Lächeln schmerzte. Der Vollvisierhelm hatte die Sparringsession nicht überlebt. Nichts Gröberes, das eine Woche Krankenstand nicht verschleiern würde. Er schloss die Türe zu seiner kleinen Wohnung und steuerte die Abwasch an. Ein Glas kaltes Wasser um den metallischen Geschmack im Mund runter zu spülen. Es war Dienstagabend und morgen hatte er ohnedies frei, also nahm er eine Ibuprofen mit etwas Gin zu sich. Die Langeweile der vergangenen Jahre hatte ihm zu sehr zugesetzt. Die Tabletten, die ihm der Arzt verschrieben hatte, sollten das Schlimmste verhindern, aber sie ließen sich einfach zu gut gegen Viagra und Speedballs eintauschen. Er nahm sein Handy zur Hand und dachte, dass er zu alt für Tinder und zu jung für ein Laufhaus war. Swingerclubs hatte er bisher gemieden, also wählte er die Nummer seiner Ex. Ein paar nette Worte später stand die Verabredung. Man kannte sich schließlich gut genug.
Er parkte den Wagen zwei Seitengassen entfernt und kam sich albern bei dem Versuch vor, seine Haare in Form zu bringen. Wenig später öffnete sie ihm mit einem gleichgültig, gekünstelten Lächeln. Er nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich neben sie aufs Sofa. Es kam ihm vergeblich vor, sich genauer nach ihrem Befinden zu erkundigen. Er zog sie näher an sich heran, sie waren ein eingespieltes Team.
Müde trat er die Kupplung durch und schaltete hoch in die Dritte, der Motor heulte auf. Später würde man keine Bremsspuren finden. Man zog die Wrackteile aus dem Stausee. Alles Bleibende, das er hinterlassen hatte, war eine Autokolonne voll müder Schichtarbeiter, die in den frühen Morgenstunden auf dem Weg zu ihren Familien waren.
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