Mythen

Gedicht

von  juttavon

die Flügel ausgebreitet
nistet ein Vogel im Schlaf
singt von jeder Faser des Dunkels
in schwarzer Schattierung Gewebtes

Träume pulsen im Körper
Lichtwerk hinter geschlossenen Lidern
die Flut rast mit Geröll
in der Weite des Flussbetts

Nächte fliegen in den Tag
jeder Schritt ein Wagnis
Worte klemmen in alten Türen
graues Licht doppelte Schatten

zwischen flackernden Felswänden
die Tänze ums Feuer
in Geschichten versöhnte Nächte und Tage
ich höre die eigenen Träume


Anmerkung von juttavon:

...aus der Schublade gekramt...

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (25.05.19)
Hallo Jutta,
damit komme ich irgendwie nicht klar:
singt von jeder Faser der Dunkels
in schwarzer Schattierung Gewebtes
ich könnte mir vorstellen:
singt von jeder Faser des dunkel
in schwarze(r) Schattierung Gewebten
oder
singt von jeder Faser des Dunkels
in schwarze(r) Schattierung gewebt

Einige Bilder gefallen mir sehr gut, wie bspw. 'Träume pulsen im Körper Lichtwerk hinter geschlossenen Lidern' oder 'Worte klemmen in alten Türen' oder 'in Geschichten versöhnte Tage und Nächte'.

Liebe Grüße
mona

Kommentar geändert am 25.05.2019 um 15:50 Uhr

 juttavon meinte dazu am 30.05.19:
Danke, liebe Mona, für Deine Gedanken.

Es sollte "Faser des Dunkels" heißen, habe es korrigiert.
In der nächsten Zeile geht es um das Dunkel, das auch ein "Gewebtes" ist. Vielleicht etwas ungewohnt, doch bewusst.

HG Jutta
wa Bash (47)
(26.05.19)
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 juttavon antwortete darauf am 30.05.19:
Danke, lieber waBash.

Ja, meistens schreibe ich verdichteter. Dies hier ist ein älterer Text; vielleicht überarbeite ich ihn nochmal.

HG Jutta

 Habakuk (28.05.19)
Schönes Gedicht, liebe Jutta.

Die etymologische Bedeutung des Wortes „Mythos“
bedeutet ja Überlieferung aus der Vorzeit eines Volkes in Form von Dämonen-, Götter- und Heldensagen. Träume und Mythen als verborgene Sprache der Seele. C. G. Jung und viele andere bedeutende Psychologen haben sich mit der Welt der Archetypen, Träume, Mythen und mit den Entwicklungsprozessen der Seele beschäftigt. Das ist auch das Thema deines Gedichts.

Joseph Campell, ein US-amerikanischer Professor und Autor auf dem Gebiet der Mythologie betrachtet den Mythos als einen geheimen Zufluss, durch den die unerschöpflichen Energien des Kosmos in die Erscheinungen der menschlichen Kultur einströmen. Religionen, Philosophien, Künste, primitive und zivilisierte Gesellschaftsformen, die Urentdeckungen der Wissenschaft und die Technik, selbst die Träume, die den Schlaf erfüllen, all das gärt empor aus dem magischen Grundklang des Mythos.
So sehr die Mythen im Detail variieren, ihre Strukturen sind einander sehr ähnlich. Sie haben ein universelles Muster.
Traum, Mythos und Wirklichkeit sind als miteinander kommunizierende Wirklichkeiten zu sehen. Der Traum ist nach Campbell ein "verpersönlichter Mythos", er verbinde mit der eigenen Lebensgeschichte ebenso wie mit dem Menschsein ganz allgemein.

In eindrucksvollen Bildern beschreibst du diesen Prozess. Einzelne Verse explizit herauszugreifen bedarf es nicht. Jedes Bild bringt das oben Gesagte anschaulich zum Anklingen.

Sprachklang und Rhythmus wohnen deinen Gedichten ja stets inne. Nicht unerwähnt lassen will ich einige Klangfiguren deines Gedichts.
Alliterationen fallen mir auf bei „Flügeln - Faser - Flut - Flussbett - fliegen - flackernde Felswände - Feuer“. Oder: „Schlaf - schwarze Schattierung - Schritt - Schatten“.
Assonanzen sehe ich bei a, e, i, o, u sowie den Umlauten ä, ö und ü, ohne jetzt jeden Einzelfall aufzuzeigen.
Mir ist schon klar, dass strenggenommen die Begriffe Alliteration sowie Assonanz nur im Zusammenhang mit benachbarten Wörtern bzw. Wörtern, die innerhalb eines Verses oder einer Strophe aufeinanderfolgen, benutzt wird. Ich sehe das etwas großzügiger und für mich ist jedes Gedicht in diesem Zusammenhang eine syntaktische Einheit und der Wohlklang, der aus dem Gleichklang der Anlaute bzw. Vokale erfolgt, kann sich für mich auch aus weiter voneinander entfernten Versstrukturen ergeben. Ich sehe insofern ein Gedicht als einheitlichen Klangkörper.
Da werden die sogenannten „Experten“ womöglich widersprechen. Macht mir aber knapp die Hälfte, will sagen, ist mir wurscht.
Auf die Klangfigur „Konsonanz “ könnte ich auch noch eingehen, da sich in deinem Gedicht reichlich Konsonanzen finden lassen. Ich belasse es aber diesmal bei den bisherigen Ausführungen und begnüge mich mit einem relativ kurzen Kommentar.

Mir gefällt dein Gedicht.

HG
H.

 juttavon schrieb daraufhin am 30.05.19:
Vielen Dank, lieber H.

Was Du über den Mythos-Begriff von Campell schreibst, trifft meine Gedanken genau. Danke für diesen Hinweis!

Ein ganzes Gedicht als einheitlichen Klangkörper anzusehen, in dem sich über mehrere Zeilen hinweg Assonanzen verteilen, ist vor allem in der modernen Lyrik und unter ihren "Experten" durchaus verbreitet. Poesie sprengt doch sowieso Regeln, da wollen manche auch im Interpretieren nachkommen...

HG Jutta
Agneta (62)
(23.06.19)
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 juttavon äußerte darauf am 23.06.19:
Danke, liebe Agneta, das freut mich.

Alte Mythen, egal ob griechische, indianische o.Ä., zu lesen oder zu hören, bewegt mich meistens sehr tief. Es lebt so viel Wahrheit darin, wie in den eigenen Träumen.

HG Jutta
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