Vorurteile

Groteske zum Thema Recht und Gesetz

von  GastIltis

Ratz

Vorurteile

(oder: Das Auge des Gesetzes wacht)

Vorurteile halten. Meistens länger als alles andere. Nehmen wir mal die Familie Remmo. Angeblich besteht sie aus über dreitausend Mitgliedern. Gut, viele Familien sind so groß. Wenn man die geladenen Gäste mancher Hochzeitsfeiern in der Corona-Zeit als Maßstab nimmt und die ausländischen Verwandten abzieht, deren Aufenthaltsorte nicht bekannt sind, kommt das schon hin. Aber das ist nicht das Thema.
Familie Remmo wird gern als Clan bezeichnet.

Nun hat sich erstmals die Familie Remmo gegen die Bezeichnung ihres Familienverbandes als Clan seitens des bekannten Boulevard-Blattes „Blind“ erfolgreich zur Wehr gesetzt. Die Begründung des Gerichtes steht zwar noch aus, es ist jedoch abzusehen, dass aus mutmaßlichen Verfehlungen von jugendlichen Familienangehörigen, bei denen es sich teilweise um Kavaliersdelikte handelte, nicht die Ehre einer Großfamilie in Frage gestellt werden darf.

Nun wurden seitens der Rechtsvertreter des Blattes Einwände geltend gemacht, nach denen zwei bedeutende Fälle der jüngeren Vergangenheit, nämlich der Diebstahl der Berliner 100-kg-Goldmünze, und der legendäre Einbruch in das Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen zu Dresden mit dem Raub wertvoller Pretiosen mit der Familie in Zusammenhang gebracht werden sollten, wobei in beiden Fällen weder die Ermittlungen endgültig abgeschlossen worden sind, noch es zu rechtskräftigen Verurteilungen gekommen wäre, die auch nur ansatzweise den Verdacht erhärten könnten, dass familiäre Strukturen das Zustandekommen derartiger Straftaten gefördert, noch überhaupt ermöglicht hätten.

Das Gegenteil ist eher der Fall.

Inzwischen hat sich, und das haben Investigativjournalisten  der Zeitschrift „Reflektor“ aufdecken können, eine wesentlich andere Sichtweise ergeben. Den Ermittlern war in beiden Fällen aufgefallen, obwohl dazu eine Quer-Koordinierung fehlte, dass die mutmaßlichen Tatverdächtigen mit jeweils mindestens einem Mitarbeiter des Wachpersonals Verbindungen herstellten, die ein offensichtliches Ziel hatten, Lücken bzw. Schwachstellen im jeweiligen Sicherheitssystem zu erkennen und offenzulegen.

Und mit welchem Ziel?

Genau: Mit dem Ziel, diese inzwischen erfolgten Taten zu verhindern.

Weil es seitens der Remmo-Familie ein übergeordnetes Prinzip, eine vorauseilende Leitlinie gibt, die zwar zwischenzeitlich unter-, aber nicht zerbrochen worden ist!

Und diese Leitlinie ist einerseits die vollständige Einbeziehung der Familie in das Sicherheitskonzept beider Kultureinrichtungen und andererseits der versicherungstechnische Schutz zunächst dieser und später weiterer wichtiger Kunst- und Kulturstätten des Landes.

Dass die Familie und ihre Rechtsvertreter in den Verhandlungen mit den Zuständigen der jeweiligen Ministerien schon sehr weit vorangeschritten sind, kann man daraus ersehen, dass die rechtlichen Schritte in den Fällen Münze/Pretiosen zwar weitergeführt werden, aber mehr Scheingefechte sind als ernste Amtshandlungen.

Man kann also, und da ist sich der „Reflektor“ sicher, davon ausgehen, dass es noch in diesem Jahr 2021 zu einer rechtskräftigen Vereinbarung zwischen der Remmo-Familie und der Bundesrepublik Deutschland kommen wird, die eine sicherheitstechnische Verbesserung der Zustände in allen deutschen Kunst- und Kultureinrichtungen in die Wege leitet, und dass zudem für dennoch mögliche Zwischenfälle ein vollumfänglicher Versicherungsschutz ohne Wenn und Aber für unser aller Kulturgut zustande kommt.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, tueichler, AZU20, DanceWith1Life.
Der Dank ist gesichert!

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Kommentare zu diesem Text

FensterblickFreiberg (49)
(25.01.21)
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 GastIltis meinte dazu am 25.01.21:
Ich begrüße dich steinkopf,
du bist bestens informiert, wie ich lese. Dein Fensterblick reicht aber nicht aus. Denn nur, wer an den Weihnachtsmann glaubt, kann sich sicher sein, dass dein Wunsch, dass die „geliehenen“ Dinge jemals zurück kommen, in Erfüllung gehen wird.
Mal nebenbei: als ich meine Diplomarbeit schreiben sollte, hatte mein damals künftiger Arbeitgeber empfohlen, sie nicht in der heimatlichen TU, sondern an der Bergakademie zu schreiben. Nach der Rückkehr von dort und der Erläuterung der Umstände, hatte mein Heimatprofessor folgende wörtliche Bemerkung parat: „Das ist doch zum Scheiße-Schreien!“
Mein Text ist eine Groteske, wobei ich nicht weiß, ob es zutrifft. Wenn ja, hast du bestimmt auch ein Lenin-Zitat in Hinsicht Grotesken auf Lager. Dann gebe ich auch die Pretiosen zurück.
Viele Grüße von Gil.
FensterblickFreiberg (49) antwortete darauf am 25.01.21:
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 plotzn (27.01.21)
Satte Satire, Gil.
Da der Clan (wie aus remmomierten Kreisen berichtet wird) besser organisert ist, als die Ordnungsbehörden, sollte man vielleicht noch einen Schritt weiter gehen und ihm nicht nur den Einbruchschutz sondern gleich die gesamten hoheitlichen Aufgaben übertragen.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis schrieb daraufhin am 27.01.21:
Danke lieber Stefan,

so radikal wie du sonst stets an die Dinge heran gehst, muss man es hier nicht gleich gestalten. Aber mit den Gesundheitsbehörden zu beginnen, wäre das nicht als Einstieg auch in deinem Sinne? Oder ist dir bei deinen Recherchen bisher bekannt geworden, dass je ein Remmo-Familienmitglied an Corona erkrankt wäre. Außerdem: wer über solche Anwälte und Organisationsstrukturen verfügt, meistert tatsächlich höhere Aufgaben. Hoffentlich lässt sich die Familie nicht einfallen, eine Partei zu gründen; das wäre das sichere Ende.

Vielleicht braucht sie noch zwei fähige Berater?
Wer zuerst angesprochen wird, meldet sich.

Herzlich grüßt dich Gil.
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