Die Moritat vom Haifisch

Lehrgedicht zum Thema Zerstörung

von  ReinhardGroßmann

„Und der Haifisch, der hat Zähne,

und die trägt er im Gesicht“*, ____ * Zitat Bertold Brecht

und die Banken nehmen Zinsen,

darauf sind sie ganz erpicht.


Und die Rating-Agenturen,

setzen fest für'n armes Land,

besonders hoch die Zinsesszinsen,

und bald ist es abgebrannt.


„Und der Haifisch, der hat Zähne“*

und die hat er im Gesicht.

Und er sagt: „Ihr müsst jetzt sparen,

sparen, dass ist eure Pflicht.“


„Und sobald ihr das nicht könnt,

ja, dann gebe ich bekannt:

dann gehör'n mir eure Schätze,

eu'r Gold, eu'r Öl, eu'r Land!“


Und die Menschen sollen nagen,

sodann an dem Hungertuch –

die Profite von dem Haifisch

werden ihnen dann zum Fluch!


Soll der Haifisch mal verzichten,

sagt er gleich: „Oh je, oh je!"

Doch wir sind hier einmal ehrlich,

's tät' dem Haifisch gar nicht weh.


„Und der Haifisch, der hat Zähne,

und die trägt er im Gesicht“*,

und auch manchmal Schlips und Kragen

und nicht nur in dem Gedicht.


„Und der Haifisch, der hat Zähne“*

und er grinst euch freundlich an –

und dabei, da macht er Pläne,

wie er euch bald schnappen kann!


Die Moral von der Geschichte,

die ihr hier jetzt hab't gehört,

zieht dem Haifisch seine Zähne,

bevor er alles hat zerstört!

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Kommentare zu diesem Text

toltten_plag (42)
(20.12.17)
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 Sylvia meinte dazu am 20.12.17:
Mit deinem Kommentar gehe ich mit, nur noch eine kleine Ergänzung:
'Institutenwerden in jedem Fall vom Staat gerettet (die von ihnen angerichteten Finanzlöcher also auf die Steuerzahler umgeschichten,'
Das Umschichten auf den Steuerzahler trifft nicht mehr zu, sobald die gerettete Bank Gewinne erwirtschaftet. Bei Minus quasi 'verstaatlichen' und bei Plus 'privatisieren'
LG Sylvia

 ReinhardGroßmann antwortete darauf am 20.12.17:
Vielen Dank für deinen recht langen Kommentar! Vielleicht antworte ich dir dazu irgendwann auch länger, jetzt möchte ich nur kurz auf einen Aspekt eingehen. Mir ist im Übrigen bewusst, das in einem Gedicht nicht alle finanzwirtschaftlichen Probleme umfassend abgehandelt werden können.

Du schreibst, die Zinsen seien (im Moment!) sehr niedrig. Aber für wen sind sie dass und für wen nicht? Es ist doch so, dass diejenigen die dass Geld eigentlich nicht brauchen, niedrige Zinsen zahlen – Dagegen zahlen (und zahlten) manche andere extrem hohe Zinsen.

Was zahlt im Vergleich zu einem Europäischen Unternehmen zum Beispiel ein afrikanisches Unternehmen an Zinsen? Oder ein südamerikanischer Staat im Vergleich zu einem europäischen Staat? Egal ob das 20 % Zinsen sind oder über 40 % Zinsen - Wie sollen diese dann in einem Konkurrenzkampf auf einen grünen Zweig kommen? Besonders fatal wirkt sich es sich dann noch aus, wenn diese Kredite nicht im eigenen Land genommen werden. Das Geld fließt dann vermehrt vom einem sehr wahrscheinlich immer ärmeren Land in ein reicheres Land.

Übrigens stammen viele der Schulden Griechenlands noch aus einer Zeit, in der 10-jährige griechische Staatsanleihen bis zu 40 % Zinsen einbrachten.

Was muss man eigentlich (mit Zins und Zinseszins) bezahlen, wenn man (erstens) 1000 Euro zu 40 % Zinsen aufnimmt und 10 Jahre lang nichts bezahlt? Und (zweitens) 1000 Euro zu 5 % aufnimmt?
Eine einfache Rechnung :

(1.) 1000 mal 1,4 hoch 10 = 28925 Euro
oder (2.) 1000 mal 1,05 hoch 10 = 1629 Euro

LG Reinhard

 ReinhardGroßmann schrieb daraufhin am 29.12.17:
Nachtrag 29.12.2017:

Ein Zitat zu dem Beispiel mit Griechenland: “Die Marktzinsen für griechische Staatspapiere explodierten geradezu. Zwischen 2009 und 2012 stieg der Zinssatz für zehnjährige Staatspapiere von fünf Prozent auf fast 40 Prozent.” (Verdi, Wirtschaftspolitische Informationen Nr. 2 (8/2015), Seite 2)   Link

Viele Staaten schieben „Altschulden“ vor sich her, die sie schon lange nicht mehr bezahlen können. Das können sie durch die immer schneller (exponentiell) wachsenden Zinslasten immer weniger! Bei manchen Ländern (wie Griechenland) werden die Altschulden als großes Problem angesehen. Bei anderen Ländern mit ähnlich hohen Staatsschuldenquoten – dagegen nicht. Staatsanleihen gelten dort als sichere Wertanlage. Sind sie das wirklich? Können denn die der Gemeinschaft gehörenden realen Werte als Sicherheit für Kredite dienen, um dann möglicherweise irgendwann privatisiert zu werden? Wegen ständig steigender, unrealistischer Ansprüche von Banken?

Niedrige Zinssätze können auch wieder steigen. Wenn der Zinssatz (nur?) 3 % beträgt, verdoppelt sich die Kreditsumme rechnerisch alle 24 Jahre, wenn der Kredit gar nicht bedient wird.

Private Banken können sich günstig bei ihrer Zentralbank refinanzieren. Staaten dürfen das nicht. Sie sind gegenüber den Privatbanken benachteiligt.
Die Staaten haben sich zudem in die Abhängigkeit von privaten Rating-Agenturen begeben. Privatleute können mit immer mehr Geld gegen Währungen spekulieren, usw.

Auch private Altschulden, die nicht mehr bezahlt werden können, sollten abgeschrieben werden. Statt dessen werden sie oft zusammengefasst und verbrieft, und dann als „sichere Wertanlage“ weiterverkauft. So können sie dann auch als „Sicherheit“ für weitere Kredite oder den Kauf von spekulativen Anlagen dienen. Der nominale Wert solcher verbriefen Kredite kann durch die Zinsen immer weiter ansteigen. Er wächst „aus sich selber“, so wie auch die Altschulden. In Folge ist immer mehr Geld für den Handel mit spekulativen Anlagen (wie Derivate etc.) vorhanden.

Manche halten hier einen Schuldenschnitt und einen fairen Vermögensschnitt (z.B. bei Milliardären bzw. den größten Gewinnern des jetzigen Systems) für den ersten Schritt zu einer sinnvollen Lösung. Damit würde auch die zu große Buchgeldmenge reduziert. (Das umlaufende Buchgeld besteht letztlich aus den von Banken gegebenen, noch offenen Krediten.)

Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (in Billionenhöhe!) verschieben das Problem nur weiter in die Zukunft. Letztlich könnte nur eine Reform des gesamten Finanzsystems einschließlich seines Fundamentes, des Geldsystems, wirklich helfen. Dazu gibt es verschiedene kreative Vorschläge. Die „Zinsen“ gehört zu diesem Fundament dazu. Sie bewirken auch die beschriebene Umverteilung von „arm“ nach „reich“ und „öffentlich“ nach „privat“. Ich finde es schade, wenn es als Dummheit bezeichnet wird, wenn jemand dazu etwas schreibt.

Ich möchte hier ein Buch empfehlen, dass sich mit dem interessanten Thema „Geld“ befasst. Es bietet eine gute Analyse. Die Lösungsvorschläge halte ich aber nicht für weitgehend genug.

„Geld und Nachhaltigkeit“ vom Club of Rome, 2013, Europa Verlag Berlin

Antwort geändert am 29.12.2017 um 08:47 Uhr

Antwort geändert am 29.12.2017 um 08:52 Uhr

Antwort geändert am 29.12.2017 um 08:55 Uhr
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