Bienenvater

Text

von  Thal

Normalerweise redet er nicht soviel, aber wenn ich ihn gezielt frage und noch etwas mehr dahinter steckt, als ein „Wie geht es dir?“ erzählt er dann doch manchmal gerne. Insgesamt bleibt er auf eine Art aber doch verschlossen, wenn es aber darauf ankommt, etwas zu ruppen, kann er sehr entgegenkommend sein, auf seine Weise verblüffend.

Mit über 90 Jahren hat er schon einiges durch und lebt spätestens seit seiner Op vor 20 Jahren sehr abstinent, d.h. kein Alkohol und ohne Zigaretten. Gras würde er schon mal gerne probieren, meint das könnte gegen Arthrose helfen. Werd ihm bei Gelegenheit mal ein paar Space-Cookies schenken.

Was ihn fit hält ist, dass er jeden Tag zu den Bienen in seinem Garten geht und sich da auch immer um seinen kleinen Kartoffelacker kümmert. Das macht er schon seit mehr als 70 Jahren und würde es vermissen, nicht ständig etwas dadurch zu tun zu haben. Als Steinbock entspricht es ja auch seiner Wesensart, sein Leben durch die bestmögliche Arbeit bei Laune zu halten.

Seine Frau ist eine Krebsin und hat manchmal kein Verständnis für die Mühe, die er in das investiert, was ihn voran bringt, hütet eher das Heim, aber dennoch sind die beiden schon sehr lange verheiratet und kommen bestens miteinander aus, obwohl die Kommunikation vielleicht manchmal etwas träge ist und die Gemüter sich diametral unterscheiden. Manche sprechen in solchen Fällen von der perfekten Ergänzung. Die haben wirklich mehr, als Glück gehabt.

Anfang des Jahres habe ich ihn mal angerufen, um ein frohes Neues zu wünschen und nachzufragen, ob denn alles okay ist. Und anders, als sonst, wo alles immer so still war, hörte ich diesmal wildes Rumgekreische und Getobe am Telefon, so dass ich den alten Mann kaum verstehen konnte. Es waren seine Urenkel zu Besuch, dazu die Enkel und die Tochter.

Ich hatte es bei den beiden noch nie so voller Leben erlebt und war dadurch dann leicht gut gelaunt, hab mich für sie gefreut.

Jetzt über Pfingsten bleiben sie erstmal zuhause und es kommt auch keiner vorbei. Manchmal ist das so, aber die beiden kommen auch sehr gut allein zurecht und genießen es immer noch nach all den Jahren, wenn sie einfach mal Zeit nur für sich haben. 

Nach Pfingsten soll dann wieder die große Besucherei zwischen Hamburg, Rostock und dem kleinen Dörfchen hier losgehen. Und dann wird auch was vom frischen Honig unter der Verwandtschaft verteilt.

Ich muss meinen Honig dieses Jahr selber schleudern, hier bei mir, weil die beiden über Pfingsten ihre Ruhe brauchen. Zumindest will seine Frau das so, dass es auch mal etwas anderes, als Arbeit gibt.

Jetzt muss ich nur noch jemand finden, der mir die Honigzargen hier rüber fährt, weil ich die mit dem Fahrrad nicht weg kriege. Leider ist mein Kumpel grad auf dem Freiland-Festival in Brook und nicht hier. Die Sau ist da kostenlos reingekommen und hat mich nicht mal gefragt, ob ich mit will, obwohl ich schon seit Wochen davon rede... 

Über sowas freue ich mich dann immer wieder ganz besonders, dass man sich echt auf kein Schwein mehr verlassen kann, höchstens auf so einen coolen Uropa, Mitte 90. Aber der soll mal einen ruhigen machen, irgendwer wird sich schon finden, vielleicht auch nicht, was soll’s.



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (04.06.22, 15:50)
Op -> OP

 Dieter_Rotmund (04.06.22, 17:51)
Völlig kurios ist das Komma in diesem Satz, was hat dich  da getrieben?

"Die haben wirklich mehr, als Glück gehabt."

 Thal meinte dazu am 06.06.22 um 02:21:
ja^^

 Teichhüpfer antwortete darauf am 09.06.22 um 18:16:
OB
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