Erst endet das Leben, dann die Nacht und dann, ja dann, sammelt man die Scherben der Weinflaschen am Boden auf, damit man nicht 'rein tritt, denn das tut verdammt weh

Volksbuch zum Thema Straßenverkehr

von  Lucifer_Yellow

Epilog.
Ich hab an deinem Parfüm gerochen, um mich zu erinnern

Ich hab deine Fotos angeschaut und, mich zu erinnern

Ich hab an deinem Höschen geschnüffelt, um mich zu erinnern

Ich hab die Geschichte mit dir immer und immer wieder durchgespielt um mich zu erinnern
unsere Begegnung
die Frau im roten Mantel und mit Hut
und dem magischen ich-will-die-Welt-mit-dir-erobern-Lächeln

Erster Akt. Sie sagte, lass dich fallen und ich fiel, einen Moment lang, eine Ewigkeit lang und wir waren wie Schmetterlinge
Wie Sternenstaub, das verdammte allumfassende Alpha und Omega
der orgastische Anfang ohne Ende
Und wir fickten wie dionysische Götter
Hals über Kopf in einander verschlungen
unsere Zungen
in unseren Körpern versteckt

Letzter Akt, erster Teil. und dann? Dann kommt die Realität langsam daher gekrochen wie Minusgrade im Herbst,
langsam die Innereien zerfressend, Fragen stellend, misstrauischen Auges das Herz des anderen zerfleischend
und sind wir am Ende genau so banal, wie all die anderen, die wir immer belächelten und nie sein wollten?

Und dann nahmen wir sie uns weg
die Liebe
die Leichtigkeit
die Zungenküsse und die Augenblicke

Erregung war Furcht, war Flucht, war Erinnerung, Verletzung und Todesurteil.
Und wir sahen, dass es eine Illusion war, alles eine Illusion wurde.

Letzter Akt, fürchterlicher Teil. Und unsere Planeten kreisten fort an auf eigenen Umlaufbahnen durch die Unendlichkeit des dunklen Alls
Schwarze Löcher, die jedes Licht selbstgerecht auffressen
Und die Leichtigkeit war weg und die Schwerelosigkeit war weg
Und ein Vakuum entstand, in dem das Leben erstickte
Und eine Schwerkraft zog uns an und eine Schwerkraft stieß uns weg und was blieb, war eine traurige, nicht endende Stille
Das Ende der Unendlichkeit zum Greifen nah. Und die eignenen Umlaufbahnen liefen auseinander der eignene Ungewissheit entgegen, wie stur sie doch sind, die fickenden Götter in ihrer Eitelkeit und Selbstsucht.

Allerletzter Akt, der Teil, der nach den Credits und dem Fade out aller Beteiligten und nach den Synchronsprechern kommt, also da, wo man eigentlich aufstehen möchte, um den Saal zu verlassen, weil wohl keine witzige Stelle mehr kommt. Ich bin wie betäubt, im Fallen einen Moment lang ins Nichts, die Endlosigkeit in den Händen haltend und diesen kleinen Faden abreißend, mit dem die Zunge so gerne spielt, weil er da stört und gleichzeitig stimuliert, der sich im Zahnzwischenraum verfängt und den man so schwer mit den viel zu großen Fingern umfassen kann. Vielleicht ist es ein Schamhaar, Cunnilingus für einer Leiche.
Verdammt, wie lange fällt man eigentlich und warum schlage ich nicht endlich auf?

Das letzte Goodbye. Das letzte Mal mit der Hand durch die Haare streifend, das zarte Gesicht in den Händen haltend Und die letzten Küsse austauschend,
Das alles ist Geschichte.
Unsere Geschichte und kann ich mir eine Zukunft ohne dich vorstellen? muss ich mir eine Zukunft ohne dich vorstellen?
Ich atme tief durch.  Ich halte die Luft an, spüre den Herzschlag in der Magengegend und dieses schlechte Gefühl, dich auf immer zu verlieren, zerreißt mir die Brust.
Doch es gibt hier nichts mehr, was noch für dich schlagen kann.
Dein Herz pulst schon längst ein anderes Leben durch deinen Körper, auch wenn du das noch nicht spüren willst.

Prolog. Shopping mall des Lebens. Haushaltswarenabteilung.
Wok fand Deckel.


Anmerkung von Lucifer_Yellow:

aus "The Days after the World had ended"

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (03.01.21)
Trennungsprosa im Jammerstil.

Sorry, nicht gerne gelesen.

Aber der Titel ist klasse!

 Lucifer_Yellow meinte dazu am 16.01.21:
wer sich noch nie mit wunden quälte, der spotte nicht über narben anderer. (R+J, Shakespeare)
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