Der arme Mann im Fango-Bett

Gedicht zum Thema Krankheit/ Heilung

von  BerndtB

In der Reha gibt es Fango,
ist gesünder noch als Tango,
bei dem man das Gelenk verdreht,
was bei der Reha gar nicht geht.

Du liegst auf einem Wasserbett,
gemütlich-warm und einfach nett,
verpackt in wohlig-weichen Decken,
kannst du nunmehr im Schlaf verrecken.

In der Kabine Nummer zwei,
da schnarcht ein fetter Mann, o wei.
Er wälzt sich hin und wälzt sich her,
die Schwestern schwatzen nebenher

in ihrem Raum mit ganz viel Zeit;
sie lieben die Gemütlichkeit,
die „Stress“ sie nennen. Nur warum?
Dem Dichter bleibt die Feder stumm.

Da, der Alte fällt vom Bett,
auf den Boden, gar nicht nett,
„Hilfe“, schreit er, „helft mir doch“,
Schwestern sind im Schnatterloch.

Hör’n nicht, wie der Alte schreit,
armer Mann, er tut mir leid,
doch das Notseil mir gebricht,
helfen kann ich deshalb nicht.

Mann liegt unten, Fango drauf,
er hört mit dem Schreien auf.
Die Decke liegt daneben,
ganz traurig ist das Leben.

Der Fango drauf verschmutzt ihn sehr,
die Schwestern schnattern immer mehr.
Jetzt ist die Fango-Zeit herum,
die Schwestern sagen nun  ganz dumm:

„Solch eine große Sauerei,
und Hilfe rief er nicht herbei!“
Das war sein schönster Fango-Tag,
an den er nicht mehr denken mag.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (17.11.19)


Lieber Berndt,

statt

Du liegst auf einem Wasserbett,
warm und gemütlich, einfach nett.
Zugepackt mit woll‘nen Decken,
so kannst du im Schlaf verrecken.

könntest du

"Du liegst auf einem Wasserbett,
gemütlich-warm und einfach nett,
verpackt in wohlig-weiche Decken,
kannst du nunmehr im Schlaf verrecken.

(klingt besser und metrisch sauberer. Der U-Laut ist hier stärker als das Verb "kannst" mit seinem kurzen Vokal.

statt

in ihrem Raum mit ganz viel Zeit;
sie lieben die Gemütlichkeit,
die „Stress“ sie nennen, nur warum?
Dem Dichter bleibt die Feder stumm.

"in ihrem Raum mit sehr viel Zeit -
man liebt halt die Gemütlichkeit,
die Stress sie nennen. Nur warum?
Dem Dichter bleibt die Feder stumm."

Der Rest entspricht auch nicht ganz den Regeln, muss er aber auch nicht.
Ein liebenswertes Gelegenheitsgedicht zum Thema "Kur mit Schatten", im wahrsten Sinne des Wortes.

Lächelnde Grüße
der8.

* Bei gereimten Gedichten empfiehlt es sich übrigens, dem einmal gewählten Metrum nicht auf den Versfuß zu treten. Also entweder
Jambus: kurz - lang - kurz ...
Trochäus: lang - kurz - lang ...
Daktylus: lang - kurz - kurz - lang - kurz - kurz ...
Anapäst: kurz - kurz - lang - kurz - kurz - lang ...
Spondeus: lang - lang ... (kommt im Deutschen kaum vor)

Dieses (quantitierende) Prinzip gilt besonders für komische Lyrik, die zu 99 % ultragenau gearbeitet wurde und wird.

Gruß
der8.

 BerndtB meinte dazu am 17.11.19:
Lieber 8.,

vielen Dank für die Empfehlung und die Verbesserungsvorschläge. Ich bin letzteren in der zweiten Strophe gerne gefolgt.
In der vierten Strophe finde ich das "man" nicht so gut. Für die Schwestern ist das "sie" einfach besser, denke ich.
Die verschiedenen Versfüße sind mir theoretisch bekannt. Leider beachte ich sie nicht immer, wenn ich Spannung erzeugen will. Wenn du meinst, ich sollte besser darauf achten, werde ich versuchen, den gut gemeinten Rat einer erfahrenen Dichterin (zumindest ab und zu) zu beherzigen

Lieber Gruß
Berndt
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