Frankfurter Schule nach Konstantinos Kavafis

Gedicht zum Thema Idealismus

von  toltec-head

Zwei Semester lang studierte er bei Jürgen Habermas,
Doch dann hatte er genug von der Philosophie und von Habermas.

Er engagierte sich in der Frankfurter-SPD.
Aber das wurde ihm sehr schnell zu blöd. Die Genossen
Waren ein armseliger Haufen, wichtigtuerisch
Mit sicherlich guten Absichten aber 0 ästhetischem Empfinden.
Sie taten ihm leid, vor allem die Frauen.

Dann eine plötzliche Kehrtwendung: Konservativ Revolutionäres
Zog ihn an, Heidegger und Ernst Jünger wurden seine neuen Hausgötter.
Er trat sogar in eine schlagende Verbindung ein. Aber schon bald
Kamen ihm Zweifel. Finanziell war er abhängig von seinen Eltern,
Beide Lehrer und linksgrün, die 17 Jahre lang Den Stürmer, äh...
...sorry,  Die Frankfurter Rundschau aboniert hatten.
Er wollte nicht von ihnen als Neonazi gesehen werden, vor allem aber
Wollte er nicht, dass sie ihre großzügige monatliche Überweisung einstellten.

Nun ja, irgendetwas musste er ja tun.  Mit einem Mal fing er an,
Sich in der Schwulenszene herumzutreiben, diverse Sexkinos
Und die schwule Sauna wurden sein neues Zuhause.

Das Schicksal hatte es gut mit ihm gemeint: hier hatte er Glück.
Er genoss die göttliche Gabe eines hübschen Gesichts
Und einer guten männlichen Ausstattung.

Seine sexuelle Anziehungskraft würde mindestens
Noch 10 Jahre andauern. Danach -
Könnte er wieder in das Seminar von Habermas zurückkehren.
Und wenn die alte Hasenscharte zwischenzeitlich gestorben wäre, könnte er
Nach Bielefeld zu Luhmann oder einem Dekonstruktivisten nach Paris gehen;
Irgendjemand neues, der jetzt angesagt war, würde sich schon finden.

Oder vielleicht würde er sich schließlich doch wieder
Der Politik widmen, den Grünen beitreten - warum nicht?
Es ist immer besser, eine Familientradition fortzusetzen
Und sein möglichstes zu tun, dass diese Erde ein besserer Ort wird
Und die Menschen miteinander in Frieden leben. Nicht?


Anmerkung von toltec-head:

FROM THE SCHOOL OF THE RENOWNED PHILOSOPHER

For two years he studied with Ammonios Sakkas,
but he was bored by both philosophy and Sakkas.

Then he went into politics.
But he gave that up. That Prefect was an idiot,
and those around him, somber-faced officious nitwits:
their Greek—poor fools—absolutely barbaric.

After that he became
vaguely curious about the Church: to be baptized
and pass as a Christian. But he soon
changed his mind: it would certainly have caused a row
with his parents, ostentatious pagans,
and—horrible thought—
they would have cut off at once
their extremely generous allowance.

But he had to do something. He began to haunt
the corrupt houses of Alexandria,
every secret den of debauchery.

In this fortune favored him:
he’d been given an extremely handsome figure.
And he enjoyed the divine gift.

His looks would last
at least another ten years. And after that?
Maybe he’ll go back to Sakkas.
Or if the old man has died meanwhile,
he’ll go to another philosopher or sophist:
there’s always someone suitable around.

Or in the end he might possibly return
even to politics—commendably remembering
the traditions of his family,
duty toward the country,
and other resonant banalities of that kind.

https://www.poetryinternational.org/pi/poem/2506/auto/0/0/Constantine-Cavafy/FROM-THE-SCHOOL-OF-THE-RENOWNED-PHILOSOPHER/en/tile

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