Die Brüder Franz Xaver und Ignaz Berberich.

Dokumentation

von  Fridolin

Wir haben gesehen, dass Adam anfangs ins Haus seiner Schwiegermutter gezogen war, wo es aber wohl bald eng wurde, da auch noch vier Geschwister seiner Frau dort lebten und nach und nach immerhin sieben eigene Kinder kamen. Es ist also anzunehmen, dass der Umzug in die Miltenbergerstraße eher früher als später kam, aber belegen kann ich das nicht. War die Enge der Grund, warum fünf seiner Kinder auswanderten, oder doch eher der Zeitgeist? Der Film „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz gibt einen schönen Einblick in die diesbezügliche Stimmung dieser Zeit. Wie auch immer: Zwei Söhne bleiben bei ihm: Franz Xaver und Ignaz.



Die Brüder: 1. Franz Xaver, die tragische Gestalt

Der Ältere der beiden, Franz Xaver, wird, das muss man wohl so sagen,  vom Schicksal besonders heftig heimgesucht, er scheint so etwas wie die tragische Gestalt in dieser Familie zu sein. Er heiratet (wann? 1870 wird er Vater) Eva Katharina Grimm aus Gönz, die leider schon 1878 35jährig an Kindbettfieber stirbt. Für ihn gilt Hausnummer 247 als Adresse, also die andere Seite der Abteigasse, die an dieser Stelle einen kurzen rechten Winkel bildet; möglicherweise war der Zugang auch Hintere Gasse 10. In diesem Haus hatte schon sein Onkel Franz Josef bis 1852 gewohnt. Ich stelle mir vor, dass dies schon zu Nikolaus Zeiten die gemeinsame Werkstatt der Schreinerei Berberich gewesen und geblieben sein könnte.
Diese erste Ehe war alles andere als gesegnet
: Von den fünf gemeinsamen Kindern wird kein einziges erwachsen. Katharina, die älteste, stirbt mit 14 an TBC, Karl Josef mit 3 an Scharlach, Rosa Franziska wird 6, Max wird 13, bevor auch ihn die TBC ereilt, und Anna deren Geburt den Tod der Mutter nach sich zieht, lebt sogar nur wenige Tage.
1879, drei seiner bisherigen Kinder sind da noch am Leben, schließt Franz Xaver eine zweite Ehe mit der 13 Jahre jüngeren Rosa Löffler aus Hainstadt. Von den 6 Kindern aus dieser Ehe sterben wieder zwei Söhne sehr früh, der eine, knapp 3 Jahre alt, an Masern, der andere ertrinkt 2 Tage später als 8jähriger, und ein dritter fällt als Mittzwanziger im 1. Weltkrieg. Drei Töchter aber bleiben am Leben; Anna Sophia *1879, Anna *1887 und Bertha *1896.
Die beiden älteren heiraten auch, und zwar den gleichen Mann, der Chronik nach den Inhaber der Gastwirtschaft Adler namens Julius Franz Röthlein, *1878. Röthlein kam aus Erlabrunn bei Würzburg und war zunächst Portefeullier, auf deutsch Feintäschner. Wie ist er, so jung, Inhaber einer Gastwirtschaft in Amorbach geworden? Da das Gasthaus 'Zum Adler', links vor der Abteikirche, schon
1903 abgebrochen wurde, dürfte dies auch ein relativ kurzes "Gastspiel" gewesen sein.

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Gasthaus zum Adler. Die Abbildung stammt von Bernd Springer, Heimat- und Geschichtsverein Amorbach


Ein Datum der Eheschließung mit Anna Sophia Berberich gibt es nicht; die ältesten Kinder (Zwillinge) sind aber 1905 in Offenbach geboren, das jüngste in Königstein (ohne Datum, auch ein Sterbedatum für Anna Sophia gibt es nicht). Die Familie muss aber nach Amorbach zurückgekehrt sein, denn der Älteste heiratet wieder hier, und hier
findet 1918 schließlich auch die Trauung mit Anna Berberich statt; beide sollen eine Tochter Bertha Juliana gehabt haben und in Amorbach gestorben sein. (Ich vermute, dass Röthlein evangelisch war und deshalb viele Kirchenbucheinträge fehlen.)

Auch wie lange der Vater Franz Xaver gelebt hat, ist nicht bekannt. Es findet sich aber eine Notiz, dass der gelernte Schreiner später Fabrikarbeiter gewesen sei. Was mag da passiert sein? Hat das ständige Unglück ihn zermürbt? Haben sich die Brüder zerstritten? Oder hatte er einen eigenen Betrieb, den er aus irgendwelchen Gründen nicht weiterführen konnte? Seine zweite Frau, die Mutter der Röthleins, wird ihn in jedem Fall überlebt haben; sie stirbt erst 1933 mit 79 Jahren.



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