Kolomojskyj

Märchen

von  Fridolin

Dieser Text ist Teil der Serie  Politisches

Es war einmal ein Mann, der hieß Kolomojskyj. Er war ziemlich reich, so reich, dass er für jeden verhafteten pro-russischen Separatisten eine Prämie von 10.000 US-Dollar versprechen konnte. So reich, dass er den Aufbau der besonders tapferen Freiwilligenbataillone "Asow" und "Dnipro" bezahlen konnte. Als man seinen Einfluss auf den größten ukrainischen Öl- und Gasförderer und einen Pipelinebetreiber beschneiden wollte, ließ er die Zentralen der Unternehmen durch seine Privatarmee stürmen und besetzen.

Und den größten Fernsehsender im Land konnte er sich auch leisten, bei dem Wolodymyr Selenskyj unter Vertrag stand. Ein deutscher Journalist sah am 22. April 2019 Selenskyjs Aufstieg als Ausdruck des "kranken ukrainischen Systems: Er war nur möglich, weil ukrainische Medien von Oligarchen dominiert werden, die bestimmen, wer in ihre Fernsehsender kommt - und wer nicht. Einmal gewählt, wollte S. aber nichts mehr von K. wissen; so sprach sich K. dann dafür aus, dass die Ukraine sich vom Westen abwenden und stattdessen ihre Beziehungen zu Russland verbessern sollte. Das half ihm aber nichts. Im März 2021 verhängten die USA dann gegen ihn und seine engsten Angehörigen Einreisesperren und warfen ihm Korruption vor. Er soll jetzt in Israel leben.




Anmerkung von Fridolin:

Alle Zutaten zu diesem modernen politischen Märchen stammen aus dem einschlägigen Wikipädia-Artikel und können dort nachgelesen werden.

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Kommentare zu diesem Text


 Tula (22.04.22, 00:42)
Hallo Fridolin
Dein Märchen lässt ganz bewusst aus, dass sich der Herr S. gegem den Vorwurf politischer Abhängigkeit gegenüber K. verwehrt. Sein Zitat im wiki ist beispielgebend: der Mann, von dem er (S.) abhängig ist, muss erst noch geboren werden. 

LG
Tula

 loslosch meinte dazu am 22.04.22 um 13:27:
im unterschied zu Putler war S. nie ein schlapphut und er hat sich gerade noch rechtzeitig aus den fängen von oligarchen befreit. so lese ich wikipedia, wo wahrlich kein heiligenschein über S. gelegt wird.

 Fridolin antwortete darauf am 22.04.22 um 19:28:
@ Tula
Diese Äußerung, von der Du glaubst, ich hätte sie bewusst verschwiegen: Ja, ich habe das bewusst - nicht verschwiegen, sondern etwas anders formuliert, weil mich das immer peinlich berührt, wenn ein Politiker so etwas von sich behauptet. Unabhängigkeit in der Politik, das ist, Entschuldigung, Schmierentheater.
Der Kontext macht im übrigen klar, dass K. derzeit keine große Rolle mehr spielt, dass man ihn aber aus der Vorgeschichte dieses Kriegs nicht wegdenken darf.
Die, wenn sie überhaupt erwähnt wird, zur Zeit völlig einseitig dargestellt wird, für Friedensbemühungen aller Art aber unerlässlich ist.

Antwort geändert am 22.04.2022 um 19:31 Uhr

 Tula schrieb daraufhin am 22.04.22 um 20:25:
Hallo Fridolin
Die Vorgeschichte ist mehr oder weniger klar. Seit dem Sturz des pro-russischen Marionettenregimes, mit dem jetzigen in Minsk mehr oder weniger identisch, ist jede Form eines 'eigenen ukrainischen Weges' dem Zar in Moskau ein Dorn im Auge. Schon vor 2014 versuchte Moskau die Ereignisse in Kiew zu sabotieren bzw. aktiv zu beeinflussen.

Unter dem Strich sollte sich jeder fragen: gibt es irgendeine völkerrechtliche Rechtfertigung für diese Aggression? Für mich ist die Antwort eindeutig - Nein. 

LG
Tula

 Fridolin äußerte darauf am 23.04.22 um 00:08:
Wenn Dir diese Propaganda-Floskeln genügen, ist das Deine Sache. Und sie sind ja auch in aller Munde.
Für meine Person habe ich jede Menge offene Fragen bzgl. der Vorgeschichte und der Hintergründe. Und ich bin nach wie vor  fassungslos über das nahezu völlige Fehlen irgendwelcher Bemühungen um eine friedliche Lösung, was meines Erachtens ohne Zweifel die beste Hilfe für die Ukraine darstellen würde.

 Tula ergänzte dazu am 23.04.22 um 01:42:
... Fehlen irgendwelcher Bemühungen um eine friedliche Lösung

Vielleicht verfolgst du mal etwas intensiver die Nachrichten. Oder du beziehst diese Aussage auf Putin, dann müsste ich dir beipflichten.
Nächste Woche fliegt António Guterres persönlich nach Moskau. Mal sehen, was dieses Mal herauskommt. Ich vermute - nichts. 

Ansonsten verstehe ich, dass deine Antwort auf die genannte Frage eben nicht 'Nein' ist. Seltsam, du bist für den Frieden, aber überlegst, ob der Aggressor selbst vielleicht nicht doch seine 'guten' Gründe hatte.

Tula

Antwort geändert am 23.04.2022 um 01:43 Uhr

 Fridolin meinte dazu am 23.04.22 um 05:08:
Für mich ist es seltsam, dass Du das seltsam findest. Sollte man nicht immer beide Seiten hören? Ich hoffe, dass es früher oder später ein Urteil des IStGH gibt; bis dahin ist ganz gewiss Zurückhaltung beim Gebrauch solcher Begriffe friedensdienlicher. Bis dahin müssen sie als parteiische Verdachtsäußerungen gelten. Man benutzt sie gern in der Funktion einer nicht erfüllbaren Vorbedingung.
Guterres?  immerhin eine vage Hoffnung, besser als nichts.

 loslosch meinte dazu am 23.04.22 um 09:24:
aus sicht Putins die letzte karte, die er ziehen kann. beim papst würden die popen laut aufschreien, beim dalai lama die chinesen. Guterres hat die entwicklungsländer hinter sich. das beeindruckt Putin, der wohl spürt, dass sein kopf in der schlinge steckt. zuletzt erst besucht G. die ukraine - eine gelungene reihenfolge.

 Tula meinte dazu am 23.04.22 um 10:22:
Sollte man nicht immer beide Seiten hören?

Ich weiß nicht, wie viele Besuche Putin allein seit Dezember letzten Jahres hatte. Zu behaupten, dass niemand seine Positionen hören bzw. mit ihm reden will, ist eine lächerliche Leugnung der Tatsachen. Zudem sind seine Begründungen weitreichend bekannt: sie reichen von absurden historischen Verfälschungen (um die Existenz der ukrainischen Nation überhaupt in Frage zu stellen) bis hin zur Gleichstellung der Ukraine mit Nazideutschland. 

Du hast recht, bei deiner Argumentation ist nichts seltsam. Du verurteilst nicht den Krieg, sondern die Verteidigung des Überfallenen. Das ist in etwa die Argumentation der Partei, die wie unten erwähnt vor 2 Tagen das Parlament hier verließ, um Selensky nicht zu hören. Später haben sie seine Rede verurteilt, na klar. Natürlich ist das die Kommunistische Partei Portugals, PCP, Altstalinisten vom feinsten. Sie wünschen sich Putins Sieg.

LG
Tula

Antwort geändert am 23.04.2022 um 10:22 Uhr

Antwort geändert am 23.04.2022 um 10:24 Uhr

 Fridolin meinte dazu am 23.04.22 um 14:21:
tja, bekanntlich fresse ich auch gern kleine Kinder ...

Warum sagst Du nichts zum Internationalen Strafgerichtshof (IStGH)?

 Tula meinte dazu am 23.04.22 um 15:22:
Du frisst sicher keine Kinder, Fridolin, aber Putins Krieg durchaus, und nicht wenige. Und warum ganze Städte in Schutt und Asche gelegt werden und beim massiven Beschuss von zivilen Objekten selbst Krankenhäuser und Schulen nicht verschont bleiben, dafür wird der Herr im Kreml sicher auch 'gute Gründe' haben.

Ansonsten bin ich natürlich für eine unabhängige Verifizierung der Fakten, Todesursachen der zivilen Opfer, der Ereignisse insgesamt. Ob Putin je vor dem genannten Gericht stehen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln. 

Tula

 loslosch meinte dazu am 23.04.22 um 18:16:
mancher einfach strukturierte (russe), der nur "radio moskau" inhaliert, glaubt, dass ukrainer verängstigt im bunker hausen, weil andere ukrainer sie bombardieren.
Taina (39)
(22.04.22, 12:16)
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 loslosch meinte dazu am 22.04.22 um 13:55:
über den reichtum des Putlers las ich unlängst bei wiki, es sei äußerst schwierig, eine konkrete zahl zu nennen. allein die kontrolle, die P. über weite wirtschaftsbereiche ausübe, wirke eigentumsähnlich.

der dickste brocken scheint sein 5% aktienanteil an gazprom zu sein!!

 Tula meinte dazu am 22.04.22 um 13:55:
Hallo
Natürlich hat die Ukraine Probleme mit Korruption, steht überhaupt nicht in Frage. Und diese ist für jede Demokratie schädlich bis hin zu 'zerstörerisch'.

Selensky hat die Wahlen gerade deshalb gewonnen, d.h. weil er der Korruption den Kampf angesagt hat. Auch das wird im Märchen hier verschwiegen. Inwieweit ihm das gelungen ist, oder ob er selbst nicht ganz unschuldig ist, kann man gewiss diskutieren. Es ändert aber nichts an den gegenwärtigen Umständem der Aggression Russlands und dem Bestreben nach Verteidigung. Als moralische Rechtfertigung der Verweigerung von Unterstützung dient es schon gar nicht.

Gestern sprach Selensky über videoconf. vor dem portugiesischen Parlament. Kein Märchen ist, dass eine Partei vorher geschlossen den Saal verließ. Nicht schwer zu erraten, wer das war. Sie würden Putins Truppen selbst beim Einnarsch in Lissabon mit wehenden Fahnen als Befreier empfangen. 

LG
Tula
Taina (39) meinte dazu am 22.04.22 um 14:05:
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Adrian (47)
(22.04.22, 16:00)
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 loslosch meinte dazu am 22.04.22 um 17:46:
tja, mit "lieblingstext" ist die antwort doch klar, oder?
Adrian (47) meinte dazu am 22.04.22 um 18:18:
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 Dieter_Rotmund (22.04.22, 16:23)
Ach nööööö, Danke, bitte nicht noch mehr Ukraine-Empörungstexte!
Terminator (41)
(23.04.22, 03:31)
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 lugarex meinte dazu am 23.04.22 um 08:19:
Wahre Worte, als ob von einem Schiedsrichter gesprochen! Bravo!

 Fridolin meinte dazu am 23.04.22 um 14:34:
,,, und was genau verstehe ich Deiner Meinung nach nicht?
Denn offensichtlich meinst Du ja wohl mich.

 lugarex meinte dazu am 23.04.22 um 16:50:
ich meine Du hast es schon richtig erfasst und verstanden.
Langsam wäre es Zeit, sich weiter zu bewegen, mit dem Kämpfen aufzuhören! Statt weitere Waffen zu liefern!

 Graeculus meinte dazu am 23.04.22 um 18:24:
Mein Vorschlag: Diesen Satz

Langsam wäre es Zeit, sich weiter zu bewegen, mit dem Kämpfen aufzuhören!
in einen Briefumschlag stecken, mit "Wladimir Wladimirowitsch Putin, Moskau, Kreml" adressieren, Briefmarke drauf und abschicken.

Dankenswerterweise und ganz in seinem Sinne vermeidest du sogar das böse Wort "Krieg".

 lugarex meinte dazu am 24.04.22 um 07:46:
Keine Briefmarke, Porto bezahlt der Empfänger! So bekommt er weiteren finanziellen Schlag! Weitere harte wirtschaftliche Waffe!

Mit seinem Kollegen, Namensvetter Wolodimir, verhält sich die Sache anders. Der soll endlich auch etwas selber bezahlen, nicht nur Geschenkte Panzer bekommen. In diesem Fall müsste aber der Text geändert werden, Wolodimir führt nämlich im Gegensatz zu Wladimir wirklich einen Krieg und das Porto müsste höher ausfallen, weil der Text an ihn adressiert Express verschickt werden...

 Fridolin meinte dazu am 24.04.22 um 17:04:
... echt weiterführende Gedanken! Wie viele Durchschläge brauchen wir für Joe Biden und die EU, GB?
Agnete (66) meinte dazu am 28.04.22 um 21:01:
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 Fridolin meinte dazu am 29.04.22 um 00:51:
Ja, Agnete, ich denke, Frau Merkel wusste ganz gut, warum sie das verhindert hat. Man muss ja noch berücksichtigen, dass K. nur ein, und zwar wohl nicht der hellste Akteur war, der sich hat "erwischen" lassen. Der ganze "regime change" von 2014 birgt noch eine Fülle von Rätseln.
Danke auch für die Empfehlung.
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