Gedanken in Zeiten des Corona

Essay zum Thema Gedanken

von  Emerenz

Jetzt ist es halb drei Uhr nachts.
Und ich bin hellwach.
In mir ist das Bild dieser Welt.
Du meine Güte.
Was machen wir uns da vor.
Kein Fleckchen auf dieser Welt,
wo es nicht glimmt, bröckelt.

Und der Himmel drüber tut blau.
Und die Natur spielt Frühling.

Nein, das ist nicht bloß ein bisschen Corona.
Das ist mehr.
Untergang.
Chance.

Mein Glauben an das mögliche Gute ist infiziert.
Die Viren des Wissens knallen mich nieder.
Und breiten sich verwüstend aus.
Kein heilendes Fieber ist in mir.
Klare Kälte.
Klirrt mich an.
Wo ist der Ausweg?
Der Wegweg.
Wohinweg.

Wenn sie da stehen, die Ordner
eines korrupten Systems
Das sich nun auch um sie schlingt und würgt.
Die Schlange der Pragmatismuslüge.
Das gefräßige Krokodil des Wachstums.
Die hoffnungslose Machbarkeit.
Darüber lacht das kleine Krönchen Virus besonders.
Kichert fast verlegen.
Wenn Pappfiguren von Verantwortung plaudern.
Und versprechen, wir lassen niemanden im Stich.

Bieten Geldgeschenke an.
Weil sie nichts anders zu schenken haben.
Darauf kann man vertrauen.
Ein Erfahrungswert.
Banken wurden gerettet.

Sonst noch was?
Aber ja.
Unsere Politprofis flüstern gar von Menschlichkeit.
Die darin besteht, auf zu viel Rollen Klopapier zu verzichten.
die nun besonders einsamen Alten
per Telefon zu besuchen.
(Das gibt dem Handy einen neuen Sinn.)
Und ab 80 auf das Beatmungsbett zu verzichten.

Wir haben kein nationales Problem, das Corona heißt.
Es ist ein globales.
Global.
Vor einigen Wochen war es noch eines in China.
Bedrohlich.
Weit weg.
Dachten wir in einem warmen Winter.
Inmitten des Bedrohlichen.
Das zu verdrängen nach weit weg so simpel ist.
 
Es geht nicht mehr, das als
vorübergehende Krise zu sehen.
Wie denn?
Es gibt keinen Ort auf dieser Erde,
wohin wir flüchten könnten.
Es gibt kein Fluchtgefährt.
Es gibt kein Entrinnen.
Es gibt nur die Quarantäne.
Das Asyl, in dem wir auf unbekannte Zeit
uns besinnen können.
Worauf...
Davon hängt es ab,
ob Untergang oder Chance
Gegenwart und Zukunft ist.

Wie seltsam,dass wir uns da vorbeimogeln wollen.
Ich wollte das auch.
Konnte es – bis vor ein paar Stunden.
Als da plötzlich diese Frage war.
Die wollte ich nicht.
Lief weg von ihr.
Sie lief mir nach.

Woher kommt Corona,
warum ist es so mächtig,
was will es von uns,
ist es naturgewollt oder menschengemacht?

Und es wurde noch schlimmer.
Als mich die kalte Klarheit in diesem fieberlosen Infekt Wissen
erfasste.

Corona ist ein Nebenaspekt.
Ein Mittel zur Erkenntnis.
Es gibt Mächtigeres als Macht.

Sollten wir da rauskommen,
dann ist nichts mehr wie vorher.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 eiskimo (20.03.20)
Ein Augenöffner!
Untergang oder Chance? Ich will an die Chance glauben.
Andiamo!
Eiskimo

 AchterZwerg (20.03.20)
Immerhin:

Virales

Alle Räder stehen still,
wenn sein starker Arm es will.

 TrekanBelluvitsh (20.03.20)
Wäre ein schöner Text, wenn da diese zeitgeistige Gemecker über "die da oben" nicht wäre. Da erkennt man sehr gut, wie Gruppen wie Pegida und die AfD den Diskurs zerstört haben.

Eiskimo hatte neulich einen ähnlichen Text, zusammengesetzt aus den gleichen Satzbausteinen.

Wertung

[x] Zum Kotzen
[x] Dumm, weil unbedingt ein Schuldiger gesucht wird

 Emerenz meinte dazu am 20.03.20:
Trekan

Auch wenn du meine Gedanken dumm und zum Kotzen findest, antworte ich dir.
Es gibt für mich kein "die da Oben" ohne mich.
Ursache und Wirkung ist eine von denen da oben und denen da unten.
Und wenn in Zeiten wie diesen, die ich am wenigsten wegen Corona bedrohlich finde, Politiker sich mehr oder weniger redlich bemühen, Mut und Zuversicht zu verbreiten, dann ist das für mich ein fast zynisches Unterfangen, sorry.
Da bricht etwas aus und damit zusammen, was menschengemacht ist.
Die Sorglosigkeit im materiellen Gutgehen erwischt uns kalt.
Und bei all dieser Kritik lasse ich mich nicht aus.
Ich habe mich ebenso fast gerne beschwichtigen lassen von Wohlstand und das auch noch irgendwie wider besseren Wissens.
Ich bin eben nicht dumm, ich bin intelligent, ich bin informiert ich bin politisch aufmerksam und dennoch schwach.
Dieser Artikel entstand so, wie ich es beschrieb.
Ich war wach und da war plötzlich eine Kristallkugel, die mich etwas sehen spüren ließ, um das ich mich nicht mehr drücken kann.
Mein hilfloser Zorn richtet sich gegen ein System, das zusammenbrechen muss...
Mich bei AFD und beim bloßen Schuldigensuchen anzusiedeln, ist so, als ob du mich vom Weibl zum Manndl umdeklarieren wolltest.

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 20.03.20:
Leider hast du meinen Kommentar nicht richtig gelesen. Also im Einzelnen:

Ich bin der festen Überzeugung, dass du mit der AfD oder Pegida so rein gar nichts am Hut hast. Das ist für mich aber das Erschreckende daran. Du benutzt die gleichen Narrative in einer verqueren Mischung aus Verschwörungstheorie und Spiritualität. Nix für ungut, aber du hast keine Kristallkugel! Du benutzt nur das, was in den letzten Jahren an "Diskussion" über unser Land gezogen ist und sich in deinem Unterbewusstsein eingenistet hat. Ganz ehrlich: Das ist das Gegenteil von Reflexion. Es ist die Übernahme des Gehirns durch die Gefühle.

Interssanterweise findet man das überhaupt nicht in deinem Text über deine Zweitheimat Italien. Da ist von diesen Sachen gar keine Rede.

 Emerenz schrieb daraufhin am 20.03.20:
Jetzt ist die Frage, ob es Sinn hat, dass wir uns austauschen hier in dem, was wir meinen.
Dazu kenne ich dich noch zu wenig.
Ich habe kein Interesse an Rechthaben.
Ich habe auch kein Interesse an dem Satz," du hast nicht richtig gelesen"...
Und am allerwenigsten habe ich Lust darauf zu beteuern, dass ich kein Herzerl bin, dessen Unterbewusstsein von merkwürdigen Verschwörungstheorien verseucht ist.

Darum er-lese ich dich erst einmal.
Sätzer (77)
(20.03.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Emerenz äußerte darauf am 20.03.20:
Danke für dein Anregungsmühe.
Ich will dir jetzt nicht in Einzelheiten widersprechen.
Aus anderer Sicht ist da sicher vieles richtig.

Ich schreibe nicht konstruiert.
Ich schreibe.
Da gibt es Gedanken, da ist ein Anliegen.
Und ich lasse diese in meine Sätze fließen.
Das bin ich.
Das ist mein Stil.
Den ich mir nicht ausdenke.
Den anpassend zu verändern hielte ich nicht aus .

Es ist für mich als Neuling noch nicht leicht, die richtige Kategorie zu finden,
Essay, streng definiert, ist mein Text nicht.

Es ist ein zielgerichteter stream of consciousness.
Weswegen deine Anregung eher mein "Thema" verfehlt.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram