Nichts Festes

Erlebnisgedicht zum Thema Annäherung

von  monalisa

Nur lose verbunden (in Freundschaft vielleicht?),
zusammengefunden, ob das aber reicht?
Wir treffen uns selten und schreiben uns oft,
es trennen uns Welten, viel mehr als erhofft.

Doch wenn wir uns sehen, die paarmal im Jahr,
wirds irgendwie gehen, wir sind ja kein Paar.
Gleich kommst du zur Sache, und ich komm mit dir,
wie scharf ich dich mache, versicherst du mir.

Dann kehrst du zurück in dein tägliches Leben
und nimmst Stück für Stück (dann soll ich wohl geben?)
des heitern Genusses, des Überschwangs fort.
Am Rand des Verdrusses ersehn ich dein Wort.

Es kommt erst nach Tagen, ein magerer Brief,
mir danke zu sagen, die Optik ist schief.
Es war ja nichts Festes, beteuerst du mir:
Du willst nur mein Bestes! Das wünsch ich auch dir.

Doch schmerzt es erheblich, die Dumme zu sein,
war alles vergeblich, ich bleibe allein.
Nur zwei Tage später verlobst du dich neu.
Ich denk: Du Verräter und, dass ich bereu.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Jo-W. (83)
(12.04.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 monalisa meinte dazu am 12.04.19:
Ja, genau so ist es, lieber Jo. Vereinbarungen werden oft mit dem Kopft getroffen, das Herz hat seine eigenen Spielregeln und geht oft ganz andere Wege.

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

 Isaban (12.04.19)
Liebe Mona,

ein sehr emotionaler Text, ein Gedicht, das von Erwartungen erzählt, von etwas, das nie wirklich versprochen, aber erhofft wurde, von zwei Personen, die zwar anscheinend, aber in Wirklichkeit dann doch nicht 100%ig das Gleiche im Sinn hatten, ein sogenannter Selbst-schuld-Text, bei dem sich dennoch die Sympathien des Lesers sofort auf der Seite des LI schlagen.

Da ich – wie immer – unter Termindruck stehe, hier mal wieder nur in Klammern neben den entsprechenden Textstellen, was mir beim Lesen durch den Kopf ging.

Liebe Grüße
Sabine

Nur lose verbunden (in Freundschaft vielleicht?), (Spannend, wie sich die ersten beiden Verse halbieren und jeweils „untereinander“ zusammenfügen lassen! Man kann hier gut zwei Protagonisten erkennen oder eben zwei Seiten, die eine selbstsicher, die andere zweifelnd: Nur lose verbunden zusammengefunden/in Freundschaft vielleicht, ob das aber reicht?)
zusammengefunden, ob das aber reicht?
Wir treffen uns selten und schreiben uns oft, (hier treffen sich die beiden obigen Seelen, hier besteht Einigkeit, hier sind die Gemeinsamkeiten.)
es trennen uns Welten, viel mehr als erhofft. (Zwiespältiger Vers: LI und LD sind durch Welten getrennt, entweder geben sie sich viel mehr als erhofft oder die zu überbrückenden Entfernungen sind größer als zunächst gehofft, sie sind zu unterschiedlich, können ihre Welten nicht in Einklang bringen…)
Doch wenn wir uns sehen, die paarmal im Jahr, (…aber da sich die beiden nur selten im RL treffen, wird es schon irgendwie gehen, das was stört, kommt dann nicht so sehr zum Tragen, denn ein richtiges Paar sind sie nicht, sondern eben nur „lose verbunden“.)
wirds irgendwie gehen, wir sind ja kein Paar.
Gleich kommst du zur Sache, und ich komm mit dir, (Aha, wir ahnten es schon, es geht um Sex, um Prickeln außerhalb der Alltagswelt, die Freundschaft ist eben doch etwas anderes als Freundschaft, es geht um Abenteuer, eine Angelegenheit, bei der man sich die Finger gründlich verbrennen kann. „Du kommst gleich zur Sache)
wie scharf ich dich mache, versicherst du mir. (Oha, ein Satz, der dermaßen billig und klischeehaft ist, dass er - zumindest bei mir – jedes Prickeln minimieren würde.)

Dann kehrst du zurück in dein tägliches Leben (Das war ja zuvor angekündigt und dürfte keinen der beiden überraschen, trotzdem liest sich der Vers ein wenig bitter.)
und nimmst Stück für Stück (dann soll ich wohl geben?) (Oha, der metrische Bruch in der Mitte des Verses ist derart deutlich, dass man die Empörung des LI beinahe schmecken kann!)
des heitern Genusses, des Überschwangs fort. (Vorspiel ist vorbei, Hauptakt auch, was danach kommt, könnte man wohl als Abspann bezeichnen.)
Am Rand des Verdrusses ersehn ich dein Wort. (Wo ist denn das LI geblieben, dem bewusst war, dass da nie alles gepasst hat, dass da nur eine lose Verbindung war, dass es sich selbst einen Alltag mit dem LD kaum vorstellen konnte? Ging es, als es „kam“?)

Es kommt erst nach Tagen, ein magerer Brief,
mir danke zu sagen, die Optik ist schief.
Es war ja nichts Festes, beteuerst du mir: (ein wenig schief auch dieses „beteuerst du mir“, das so wenig innig zwischen dem „Festen“ und dem „Besten“ hängt)
Du willst nur mein Bestes! Das wünsch ich auch dir. (Deutlich spürbare Enttäuschung – im wahrsten Sinne des Wortes: Eine Täuschung endet.)


Doch schmerzt es erheblich, die Dumme zu sein,
war alles vergeblich, ich bleibe allein. (Was war vergeblich? Dienten alle Anstrengungen des LI nur dazu, nicht mehr allein zu sein? Wollte es das LD entgegen der ausgesprochen „freundschaftlichen“ Absprache still und heimlich in eine feste Beziehung locken? Unausgesprochene Erwartungen werden eher selten erfüllt und Erwartungen, die weit über das hinausgehen, was verabredet war ebenso wenig – und Wunder sind verflixt rar. Dennoch, das LI tut mir leid, weil ihm anscheinend doch nicht so ganz klar war, auf was es sich eingelassen hat. Dem Kopf vielleicht, dem Bauch keinesfalls.)
Nur zwei Tage später verlobst du dich neu. (Schwupps, ausgetauscht. Ja, sowas tut immer weh. Nicht nur, aber noch viel gründlicher, wenn man selbst emotional sehr engagiert ist/war – und das unabhängig davon, ob man sich wirklich viel von der Sache versprochen hat oder nicht.)
Ich denk: Du Verräter und, dass ich bereu. (Sehr menschlich, dieses Empfinden. Es ist immer sehr schade, wenn eine Freundschaft/Beziehung mit solchen Gefühlen endet. Man ist um eine Erfahrung reicher und um ein angeknackstes Herz – da ist es schwer, nicht nur das Bittere, sondern auch all das Schöne zu sehen, das man erlebt hat. Hier in diesem Text überwiegt das Bittere leider auch.)

 monalisa antwortete darauf am 12.04.19:
Liebe Sabine,
wow, du hast aber gründlich in dem Text geschürft und viel Zeit und Sorgfalt aufgewandt, um möglichst viele verdeckte Regungen ans Licht zu holen. Das ist dir aus meiner Sicht hervorragend gelungen. Ich schätze mich glücklich, dass du so viel deiner ohnehin knappen Zeit dafür aufgewendet hast. Danke vielmals! Hoffentlich hat es sich auch für dich gelohnt, mir jedenfalls hast du eine Riesenfreude gemacht 😊.

Vielen herzlichen Dank und liebe Grüße
mona

 GastIltis (12.04.19)
Liebe mona, Freundschaft zwischen Mann und Frau?
Eine seltene Begegnung, die ihre eigenen Gesetze hat. Die des Mannes, der nichts von Dauer begehrt, und "deine", die hoffnugsvoll sind, obwohl mehr Verzweiflung als Zuversicht darin liegt. Das Resümee? Erlebnis mit Schmerzen.
Eine andere Form hast du gewählt: ungewohnt. Sollte sie offener, freier wirken? Ist nicht gelungen, konnte nicht gelingen. Das Thema eigenes Erleben ist dafür zu schwierig. LG von Gil.

 monalisa schrieb daraufhin am 12.04.19:
Lieber Gil,
irgendwie geht es bei dem Ganzen um eine Art Selbstbetrug, anfangs vielleicht ganz unbewusst. Da wird etwas vereinbart, das, wie sich herausstellt, aber nicht genau das ist, was LI wirklich möchte. Über die schmerzhafte Enttäuschung gelangt LI selbst zu dieser Einsicht. Eine Geschichte, wie man sie oft und oft beobachten kann, so offen und frei, wie man meint, ist man dann doch nicht 😊.

Was du zur Form meinst, ist mir nicht ganz klar. Was ist ungewohnt, warum?
Ich habe hier eine sehr enge/strenge Form gewählt, daktylisch mit Mittel und Endreimen, die gerade den Kontrast bebildern soll zwischen der Vorstellung von einem losen (nichts Festes) Hin-und-wieder-Zusammensein, wie es ja vereinbart wird, und den tatsächlichen Bedürfnissen und Ansprüchen des LI. So lebt LI gerade in dieser Unverbindlichkeit in einem Korsett, das ihm nicht entspricht. So jedenfalls hab ich mir das gedacht.
Also, nein, sie (die Form) sollte nicht offener, freier wirken, im Gegenteil! Es ist schade, dass ich mich da anscheinend ein bisserl verrannt habe, da du das für nicht gelungen hältst. Im Übrigen sollte der Text nicht allzu schwergewichtig und niederdrückend daherkommen, sondern nur leicht an der Oberfläche kratzen. Eigene Betroffenheit steckt nicht dahinter, kann ich also nicht fürs Nichtgelingen verantwortlich machen. Und LI wird die gekränkte Eitelkeit, so schnell ersetzt worden zu sein, schon gut verkraften 😉, denke ich!

Vielen Dank, Gil, und liebe Grüße
mona

 GastIltis äußerte darauf am 13.04.19:
Hallo mona, ungewohnt für mich war, sieh das bitte aber nicht so verbissen, dass bisher bei dir Texte mit ernsthaften Hintergründen meist andere Formen (ohne Reim, freie Verswahl: ich bin kein Fachmann) hatten, und du hier für einen ähnlichen Hintergrund eine strikte Reimstruktur wähltest. Aber entsprechend deiner Begründung ist das in Ordnung. Ich halte den Text vom Inhalt und von der Ausführung für sehr gelungen. Wahrscheinlich sollte ich viel mehr von dir (auch aus der Vergangenheit) lesen, um einen besseren Überblick zu erhalten. LG von Gil.
Hilde (62)
(12.04.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 monalisa ergänzte dazu am 13.04.19:
Hallo Hilde,
vielen Dank für deinen Beitrag, ja, ja LI hat sich da wohl verrannt, es sieht sich nicht nur als Opfer, sondern gesteht sich auch ein, nicht unschuldig daran zu sein

Liebe Grüße
mona

 TassoTuwas (13.04.19)
Hallo Mona,
tief im Inneren tragen wir alle die gleichen Sehnsüchte. Sie heißen Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Wohlbefinden, Harmonie, einfach gesagt, Glück. Und dabei verdrängen wir, dass wir doch auch alle Egoisten sind und obendrein aus dem Paradies geschmissen wurden und nun als Individuum nicht immer in die Pläne anderer Glückssucher passen.
Ok, war wohl so eine Art "Wort zum Sonntag"

Liebe Grüße
TT

 monalisa meinte dazu am 13.04.19:
Hallo Tasso, dankeschön für die vorgezogene Sonntagspredigt , natürlich sind wir alle Egoisten, schließlich ist keiner so sehr für das eigene Glück zuständig, wie man selbst. das heißt im Umkehrschluss aber, dass wir auch niemandem sonst die (Haupt-)Schuld geben können, wenn wir unglücklich sind.

Vielen Dank für deinen Kommi und liebe Grüße
mona
Agneta (62) meinte dazu am 13.04.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 monalisa meinte dazu am 14.04.19:
Ja, liebe Agneta, ich glaube auch, dass es viel aktueller ist, als wir uns das wünschen, dass es oft gar nicht so leicht ist, auch nur mit sich selbst aufrichtig zu sein, die eigenen Bedürfnisse zu kennen ...
Ein weites Feld, denke ich.

Vielen Dank für deinen Beitrag und liebe Grüße
mona

 FrankReich (30.04.19)
Wow, Mona, super Gedicht.

Kleiner Wermutstropfen für mich, denn ich empfinde es so, als hätte das lyrische Du das Beste auch bekommen. Das täte mir leid um das lyrische Ich.

Ciao, Ralf

Kommentar geändert am 30.04.2019 um 12:01 Uhr

 monalisa meinte dazu am 01.05.19:
Hallo Ralf,
danke für dein Lob mit Wermutstropfen 😉. Ich bin ganz zuversichtlich: LI wird sein Nächstbestes finden und zu seinem Besten machen, hoffe ich 😊.

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 01.05.2019 um 08:44 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram