Kann man aus der Geschichte lernen?
Essay
von Quoth
Anmerkung von Quoth:
Ein nachgeschaffener Aufsatz aus den 50er Jahren.
Für die ungegliederte Bleiwüste bitte ich um Entschuldigung; der schreibende Schüler lehnte es ab, seinen Gedankenfluss durch Gliederungen zu zerstören.
Kommentare zu diesem Text
Eigentlich müsste der Mensch aus der Geschichte lernen können. Er lernt aber offensichtlich immer dann, wenn ihm das Wasser bis zum Halse steht und wird sogar hier wieder Rückfällig. Es dürfte keinen Hunger, keine Kriege und keine Verbrechen geben, doch das wäre ja gegen die Natur.
LG
Alma Marie
LG
Alma Marie
Hallo AlmaMarie, ja, die Natur des Menschen - und die scheint sich wenig, wenn nicht gar nicht verändert zu haben seit der Steinzeit. Naturwissenschaft und Technik - da lernt er dazu, aber moralisch bleibt er ein Stammesegoist, der zur Not im vermeintlichen Eigeninteresse auch Massenmorde begeht. Danke für Empfehlung mit Kommentar. Quoth
Geschichte bei Studienrat Bömm – eine Folter aus Zahlenabfragerei, wie du es beschreibst. In der Obersekunda kam dann Heinemann und las aus Grimmelshausens Simplicissimus vor, und Heinemann konnte das, ein furchtloser Theatraliker. Die Zeit des 30jährigen Krieges brannte sich in die Köpfe der Schüler ein, und dann hat der verschwitze Studienrat das gemacht, was man heute Faktencheck nennt: Kein Schüler hat sich da den Zahlen, den Namen der Figuren verweigert. Für Heinemann habe ich später (er gab auch Deutsch) Faust 1 auswendig gelernt. Ein Hypnotiseur!
Grüße KK
Grüße KK
Ja, es gibt sie, die Pädagogen, die wirklich etwas anzünden in ihren Schülern, und diese wenigen sind es, die das ganze System rechtfertigen ... Vielen Dank, klausKuckuck, für Empfehlung mit Kommentar! Gruß Quoth
Ich neige dazu, Dir vollends zuzustimmen. Allerdings nicht im Bezug darauf, den Krieg erleben zu wollen, das ginge mir zu weit. Aber was bedeutet lernen (aus) Geschichte. Meist ist es doch so, dass die Propagandisten des Lernens aus Geschichte dieses tun, um ein (ggf. eigenes oder anderes und vermeintlich vorteilhaftes) Machtbestreben zu protegieren. Die Konsequenz ist immer eine Spaltung von Interessen, die zumindest die von Marx postulierte Umwandlung von Quantitäten in Qualitäten unterstützt, wenn nicht gar verursacht.
Was aber bedeutet das für uns im Leben. Es bedingt den technischen Fortschritt (immer nach Kriegen oder Krisen), der zu einem Schneller-Höher-Weiter-(Besser) führt, an dessen Ende nur der Drang nach mehr des Ebenselben steht.
Was bleibt nach den vielen tausend Jahren menschlicher Entwicklung ‚aus der Gesellschaft und der Geschichte heraus‘ übrig? Nur die nackte Existenz des Individuums selbst. Wenn man Darwin vertrauen darf, dann entwickelt sich der Mensch eben nicht aus sich selbst sondern in Anpassung an die Umstände (wozu, ich geb’s gern zu, auch Resultate der technischen Entwicklung - wie etwa der Genetik - beitragen können).
Kurzum, ich würde mich da gern dem Prozess (darf man das sagen?) der ‚Geschichtsbildung‘ entziehen und eben nicht am Krieg teilnehmen. Vielleicht war ja der Spruch ‚stellt Euch vor, es wäre Krieg und keiner geht hin‘ naiv aber am Ende gar nicht so blöd.
Tom
Was aber bedeutet das für uns im Leben. Es bedingt den technischen Fortschritt (immer nach Kriegen oder Krisen), der zu einem Schneller-Höher-Weiter-(Besser) führt, an dessen Ende nur der Drang nach mehr des Ebenselben steht.
Was bleibt nach den vielen tausend Jahren menschlicher Entwicklung ‚aus der Gesellschaft und der Geschichte heraus‘ übrig? Nur die nackte Existenz des Individuums selbst. Wenn man Darwin vertrauen darf, dann entwickelt sich der Mensch eben nicht aus sich selbst sondern in Anpassung an die Umstände (wozu, ich geb’s gern zu, auch Resultate der technischen Entwicklung - wie etwa der Genetik - beitragen können).
Kurzum, ich würde mich da gern dem Prozess (darf man das sagen?) der ‚Geschichtsbildung‘ entziehen und eben nicht am Krieg teilnehmen. Vielleicht war ja der Spruch ‚stellt Euch vor, es wäre Krieg und keiner geht hin‘ naiv aber am Ende gar nicht so blöd.
Tom