Im Frühtau zu Berge

Satire zum Thema Umwelt/Ökologie

von  Oggy

Aus aktuellem Anlaß gibt Ihnen Ihr Gesundheitsminister hiermit ein paar Tips, wie Sie den naßforschen Herausforderung des vernunftbegabten Düsentriebzeitalters mit etwas Glück erfolgreich standhalten können:

- Verschwörungstheoretiker faseln tagein, tagaus wilde Geschichtchen von sog. "Chemtrails" und Aluhüten. Reine Panikmache. Davon ist natürlich überhaupt nicht auch nur das Geringste wahr. Wenn Sie Ihre Lebenserwartung infolge hochgiftigen, krebserregenden, frucht-, erbgut-, boden-, grundwasser- und umweltschädigenden Flugbenzinregens konservieren möchten, hilft Ihnen natürlich ein lächerlicher Aluhut in keinster Weise. Stülpen Sie sich stattdessen einen stabilen Aluminiumeimer oder alternativ einen ausreichend großen Aluminiumwerkzeugkasten über Ihren vertrauensseligen Kopf!

- Alternativ können Sie während tonnenschwerer Kerosinemissionen Ihren Kopf auch einfach in den Sand stecken. Diese Methode ist besonders in Australien beliebt und sonst stecken Sie Ihr wertes Haupt ja auch anläßlich sämtlicher Gelegenheiten, bei Sauereien einmal gründlicher hinzusehen, bedenkenlos weg.

- Falls Sie Mitglied in einem Karnevalsverein sind, nennen Sie Ihre abgelutschten "Farweschlucker" doch einfach in z.B. (arme) "Flugbenzinschlucker" um. Das klingt viel realitätbezogener und feuchtfröhlicher und nach einer Weile werden Sie feststellen, daß der Stellenwert des Einzelnarren enorm steigt, wenn sich die Gesamtzahl der Narren auf (fast) natürliche Weise reduziert.

- Sind Sie pfälzischer Hobbygärtner, können Sie sich an gewissen Tagen beim Anmachen ihrer selbstgezogenen und frisch geernteten Tomaten zwar nicht den Essig, wohl aber - mit etwas Glück natürlich - das Öl sparen. Die Tomaten, die Sie gegenüber der Gesundheitspolitik der Bundesregierung üblicherweise auf den Augen haben, sollten Sie aber klugerweise beibehalten.

- Sollten Sie von Beruf katholischer Geistlicher sein, entfällt für Sie das gesamte ätzende Brimborium der letzen Ölung (Klerusjargon: "Letzter Ölwechsel"), zumindest wenn es sich bei dem dahinscheidenden Sünder um einen arglosen Ureinwohner des Pfälzerwaldes (ohne Aluminiumeimerschutz, vgl.oben) handelt. Sie werden feststellen, daß dank modernster steinzeitlicher Technologien die Sache auch so wie geschmiert läuft. Unzweifelhaft werden Sie die positiven und ressourcensparenden Effekte der beinahe täglich neu erlebten Petroleumluftnummern nachhaltig zu schätzen wissen.

- Sollten Sie fatalerweise Raucher sein, stellen Sie während des toxischen Niederschlags bitte das Qualmen ausnahmsweise ein, damit Sie uns am Ende nicht noch in die Lüfte entschwinden wie seinerzeit das (unvorbildliche, ungesunde und unbelehrbare) HB-Männchen.

- "Schwarze Milch" des Todes ist natürlich reinster Unsinn. Hochwertiges Flugbenzin ist so transparent und klar wie die stets durchschaubare Politik Ihrer fürsorglichen Bundesregierung!

- Bedenken Sie bei pauschalen Forderungen nach Entschädigung bitte, daß Sie und Ihre gesamte buckelige Verwandtschaft nicht mehr zu supergünstigen Preisen auf Malle fliegen können, wenn Billigstfluggesellschaften für die Umweltzerstörungen, die sie anrichten, auch noch meldepflichtig und haftbar gemacht würden. Wägen Sie die Vor- und Nachteile eines solchen Unterfangens bitte genauestens ab! Denn wer möchte sich zukünftig nur noch einen Urlaub per Leihfahrrad in den Kasseler Bergen leisten können?

Und vergessen Sie bitte niemals: Alles Gute kommt von oben.
Ihr allseits um Ihre Lebenserwartungen rührend besorgter Minister für körperliche und virtuelle Gesundheit!


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Anmerkung
Ende Juli 2018 ließ eine Boeing 747 über der Pfalz 92 Tonnen Kerosin ab. Dieses Jahr summieren sich diesbezügliche Fälle in Rheinland-Pfalz auf bisher 189 Tonnen, Dunkelziffer (es existiert dafür keine Meldepflicht) nicht eingerechnet. Im letzten Jahr wurden über dem gesamten Bundesgebiet 580 Tonnen Kerosin von Düsenflugzeugen freigesetzt, davon 368 Tonnen über dem waldreichsten Bundesland (Dunkelziffer auch hier freilich nicht eingeschlossen). Bundesweite Schwerpunkte seien Pfälzerwald, Nähe München und Nordsee.
(Nach Berichten der Rheinpfalz vom 31.7.2018 und 1.8.2018.)

__________
Danke an P.!

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Nachtrag 8.8.2018
Inzwischen ist zu diesem Thema erfreulicherweise auch eine Online-Petition gestartet worden:
https://www.rheinpfalz.de/artikel/online-petition-gegen-kerosinablass-gestartet/
https://www.change.org/p/kerosinregen-nein-danke

Nach Angaben einer SPD-Bundestagsabgeordneten sind z.B. zwischen 2010-2016 über Rheinland-Pfalz fast tausend Tonnen Kerosin (soweit bekannt) von zivilen Flugzeugen versprüht worden.
https://www.angelika-gloeckner.info/kerosinablass-ueber-der-westpfalz/
Die Militärs scheinen über ihre Umweltzerstörungen anscheinend keine Angaben zu machen(?).

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Kommentare zu diesem Text

Jack (36)
(08.08.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Oggy meinte dazu am 08.08.18:
Bei mir genau umgekehrt.

Danke für die Empfehlung!

 Dieter_Rotmund (08.08.18)
"Diese Methode ist besonders in Australien beliebt"

Verstehe ich nicht, diese Anspielung (?).

Ansonsten mir persönlich zu bemüht satirisch, weil im Kern doch etwas arg moralinsauer.
Graeculus (69) antwortete darauf am 08.08.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 08.08.18:
Meinst Du? Erscheint mir sehr unwahrscheinlich, ist es doch sehr schnell zu googeln. Oder, viel besser, bei Wikipedia nachzuschlagen.

 Oggy äußerte darauf am 08.08.18:
@ Graeculus

Volltreffer!

 harzgebirgler (10.08.18)
daß abläßt bald davon der flugverkehr
hofft selbst wer dort nicht wohnt ganz sicher sehr!

beste abendgrüße
harzgebirgler

 Oggy ergänzte dazu am 10.08.18:
Über allen Gipfeln
Hahn zu!

Danke fürs Lesen und die Empfehlung.
LG,
Oggy
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