Samira El Ouassil, Friedemann Karig: Erzählende Affen

Komödie zum Thema Respekt

von  Terminator

Sprechende Affen haben viel zu erzählen. Und der Affe Mensch ist eben ein Erzähler, der sich wohl als Verschwörungserzähler am wohlsten fühlt: Narrative verbinden uns, und erzählen uns, wer der Böse ist.


Das Buch ist strukturiert wie eine archetypische Heldenreise nach Joseph Campbell. Dabei will es einerseits die Kritik der auf der Heldenreise basierenden Narrative sein, und andererseits selbst eine Heldenreise im Kampf der Gutmenschen gegen alles, was politisch nicht mehr korrekt ist. Die Bezüge zu Trivialwerken der Filmkunst sowie das kindische Gegendere erinnern den Leser ständig daran, dass es sich bei den Autoren um millenial snowflakes handelt.


Und damit verkaufen sich diese zwei durchaus intelligente und durchblickreiche Menschen unter Wert. Verschlimmbesserungen wie der Begriff "Schwarze Personen" für Menschen mit dunkler Haut wirken unfreiwillig komisch, denn der intendierte Euphemismus ist nur einen semantischen Katzensprung entfernt vom angsteinflößenden "Schwarzen Mann". Andererseits wird die Geschichte der Narrative und Erzählungen eloquent und unterhaltsam erzählt.


Das schwächste Kapitel ist der Verschwörungserzählung des Feminismus über die männlichen Privilegien gewidmet, und zwar nicht kritisch, sondern naiv-, bis ins Debile, naiv-affirmativ. Der Duktus ist: Das universelle Motiv der Heldenreise war immer männlich besetzt, während Frauen nicht auf die Heldenreise gehen durften. Im Klartext: Männer lebten schon immer gefährlich und mussten sich beweisen, wobei das Scheitern sehr ernste Konsequenzen hatte, während Frauen, nun ja, eben nicht auf die Heldenreise gehen durften. 


Die Schwierigkeit, den Klimawandel in einem Narrativ zu erzählen, der die Menschheit zum Handeln bewegt, wird separat thematisiert. Doch die Vorarbeit für eine mögliche Erzählung jenseits der Heldenreise leisten die Autoren eben nicht, obschon sie diese in die Heldinnenreise umwandeln, in der es darum geht, nicht einsam zu siegen, sondern möglichst viele Verbündete zu gewinnen. Der Monomythos der Heldenreise wird lediglich verweiblicht, doch nie in Frage gestellt. Wir erzählende Affen können halt nur so erzählen, wie wir halt eben erzählen können.


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