LYRISCHE
ENTSCHULDIGUNG
EINES POETISCHEN
MISFITS
Was ich in Verse manchmal
so unverblümt berichte
von Freiheit , Unabhängigkeit
von Selbstbewußtsein, Stolz
und Individualität
von Wagemut und Chuzpe
die rücksichtlos auch über
Leichen geht
Ach Traum ists leider,
nur Gedichte
Und doch geht man mir mir
schwer ins Gerichte
nennt mich
brutal , vulgär und ordinär
und zürnet
meinem lästerlichen Mund
Von Kitsch , Klischee
und Konformismus
von blödem Gutmenschtum
und Moralismus
von Wokheit
und Korrektness
gibt er recht unverschämt
so gerne kund
O Leser laßt den strengen Ernst
sich mildern
auf daß nicht
Ernst noch
zur Verblödung werde
und aus der Blödheit
wieder Ernst entspringe
wenn ich meine Schmählyrik
für euch singe
Des Dichters Seele
ruhet schlummernd
und unbeteiilgt oft
als lyrisches Ich
im Kühlen
das ruhet :
- nur in sich -
Indes die Teufelsgeige
hänget in den Bäumen
und raue Böen in den
derben Saiten wühlen
während die Harfen
der schöngeistigen Poeten
in abgestanden Lüften
süßlich klingen
auf kitschig oder
irr verquaste Weise
als tropfe aus den Ästen
die akustische Scheiße
und wird erhört
als Harmonie
und nicht als
dumme Kakophonie :
Doch nur
Gemüts-Scheiß-Lyrik
die ist sie …
Wo, du Schmierant,
bleibt denn das Positive ?
fragt man mich
Aufs positiv Langweilige
ist geschissen
denn man will mehr
vom Negativen wissen
von jener Kraft,
die Böses sagt
doch künstlerisch
das Gute schafft
und so
als wertvoller
sich erweist
Ja, weiß der Teufel
wo es bleibt ...
Ich schwör es euch:
Ich hab es
nicht verspeist
und hab es mir
nicht einverleibt !