Mimikry

Komödie zum Thema Denken und Handeln

von  LottaManguetti

Solch Kostümierung trifft mich täglich in der Stadt:
Herrje, mir scheint, als ob die Leute
(Ihr Alter? Längst egal!) von heute
Bewunderung erbetteln und, anstatt
das Leben in der Welt zu achten, sich erzwingen.

Als gälte es, mit Lärm, Getue, Energie
das Unverfälschte nachzuäffen,
krakeelen, drängeln, greinen, kläffen
und intrigieren sie mit Akribie
und wetzen hinterrücks, nie offen, ihre Klingen.

Aus welchen Sinnen schöpfen sie das dunkle Gut?
Vertauschte Gott dereinst den Trichter,
goss Geist in Luft, nicht in Gesichter?
Pulsiert da kalte Asche, nicht die Glut?
Sind sie nur noch ein Exkrement von Sonderlingen?

Du triffst sie überall: Sie busserln stets entzückt,
indes sie Rosenblättchen rupfen,
verschämt am Röckchen Falten zupfen.
Fällst du drauf rein, wirst du gewürgt, erdrückt!

Sieh da, schon wieder zappeln welche in den Schlingen ...

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Kommentare zu diesem Text

managarm (57)
(10.02.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 11.02.19:
In der Regel steh ich ja drüber, managarm. Klar gucke ich hin! Aber oftmals reicht mir ein Grinsen nach innen.
Nur manchmal, wenn es zu derbe wird, dann rolle ich mit den Augen und denke mir: Armes Erdenkind! Dich sollte mal jemand kräftig in den Arm nehmen.
Für auffällige Kostümierungen gibt es ja glücklicherweise Karneval. Darauf freue ich mich dieses Jahr wieder einmal wie Bolle. Noch bin ich am Nähen, aber bald schon sind wir komplett (und natürlich die, mit dem kreativsten und schönsten Kostüm!):D
Doch das alles täuscht natürlich nicht über jene hinweg, deren unfertiger Charakter sich hinter Feingetue verbergen will. Das sind mir die weniger lieben Mitmenschen: Sie drängeln sich permanent in den Vordergrund (verzichten dabei auch nicht auf gepanzerte Ellenbogen), streuen den Mitmenschen Rosenblättchen in die Augen und säuseln von Blütensternchen. Sprichst du sie an, kläffen sie wie Nachbars Chihuahua. Gut: Ich muss dann immer grinsen, aber schön isses nicht! :D

Ich wünsche dir einen Supermontag (motiviert)
Lotta

 GastIltis (11.02.19)
Nun hast du mit dem schönen Titel, liebe Lotta, die Biologie gekonnt auf den Kopf gestellt.
Statt sich vor Feinden zu schützen, geht es darum, um jeden Preis, möglichst bis an die Grenze zur Lächerlichkeit, aufzufallen. Die Medien machen es vor und (fast) keiner will zurückstehen. Wer nicht auffällt, stellt nichts dar. Aber: du hast es ja bestens gesagt! LG von Gil.

 LottaManguetti antwortete darauf am 13.02.19:
Das ist wohl der momentane Zeitgeist, Gil.
Nicht meins, wenngleich ich partiell auch mal gern im Mittelpunkt stehe. Aber das lässt sich kaum vermeiden, wenn ich vor Publikum stehe. ;)
Ansonsten mag ichs doch gern zurückgezogen im tiefsten Fläminger Wald bei den Spechten, Füchsen, Wölfen, Rehen ...
Dass da gewisse Tröten in der Stadt meine Aufmerksamkeit finden - wen wunderts? :D

Betr. Medien: Ich frage mich fast täglich, wozu wir noch Politiker füttern, wenn doch die Medien längst die Meinungsbildung übernommen haben.

Lieben Gruß an dich
Lotta (z.Z. auf Kepler186f)

 TrekanBelluvitsh (11.02.19)
Gabs schon immer. Schlag- und/oder Jogginghosen, Vokuhila oder in Antike und Mittelalter im Mittelmeerraum - unabhängig von der Religion - sehr beliebt: Echthaarperücken von blonden Nordfrauen. Und am Ende sitzt sie doch nur strickend/er nur Bier trinkend auf dem Sofa und guckt "Dschörmenis näxt Topmodl" (oder Gladiatornspiel, oder Hexenverbrennungen, oder Herätiker-/Ungläubigeabmurksen, je nach Zeit und Zeitgeist.

Darum bin ich für die 4-Tage-Woche. Jedoch mit der Vorgabe, dass jeder Mensch einen Tag in der Woche nicht aus dem Haus gehen darf. Das wird das Mimikri nicht verringer. Aber so haben die Menschen wenigstens mehr Zeit zum üben und es (das Mimikri) wird vielleicht etwas besser und damit unterhaltsamer.

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 13.02.19:
Ja, Trekan, wobei ich nicht unbedingt auf Modeerscheinungen aus war. Dieses Auffallen um jeden Preis und sei es mit den unmöglichsten Verkleidungen, das als nicht immer dezenter Hinweis auf die persönliche Freiheit des Einzelnen deuten soll ... Wozu? Brauchts da Klamotten oder grelle, ins Auge stechende Farben oder unterwürfige Wortschöpfungen? Brauchts da öffentlich devotes Sichäußern, frei nach dem Motto "Tumirnix, dennichbinliebzudir"?
Ja, vielleicht bin ich selber speziell, empfindlich gg.über solchem Getue, das mir so unnötig erscheint.
Die ganze Welt wird mich eh nie lieben und warum sollte sie das auch?

Das mit der 4-Tage -Woche finde ich gut. Einen ähnlichen Vorschlag wirst du (bei Bedarf kriegste ein Exemplar, wenns endlich fertig ist) in meinem derzeit entstehenden Werklein nachlesen können. :D

Bis dahin oder bis gleich lieben Gruß
Lotta

Antwort geändert am 13.02.2019 um 13:27 Uhr
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