Schlussakkorde

Gedicht

von  miljan

Noch sind wir hier und das Konzert geht weiter,
doch ahne ich die Stille, die am Ende
uns voneinander löst wie schwache Hände
den Halt verlieren entlang einer Leiter.

Selbst wer den Boden fest im Blick behält,
kann immer noch ins Bodenlose fallen.
Es geht ihm damit letztlich so wie allen,
die traurig übrig bleiben in der Welt.

Es naht der Tag, da euer Lied verklingt,
als sänge es das Leben immer leiser,
bis letzteres, vom Singen schon ganz heiser,
nicht einen nächsten Ton zustande bringt.

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Kommentare zu diesem Text

Marjanna (68)
(09.06.18)
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 idioma meinte dazu am 09.06.18:
Guten Abend Janna :
in dieser Deiner Beobachtung scheint mir die über Jahrtausende tradierte Rolle des Dichters beschlossen bzw. realisiert :
I. "Wir" : Der Dichter beobachtet und reflektiert das menschliche Leben und ist selbst einer von "uns".
"Ich": Der Dichter sieht aber mehr und voraus, er "ahnt" voraus und bedenkt das Ende der Lebensleiter.
II . "Wer, er, alle" klettern auf der Leiter, aber auch wer sich wacker festhält, kann psychisch ins Bodenlose fallen, wenn die wichtigste Bezugsperson fällt und er übrig bleibt, alleine weiterklettern soll.....
III. "Ihr, euer": Der Dichter spricht: er übernimmt offen die klassische Rolle des mahnenden Propheten...
Uralte memento mori Thematik
und auch die (Lebens)Leiter, das Spiel, das Konzert ist aus, das (Lebens)Lied verklingt, das sind alles uralte Bilder, aber sooooo umwerfend neu gesagt und in dichterische Form gebracht, dasses durch und durch geht. Leider hab ich links noch nie ein Buch von "miljan" angezeigt gesehn - ich würd´s sofort kaufen,
obwohl unsre Regale schier bersten.
idi

 miljan antwortete darauf am 09.06.18:
Vielen Dank euch beiden, für eure wertschätzenden Rückmeldungen. Ein Buch, liebe idioma, gibt es tatsächlich nicht, aber sollte ich mal ein paar Gedichte in einem Heft veröffentlichen, was ich überlege zu tun, sofern sich jemand findet, der sie druckt, mache ich darauf aufmerksam. Vielen Dank auch für deine Deutung; ich habe absichtlich mit einer Antwort auf Jannas Frage gewartet, um den Interpretationsraum nicht unnötig früh einzuengen. Tatsächlich überraschen mich eure Überlegungen, weil mir, aber manchmal ist das eben so, die Thematik recht klar schien. Meine Grundidee war, das Älterwerden und absehbare Sterben der Eltern zu thematisieren. Ergibt das Ganze, liebe Janna, vor dieser Folie etwas mehr Sinn?

Liebe Grüße,
miljan
Marjanna (68) schrieb daraufhin am 09.06.18:
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