Von der Saat

Text zum Thema Gefühle

von  Inlines

Während ich als Greis, mit Zittern und Stöhnen, die letzte Tulpe in mein Schrebergärtchen pflanze, geschieht es, dass ein kleines Kind, mit Unterstützung seiner Eltern, ein erstes Mal ein zartes Pflänzchen, ruppig, aber lächelnd, in die lockere Blumenerde setzt.

Während im Obstgarten die alten Bäume langsam sterben, die Äste verkümmern, verspröden, und die Früchte krank und wenig werden, wachsen irgendwo anders die ersten prallen Birnen, an einem kraftvoll, mit dem Wurzelwerk, im Untergrund verhakten Baum.

Während ich die Vögel leiser werden höre, die ich immer hören konnte, und mit den Augen auf dem Himmelszelt verharre, weil ich warte, dass der Abendstern erscheint. Während ich ans Schließen meiner müden Augen denke, erwachst du mit den Haaren im Gesicht und dem Hinterkopf auf weißen Baumwollkissen. Beschienen von der Morgensonne strampeln deine kleinen Beine und drängt es dich hinaus, als hätte jemand draußen auf der Wiese eine Überraschung für dich vorbereitet und würde unablässig nach dir rufen. Als wäre einzig jetzt die Chance eines der Geheimnisse zu lüften, die man, wenn man richtig schaut, vor seiner eignen Nase liegen sieht. Die man mit jedem Schritt berühren kann, zertreten kann. Die dabei knirschen wie Schneckenhäuser oder knallen wie Ballons.

Ich warte hier derweil. Hier im Dämmerlicht. Auf die klaren Befehle von Personen, die nicht sprechen können, warte ich. In mir selber eingesperrt und vor mir selbst verschlossen. Und du weißt einfach, ohne, dass es jemand zu dir sagte, dass die Welt da draußen auf dich hofft. Dass dir die Welt noch diese schüchterne Umarmung zugesteht, bei der die Oberarme aus Versehen einen Busen streifen. Du darfst noch ihren Herzschlag, das Pumpen ihres Blutes, spüren, weil sie in deinem Handeln nur natürliches Verhalten orten kann. Und noch nicht dieses auf den Vorteil ausgelegte taktische Agieren. Noch nicht das wohlberechnete, verkrampfte Zielen nach der Brust. Nach dieser warmen Brust, die da ist, um kleine Münder mit der Sättigung für lebhaft eingesetzte Lippen zu belohnen.

Ich warte am gekippten Fenster. An einer ruhigen Stelle. Wenn die Eltern eines Kindes sagen, dass sie unten in den Kellerräumen waren, dann waren sie bei mir. Dann suchten sie neue Erklärungen. Zwischen gefrorenen Fischstäbchen und angefaulten Zwiebelknollen. Zwischen Mäusefallen und Spinnenkörpern. Und fanden bloß die alten Zweifel wieder.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (29.06.18)
Gute erste 50%, zweite Halbzeit aber ganz schwach, finde ich.
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