Das Metamultiversum

Märchen zum Thema Trost/ trostlos

von  Terminator

Warum gibt es unzählige Weltuntergangs-Gefahrenquellen, aber immer noch keinen Weltuntergang? Denkbar ist, dass Weltuntergänge, im Gegenteil, jede Sekunde passieren, bloß wählt das Bewusstsein dann jedesmal einen Lebenspfad, in welchem die Welt nicht untergegangen ist. Heißt: wir switchen ständig von Universum zu Universum; diese Universen sind identisch bis auf die Tatsache, dass im Universum, das dein Bewusstsein gerade verlassen hat, die Welt untergegangen ist: entweder die Erde durch ein Mini-Schwarzes-Loch oder gleich das ganze Universum durch den Big Rip.


Das Bewusstsein vollzieht beim Weltuntergang stets einen Quantensprung, es realisiert die kleinstmtmögliche Veränderung. Nach jedem Quantensprung werden die Karten des Schicksals neu gemischt, die Wahrscheinlichkeiten ändern sich. Nach deinem vorletzten Weltuntergang vor drei Tagen ist dein Bewusstsein in ein identisches Universum gesprungen, in dem alles exakt so ist, wie im Universum, aus dem es kam. Der einzige Unterschied ist der Sprung deines Bewusstseins. Durch diese Emergenz änderten sich alle Wahrscheinlichkeiten in deinem Leben. Nach deinem letzten Weltuntergang vor fünf Minuten bist du wieder in ein anderes identisches Universum gesprungen und die Wahrscheinlichkeiten sind nun wieder anders.


Es gibt auf der Üb-Ebene, dem Spielfeld unserer default-Realität, vermulich unendlich viele Universen. Unter dieser Ebene verringert sich der Spielraum der Möglichkeiten bis zum absoluten Nichts, das nur einen einzigen Quantenzustand haben kann: gar keinen. Auch Quantenfluktuationen finden dort nicht statt, weil es kein Dort ist: es ist weder ein Vakuum noch ein Raum irgendeiner anderen Art. Mathematisch ist das Nichts als ein nulldimensionaler Körper, ein Punkt, zu beschreiben.


Auf der höheren Ebene gibt es nicht unendlich, sondern bloß unzählig viele Universen, noch höher immer wenigere, und oben ist ein einziges Universum, das als Paradies beschrieben werden kann, über dem wiederum eine Art Nichts ist, das aber nicht Nichts, sondern reines Sein ist. Dionysisch gesehen, sind dieses reine Sein und das nulldimensionale Nichts dasselbe, apollinisch gesehen, sind sie metamultiversell getrennt und unendlichst weit voneinander entfernt.


Das wäre dann die Metaphysik eines Metamultiversums, eines Multiversums mit vielen Seinsebenen.


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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(11.01.23, 07:41)
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 Terminator meinte dazu am 11.01.23 um 07:54:
Du stehst nicht in der engeren Auswahl für diesen Negativpreis. Und warum das Bewusstsein sich nicht ins Paralleluniversum verpisst, wenn sein*e Träger*in gefoltert, vergewaltigt und sexistisch beleidigt wird? Analog dazu: Das Gehirn fühlt keinen Schmerz, aber es verarbeitet Schmerz. Das Bewusstsein fühlt nicht das Leid, sondern registriert es nur. Ein Esoteriker nennt das geistige Leidempfindungsorgan den "Schmerzkörper". Leid wird perpetuiert und intensiviert, wenn sich das Bewusstsein an den Schmerzkörper klammert. Das Bewusstsein selbst zieht jedoch nur dann die Notbremse, wenn es einen Quantensprung vor seiner Vernichtung steht. Das Bewusstsein ist wahrscheinlich "verschränkt" mit sich selbst einen Quantensprung später, so dass es von seiner Auslöschung einen Augenblick zurück in die Vergangenheit springen kann, und dann ein identisches Universum wählt, in dem es weiterhin existiert.

Hiermit könnte auch die Sinnlosigkeit des Suizids erklärt werden: du lebst in einem Paralleluniversum weiter (und aus dem Suizid wird für dich ein Suizidversuch, während für andere in deinem "alten" Universum auch dein erfolgreicher Suizid stattgefunden haben kann: für dich ist der erfolgreiche Suizideur nicht mehr du, sondern nunmehr eins deiner anderen Ichs).
Taina (39) antwortete darauf am 12.01.23 um 07:48:
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 Terminator schrieb daraufhin am 12.01.23 um 07:58:
Dass das Bewusstsein bei Leid, Schmerz oder schon Unannehmlichkeiten schnell Tschüss sagt, kennen wir aus Träumen. Eine Realität verlässt das Bewusstsein aber nur, wenn diese Realität selbst verschwindet, so meine Spekulation.

Wenn wir merken, dass wir ständig von Universum zu Universum springen, wären wir entweder wahnsinnig oder könnten unser Leben nicht mehr ernst nehmen. Das Hauptmerkmal der Realität ist ihre Kontinuität; verliert sie diese, halten wir sie für einen Traum oder eine Wahnvorstellung.

 Augustus äußerte darauf am 12.01.23 um 08:36:
Ich halte das Bewusstsein eher vielmehr gleich mit einem Fotoapparaten, der kontinuierlich Bilder von der Außenwelt schießt und auf dem leeren Film „abspeichert“. Dabei treten Quanteneffekte auf. Deshalb können wir uns auch an Dinge erinnern, da das Foto geschossen wurde. Jeder gedanke ist ein Auslöser ein Foto zu machen; wenn beispielsweise über etwas beobachtbares objektiv darüber nach gedacht wird; so wird aus allen Blickwinkeln Fotos über das (schon) geschossene Foto fotografiert. 
Gedankenstränge sind somit eine Reihe von Fotos über Fotos über Fotos.

 Regina (11.01.23, 09:29)
Weltuntergänge geschehen in der Tat, aber nicht an allen Orten auf einmal. So kann durchaus festgestellt werden, dass wir zurzeit in einem Untergangsszenario leben, nur können wir noch eine Weile weiterexistieren, weil es unser Land noch nicht völlig erwischt hat. Die Zeitspannen sind ausgedehnter, als wir uns das in einem Film vermittelt bekommen.
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