Guatemala Journal: Antigua

Text

von  atala

„Barberia Willy“, steht auf einem Schild, dass sich oberhalb eines Spiegels in einem schmalen Coiffeur-Geschäft befindet. An den Wänden sind ausgeschnittene Bilder von Männerköpfen mit Kurzhaarschnitten aufgeklebt. Die Frisuren sind als Vorlage von allen Seiten zu bewundern. Zwei ältere Männer sitzen auf Holzstühlen an der Wand und starren auf die obere Ecke zum Fernseher, der eine Telenovela ausstrahlt. Jemand sitzt auf einem Polsterstuhl, der mit Plastik bepackt ist und hält den Kopf gesenkt. Ein kleiner ernster Mann im blauen Hemd schnippelt hinter ihm die Haare ab, die über den Kamm hinweg lugen. Dann wischt er mit einem Tuch die Härchen vom Nacken. Ein Junge schaut aufmerksam zu, die eine Hand am Kinn. Er betrachtet die Arbeit des Coiffeurs von allen Seiten. Ein anderer Mann wischt den Boden, schwarzes Haar vermischt sich mit Staub. Der kleine ernste Coiffeur grüsst vorbeilaufende Leute, einmal dreht er sich um, und streckt jemandem die freie Hand zum Gruss zu. Erst jetzt fällt mir auf, dass es keine Türe zum Coiffeurgeschäft gibt, sondern einfach ein Loch als Eingang. Der Barbier nässt Backen und Kinn, macht ein Zeichen, so dass der ältere Mann den Kopf zur Seite hält. Er hält ihm das Messer an die Gurgel und fährt damit langsam zum Kiefer. Ich sitze an der Seite und lese Zeitung: „Tragedia en Chiquimula“, 23 Tote bei einem Busunfall.

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