Aus dem Kindergarten

Kurzprosa zum Thema Biographisches/ Personen

von  Fridolin

Die Nonnen hießen die Kinder oft am Nachmittag, sich an den Tisch zu setzen, die verschränkten Arme auf den Tisch und den Kopf auf die Arme zu legen. Es ging dabei wohl hauptsächlich darum, dass wieder Ruhe einkehren möge, nicht unbedingt um Mittagsschlaf, und nach zehn Minuten kam auch schon ein Kommando, die Augen wieder zu öffnen.

Einmal merkte ich, dass mein neben mir sitzender Bruder auf den Weckruf nicht reagierte. Wenn er den Kopf nicht hob, dann mochte ich das auch nicht. Nachdem wir auch eine zweite Ansprache nicht befolgten, legte die Nonne ein Handtuch über unsere Köpfe und ließ uns schlafen. Wie lange das ging? Keine Ahnung, mir ist allerdings, als sei mir das auf Dauer doch ziemlich langweilig vorgekommen.

Merkwürdig ist: Bis heute mache ich mir Gedanken, wie ich das moralisch bewerten soll. Ein Betrug, eine Lüge war es schon, aber auch ein Akt der Solidarität, oder vielleicht auch der Liebe. Muss ich mich schämen oder darf ich stolz darauf sein?  Am allermerkwürdigsten aber ist: Warum behalte ich eine solche Bagatelle im Gedächtnis? Ich erinnere mich sogar, dass ich unter dem Handtuch die Augen geöffnet habe, und zwar nur deshalb, weil ich mir überlegt hatte, dass das ja niemand sehen konnte.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (15.07.21)
Zweimal "uns" im ersten Satz, das wirkt holprig. Das zweite "uns" ist überflüssig, ich schlage vor, es zu streichen.

 Fridolin meinte dazu am 15.07.21:
... vielleicht lieber so?

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 16.07.21:
Ja, aber jetzt sind die beiden Protagonisten ganz raus aus dem ersten Absatz, und die sind für den weiteren Verlauf wichtig, oder?
Vorschlag: "...und nach zehn Minuten hörten wir auch schon ein Kommando,..."
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