Freundlicher Fatalismus

Satire zum Thema Trost/ trostlos

von  loslosch

Fortuna miserrima tuta est, nam timor deterioris abest (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Epistulae ex Ponto - Briefe vom Schwarzen Meer). Noch das allerelendigste Schicksal ist sicher; denn die Furcht vor einer Verschlechterung ist fern.

In der Antike hatten derlei Sprüche Konjunktur. Aber auch die sog. Moderne kann nicht von solchen Lebensweisheiten lassen. Aufs Ganze gesehen, mag die Menschheit, im Sinne der Wissensanhäufung, klüger geworden sein, in Fragen der Daseinsorientierung und -bewältigung ist sie jedoch so schlau wie eh und je. Einzig die Fluchtwege in die Ironie sind zahl- und variantenreicher, gefördert durch mediale Comedy. Ob das Augenzwinkern aber immer verstanden wird? Wie in diesem Spruch, der die zweifelhafte Qualität der Ovidschen Sentenz bloßstellt: "Wenn du glaubst, du bist zu nichts mehr nütze, so kannst du immer noch als schlechtes Beispiel dienen." Chancenlos dagegen sind Mutmacher aus Omas Kabinett: "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her“ (vermutlich biblischen Ursprungs).


Anmerkung von loslosch:

Lo´s Lotinos sind steter Quell der Inspiration.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (04.01.12)
Grandios.
Aber der dumme Spruch am Ende ist sicher nicht biblischen Ursprungs, sondern speiste sich aus naiv-religiöser Quelle. Da ist Hölderlins Weisheit schon schlauer: Wo aber Gefahr ist wächst das Rettende auch...
s. t. t. Ulius

 loslosch meinte dazu am 04.01.12:
naiv-religiöser spruch, ja! im netz fand ich den verdacht auf das alte testament. sonst ohne jegliche quellenhinweise.

das spornt mich an zu einem neuen text übermorgen, lieber uli. kritische betrachtung von quellenangaben. t.t. lothar

 Lluviagata (04.01.12)
Oder- Kommt Zeit, kommt Fahrrad ... :))

 loslosch antwortete darauf am 04.01.12:
ein quell der inspiration. dachte ichs mir doch, andrea! herzlichen dank. lothar

 EkkehartMittelberg (04.01.12)
Du sprichst von der zweifelhaften Qualität der Ovidschen Sentenz, Lothar. Ich halte es für gelungenen Sarkasmus, "das allerelendigste Schicksal" als sicher zu bezeichen. Die antike Sentenz kann sich mit der modernen zynischen Version "wenn du glaubst, du bist zu nicht mehr nütze...." messen.
Ekki

 loslosch schrieb daraufhin am 04.01.12:
gibt es anhaltspunkte für seinen sarkasmus, ekki? sicher hatte er seinen trennungsschmerz von rom, am fernen pontus. cicero hätte ich das sofort zugetraut. trotzdem lob. für die sarkastische anmerkung? t.t. lothar

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 04.01.12:
Mit dem Wort "sicher" assoziiere ich eher etwas Positives, Lothar. Hier zementiert es aber "das allerelendigste Schiksal". Darin sehe ich den Sarkasmus, Lothar.

 loslosch ergänzte dazu am 04.01.12:
für uns heute ists sarkasmus pur. ob aber für herrn nasus ...
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