LYRISCHE DEFRAUDANTEN

Alltagsgedicht zum Thema Schreiben

von  hermann8332

LYRISCHE DEFRAUDANTEN


Den Geist versprühn

in schändlicher Verschwendung


ist Lust am Schreiben

nur Lust während man`s schrieb


Was aber wohl den Federfuchser

dazu trieb ?


Narzissmus ,

Eitelkeit und Hybris


Extrovertierheit,

manische Euphorie


bipolar gemixt

mit Depressionen


die dem neurotischen Lyriker

innewohnen


...und er sich ausschleimt

auf Papier …

seinem Lebenselexier


seinem Substrat und Surrogat

einer künstlichen blutlosen Welt

welche mit dem wahren Leben

keinerlei Vergleich aushält …



ist Meineid , Suizid,

masturbierende Poesie …


blutschändische

Verblendung …


Ausschweifung,

Hypochondrismus

und Massochismus


.. und Verrat ...


an dem was man

wahrhaft empfindet


tatsächlich dachte

wirklich tat


man schrieb zur

sinnlosen Verwendung

diesen lyrischen Wortsalat


Nur blanke Effekthascherei

mit Worten maniriert garniert


als Köder ausgelegt

für die Konsorten

von Bildungsbürgern aller Orten


die literarisch interessiert

sich bauchpinseln ,

wie sie doch wären

ach so gebildet , kultiviert


wenn sie dem Autor gehen

auf den Leim …


und bilden sich

auf sich

was ein …


Der Lyriker, ein Defraudant

der lügt und andere und sich

betrügt


und auf das Lyrische Ich verweist

wenn er den Leser und sich selbst

bescheißt


Arglist und Hybris

ihm die Feder führt

und wer den Wortschleim liest

der ist gerührt


und meint der Poet, er spräch

zu ihm aus vollem Herzen:


genösse höchste Seeligkeit

und / oder litte

abgrundtiefste Schmerzen


Doch was auf dem Papiere

da steht und stand

es ist nur Talmi, ist nur Tand

aus vierter , dritter , zweiter Hand


und wurde alles schon gesagt

wieder und immer wieder

in stetiger Monotonie

und ohne Fantasie


Es spürt der Leser

beim Kosten Seligkeit


schluckt runter

den poetischen Köder


genießt

dieses Empfindungsgift

das toxisch einlullt

den wirren Geist :

der esoterisch tickt

zumeist


statt daß er

dem Dichtkunsthimmel flieht,

der ihn magisch nach unten

in die Lyrikhölle zieht


wo neurotische Seelen

sich schöngeistig quälen


Ach hätte er die Poesie

ach hätte er die Lyrik

am besten ganz gemieden !


Dem Schreiberling ,

dem Defraudant ,

wäre die Prosa

bloß geblieben

wenn sich alle so entschieden

und sich als Leser so verhielten


Nehmen wir ausnahmsweise an

der Poet wäre kein Betrüger

sondern ein aufrechter Mann:


Dann würfe er ein :


Die Welt, sie will betrogen sein !


Wo er recht hat , hat er recht

und hat es auch mit diesem Reim


Lyrisches Defraudantenum:


Seis drum :

Die Literatur und wir

kommen nicht darum herum


Und schließlich kommts ja nicht

auf die Wahrheit an,


weil es viele Wahrheiten

geben kann


sondern wie gekonnt

und herzergreifend

der Poet lügt und betrügt


weil es die eine einzige

Wahrheit nigends wirklich

gibt ..


und sich der Dichter

im Lichte der virtuellen

fiktiven und postfaktischen

Wahrhaftigkeit

zu sonnen hat


die ihm Glanz verleiht



als lyrischer

Wahrheitsfinder


als lyrischer

Wahrheitsverkünder


der surrealen

Wirklichkeit











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