Der Anfänger

Kurzprosa zum Thema Schein und Sein

von  Hobbes



Lange bevor ich an das Leben in der Welt dachte, träumte ich von wahrer Liebe. Bekannte sagten mir alles ist ein Rätsel. Eine Lebens – Regel, die mich an die alten, antiken Philosophen denken ließ, besagte; dass jeder mal an die Reihe kommt. So auch ich, der nie was im Leben wirklich geschafft hat außer Fernsehen zu schauen. Und die Hauptschule mit der Note 3,0 zu absolvieren! Absolvieren, was für ein tolles Wort. Den Stab weitergebe. An wen ? An Menschen die ich kaum kannte oder mochte. Die mich weder liebten noch respektierten oder ablösen wollten! Welche Art der Stabübergabe war das also? Gar keine! Ich würde eher Abklatsch sagen. Wie beim Räuberball – Spiel oder so ähnlich! Niemand mochte mich in der Klasse damals! Aber keiner hasste mich auch wirklich. Warum ich geboren wurde, warum war ich alleine in der Welt mit meinem Fernsehen? Niemand wusste das! Doch es schien, das Fernsehen wusste es. Also guckte ich es! Immer und immer öfter wie auch phatetischer!


Gott kannte jeden! Dachte ich – mich kannte er nicht!

Nicht mich und auch nicht meine Freundinnen! Weil wir immer alleine waren und uns nie was geschah. Was böse war oder falsch! Wir lebten so vor uns hin und niemand dachte an uns außer dem Fernseher! Der mich liebte. Wie ich ihn.


Meine Freundinn dachte immer an Geld und Schmincke! Ich wusste es. Weil es mir das Fernsehen sagt! Durch die Familien Sendungen oder die Jugend – Filme! Meine Eltern waren nie zu Hause und so trafen wir uns fast täglich bei mir! Keiner wußte von uns. Sex war für uns nichts unanständiges mehr, als wir 18 waren und heiraten durften, kam das für einen katholischen Geistlichen nicht mehr in Frage, da wir keusch in die Ehe gehen sollten!


Keusch waren wir nicht mehr, doch wir dachten nur an Gott! Denn keiner wusste wie es im Leben weitergehen sollte? Ohne Eltern und eine anständige Berufsausbildung!


Einmal als wir alleine waren, fragte mich Jennifer; wann ist es zu spät ? Für uns zu heiraten oder ein Kind zu bekommen. Keiner weiß es sagte ich! Aber heimlich schaute ich auf den Fernseher. Der mir sagte: Niemals - denn wir werden für immer jung bleiben, wenn Gott uns nicht sieht und wir nicht in die Kirche gehen!


Sie drehte die Augen zur Seite und küsste mich! Ich war wie erstarrt, denn dieser Kuss war keiner vor den anderen.


Gott weiß um uns“ dachte ich, obwohl ich genau wusste; er weiß um uns nicht!


Und Jennifer glaubte der Kirche allein!


Was sollte mit uns weiter passieren! Eines war sicher. Wir sollten nicht heiraten und nirgendwo leben, wo man uns bemerken könnte!


Eines Tages erzählte uns der Ethik – Lehrer etwas über Immanuel Kant und seiner Philosophie.

Wenn niemand an Tod denkt, wird er auch niemandem widerfahren – ich glaubte daran und deshalb liebte ich ihn, wie einen zweiten Vater, dem ich glauben konnte und der mich verstand wie einen Menschen und nicht nur wie eine junges Kalb!


„Leben wir einsam weiter“ sagte Sie und ich glaubte ihr nicht! Denn ich wusste wie sie dachte! Durch das Fernsehen.


Eines Tags, als sie nach hause kam. Zu mir und mich um eine Schachtel Kaugummie fragte, gab ich ihr welche, und sie kaute sie bis die Gummies in ihrem Mund zerschmolzen und ihr Mund nach Himmberen roch. Ich drehte mich weg um weiter Fern zu schauen. Und sie glaubte mir in diesem Augenblick nicht mehr. Ich war für Sie zu einem Ausserirdieschen geworden, der keine Menschen mehr um sich hatte außer ihr!


„Wer war da noch, in deinem Leben?“ fragte sie mich und schaute auf die Uhr? Und die Uhr zeigte 11:00 . Niemand, dachte ich, außer dich und dem Fernsehen, das mich mit allen lebenswichtigen Informationen versorgte!


Ich hatte es sat, auf dem Beifarersitz, meines besten Freundes mitzufahren. Der mich immer mit neuesten Problemen der Welt konfrontierte. Und ich hatte Sie satt, die mich um den Schlaf brachte und um den Verstand.


Gott weiß um uns nicht! Er weiß nur um die Bettler, Mönche und Kamikaze – Flieger und um die, die Drogen genommen hatten, wie die ganz großen dieser Welt.


„Gott weiß um uns!“ Sagte sie mir – und ich wusste genau, er weiß um uns nicht! Denn wir waren keine gläubigen Personen und konnten so ewig leben!


Dann sagte sie - „ Ich verlasse dich !“ Mein Arm sprang in die Höhe und aus meinem Mund kan ein Tschau raus. Wir guckten uns noch ein letztes Mal in die Augen. Und sie ging. Wer weiß ob sie mich wirklich liebte? Darauf konnte mir niemand, selbst der Fernseher nicht Antwort geben, keiner!




Anmerkung von Hobbes:

Keiner war allein!

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (30.08.22, 00:28)
Der lakonische Stil des Textes zieht mich hinein in eine ganz eigentümliche Atmosphäre, wo eigentlich nichts Wesentliches passiert und man doch wach bleibt und beobachtet. Ungewöhnlich.

 Hobbes meinte dazu am 30.08.22 um 08:33:
Guten Tag Regina,

Danke! 

Sommerliche Grüße

Peter
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