Der dumme Bub

Märchen

von  Fridolin

Dieser Text ist Teil der Serie  Politisches


Es war einmal ein dummer Bub, der sah schreckliche Bilder im Fernsehen, und er dachte, das wichtigste sei, dass die aufhören zu schießen. Weil da doch jeden Tag Menschen sterben. Und fliehen müssen. Weil alles kaputt geht bei der Schießerei. Aber das störte offenbar nur die, die nichts zu sagen hatten. Die meisten, die etwas zu sagen hatten, redeten nur über mehr Waffen, stärkere Waffen. Wollten einfach nur stärker sein.

Und dass man auch ohne Waffen schießen könne. Da stirbt man nicht gleich, sondern erst später, oder vielleicht muss man auch nur hungern oder frieren.

So schlug er jeden Morgen die Zeitung auf und suchte, ob da endlich jemand gesagt hätte: Schluss jetzt! Macht Frieden! Oder ob einer einen Vorschlag gemacht hätte, wie man das auch ohne Schießerei machen könne. Manchmal fand er auch etwas in der Richtung, aber das kam dann immer nur von Leuten, die nicht so richtig viel zu sagen hatten. Auf die hörte man nicht.

Viel wichtiger als der Frieden sei, dass man den Kampf gewinne, hieß es. Es gehe um die Werteordnung. Um Demokratie und Freiheit, (da komme der Frieden wohl erst weiter hinten, grübelte er). Und um die Menschenrechte.

Ist es nicht am wichtigsten, dass die Menschen am Leben bleiben, dachte der dumme Bub. Was für Rechte hat man wohl, wenn man erschossen ist? Er hörte, dass man wegen des Kriegs die Oppositionsparteien verboten habe und dachte, wo bleibt da die Demokratie? Und Freiheit im Krieg, was heißt das? Das komme erst später, wenn wieder Frieden herrsche. (deshalb komme der Frieden wohl erst weiter hinten, dachte er. Aber warum ändert man dann da die Reihenfolge nicht einfach?)

Dann las er, wenn er den Frieden wolle, müsse er Krieg machen. oder vorbereiten. Auf Lateinisch hörte sich das besser an, aber glauben wollte er das doch nicht. Es kam ihm verrückt vor.

Er war halt nur ein dummer Bub! Er freute sich, dass ein Herr Nehammer tatsächlich nach Moskau gefahren sei. Auch wenn da nichts bei raus gekommen ist.




Anmerkung von Fridolin:

Ich beantrage Artenschutz für dumme Buben.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (12.04.22, 07:38)
Waffen liefern und Sanktionen beschließen, das würde den Gegner so schwächen, dass er aufgibt. so denken sie, diese Idioten. Pazifismus hat keine Chance. Schön suffisant ironisch hast du das geschrieben.

 Moja (12.04.22, 17:45)
Mit den Gedanken schlage ich mich auch gerade herum - und Krieg ist absolut nicht artgerecht, noch nicht mal gerecht...

Moja grüßt!

 AchterZwerg (12.04.22, 18:08)
Hallo Fridolin,
im Augenblick erlebt der Klassiker "Ursache und Wirkung" ein Bomben-Comeback.
Und wir werden alle den Preis dafür bezahlen. Über lange Zeit.

Du hast die passende Form für deine Aussage gefunden und hantierst mit leiser Ironie - in einer Zeit, in der schon viele mit Zynismen agieren. Ich leider auch.

Liebe Grüße
der8.

 Fridolin meinte dazu am 13.04.22 um 00:23:
Liebe Regina, liebe Moja, lieber Achter,
Ihr ahnt nicht, wie gut Euer Zuspruch tut. Wenn man so einen langen und tiefen Winter vor sich hat ... irgendwie wie Glühwein.
Die Grünen schlucken die Kröten, zu deren Schutz sie angetreten waren, und "Uncle Sam" treibt die Ukraine weiter vor sich her. Der Kopf scheint nur noch zum Helmtragen gefragt. Und zum Nachbeten natürlich. Und zum Hinhalten.
Die Zynismen liegen wahrlich nicht fern.
         ich grüße Euch von <3

 Spocki (26.04.22, 03:02)
Es ist kein Märchen. Fridolin, deine Lyrik berührt. Es ist für alle Menschen das normalste auf der Welt, in Frieden leben zu wollen - ohne jemanden zu töten. Wie dumm.

 Fridolin antwortete darauf am 26.04.22 um 21:05:
habe gerade Dein Pazifismus-Gedicht gelesen, da scheint es Überschneidungen zu geben.
Das Problem ist wohl, dass alle Welt glaubt, dass Waffen das Leben sicherer machen könnten, obwohl sie doch genau das Gegenteil bewirken.
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