Ein Reim tut gut

Gedankengedicht zum Thema Schreiben

von  Artname

Ein Reim tut gut. Wer wagt es, dran zu zweifeln.
Die Jungen wissen noch nicht, was sie tun.
Ein reifer Geist wird Gleichklang kaum verteufeln -
er lechzt nach jeder Bank, sich auszuruhn.

Ein Reim tut gut. Er bindet ein paar Tropfen,
und schon entsteht ein Bild vom Strom der Zeit,
derweil die Sätze überall verkopfen,
hebt sich der Reim im Winde wie ein Kleid.

Ein Reim tut gut, auch wenn er wie ein Träumer
laubhaftig tanzt, Melone auf den Haarn.
Mal singt die Seele schmutzig und mal reiner.
Und manchmal fühlt man jünger mit den Jahrn.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (28.11.18)
Hallo Artname,

das gefällt mir als altem und passioniertem Reimer sehr gut. Nur ein Vers reimt sich nicht, zumindest nicht rein, nämlich
Mal singt die Seele schmutzig und mal reiner.
Hier würde ich das Wort "reiner" durch den Namen "Reiner" ersetzen, also:
Mal singt die Seele schmutzig und mal Reiner.

Schöne Grüße, Dirk

 Artname meinte dazu am 28.11.18:
Danke, lieber Dirk.

Den unreinen Reim auf Träumer leistete ich mir bewusst. Ich studiere lebenslang die Form von Texten. Auch dieses Gedicht entstand im Ergebnis einer formalen Studie. Und sehr gern nimmt dabei der wissende Autor den wissensdurstigen Autor leise auf die Schippe.

Antwort geändert am 28.11.2018 um 19:08 Uhr

 LottaManguetti (08.03.19)
Besser.

 Artname antwortete darauf am 08.03.19:
Herzlichen Dank liebe Lotta. Auch für die Empfehlung.

Ich finde diesen Text nicht besser. Nur anders. Das genügt mir.

lg

 GastIltis (11.03.19)
Hallo Artname, abgesehen davon, dass ich auch mit dem gepflegten Reim lebe, gefallen mir einige Zeilen besonders gut: „hebt sich der Reim im Winde wie ein Kleid“ oder auch das „laubhaftig tanzt“ hat etwas. Gut, für einen Musiker verständlich. LG von Gil.

 Artname schrieb daraufhin am 11.03.19:
lieber GastIltis,

danke für dein sehr nettes feedback. Ja, für Musiker hat der Reim vermutlich eine etwas andere (breitere?) Bedeutung als für Lyriker.

Der Reim hat mich lebenslang beschäftigt. Irgendwann dachte ich, ich müsste nun endlich analog den Lyrikern anfangen, textend hinter das Geheimnis reimloser Songs (und Gedichte) zu steigen... und dann kam Rap und Hiphop....

.... und ich erkannte, dass ich bisher außer End- und Binnenreime wenig kreatives mit dem Reim anzufangen wusste. Ich entdeckte Eminem, der über fünf, sechs Zeilen über Assonanzen, Alliterationen, Schüttelreime oder Homonyme Lautketten baut, die extremen Rhythmus in die Verse bringen, derartige Reime eine stärkere Rhythmusgruppe sein können, als Versfüsse.

Hier würge ich mich mal ab. :D

Ich schaue mal, ob ich bei Euch Dichtern dafür auf teilweises Verständnis stoße. Verständnis dafür, dass nicht nur die schöne Semantik, sondern auch der reine Rhythmus für Poesie sorgen kann... .

Diese Begeisterung ließ mich eines morgens obigen Text schreiben!
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