabschiedete ich an der Straßenbahnhaltestelle und so konnte die bequeme Sicherheit, nicht mit jemandem in Kontakt treten zu müssen, in mir wachsen.
Die zwischenmenschliche Bilanz meines Lebens ist Katastrophal und Antrieb das zu ändern besaß ich nicht.
Die Sonne bescheint Menschen im Herbst, in einem zu ehrlichen Winkel, die jetzt das Internet explodieren lassen.
Eine Wohnung die leer und abspritzbar ist.

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Kommentare zu diesem Text

Sweet_Intuition (34)
(04.10.17)
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 Habakuk (04.10.17)
Bis auf die gewöhnungsbedürftige Rechtschreibung gefällt mir der Text.

 Judas meinte dazu am 04.10.17:
ja, schon.
Agneta (62)
(05.11.17)
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